Mit Geschlechtern ist es ja immer so eine
Sache. Da brauchen wir jetzt gar nicht vom Gender-maingestreamten Formulieren
zu reden, das den Lesefluss schön oder noch schöner befördert, je nachdem, ob
man es mit Schrägstrichen, Binnen-I oder einfach Ausschreiben betreibt. Diese
Büchse lasse ich heute lieber verschlossen, denn es könnten bissige kleine
Ungeheuer herausflattern, um mich zu piesacken, bis ich endlich bereitwillig
auch auf Seite 25 unten noch von "Wählerinnen und Wählern" schreibe.
Nein, heute geht es
nur um das grammatische Geschlecht.
Das Deutsche segnet uns ja mit drei Stück davon, nämlich Maskulinum, Femininum
und Neutrum. Mehr bietet keine Sprache, weniger eine ganze Menge. Wer im
Gegensatz zu mir des Französischen kundig ist, weiß, dass es dort wie auch im
Italienischen und ganz besonders im Rumänischen zwittrige Wörter gibt, die in
der Einzahl männlich, in der Mehrzahl hingegen weiblich sind. Aber das braucht
uns nicht zu kümmern, hier wird heute deutsch geredet.
Vorausgeschickt sei,
dass ich diesbezüglich ja sehr offen bin. Wo ich herkomme, sind nicht nur Benzin und Radio männlich, sondern auch Schaf
– jawohl, "der Schaf" sagen wir und genieren uns kein bisschen. Dafür
ist Honig sächlich, und in der Sonne
schläft nicht der Hund, sondern die
Hünt' – bellende Vierbeiner sind im Bregenzerwald by default weiblich, warum
auch immer. Etliche Wörter sind auch standardsprachlich nicht wirklich
festgelegt. Bekanntestes Beispiel ist wahrscheinlich Joghurt, für den/die Duden alle drei Geschlechter kennt. Das lasse
ich mir ja noch einreden, und jeder von uns hatte wohl schon Diskussionen mit
Menschen zu führen, die nur die selbst bevorzugte Variante gelten lassen
wollten.
"Dschungel" ist laut Duden übrigens
entweder männlich oder sächlich – schon das hanebüchen genug – doch konnte das
Wort in meiner Schulzeit außerdem noch weiblich sein. Das war aber ganz
bestimmt ein schlapper Scherz der Wörterbuchredaktion, denn auf eine
Belegstelle für "das" oder gar "die Dschungel" warte ich
noch heute.
Die Sprache der
Werbung bietet noch eine Spezialität, die es sonst nirgends gibt: ein Wort, das
im Kunden-Sprachgefühl sächlich wird, wenn man es männlich hintextet, und
umgekehrt. Meine hochverehrten TexterInnenkollegInnen (ha!) wissen schon, wovon
die Rede ist: vom Service natürlich.
Service ist für die
meisten von Haus aus neutral – "das Service" liegt uns auf der Zunge.
Irgendwann aber las ein Zuständiger "das Service" und hatte gleich
ein ganz unpassendes Bild im Kopf, weil er erst kürzlich das 47-teilige
Hutschenreuther von der Großtante geerbt hatte. Seither gibt es in den
Marketingstübchen eine Mehrheit, die "der Service" lesen will, wenn
es nicht gerade ums Teegeschirr geht. Nicht selten sitzt irgendwo eine widerständige
Zelle, die in Schleife 4 zu "das Service" korrigiert, was aber nie
bis in die Reinzeichnung überlegt. Das finde ich schade, denn mir gefällt
"das Service" einfach besser. Vielleicht, weil es devoter klingt als
im Maskulinum.
Schönes Wochenende!