Freitag, 25. April 2014

Tag der Arbeit oder was?


Nächste Woche feiern wir, wie männiglich bekannt, den Tag der Arbeit oder aber den Staatsfeiertag. Ich für mein Teil kann mich da ja nie entscheiden. Wie Bileams Esel stehe ich kopfwackelnd zwischen den beiden Versuchungen: Blaumachen für die Werktätigkeit? Oder für den – ähm. War da nicht irgendwas mit dem letzten Besatzungssoldaten oder so? Feiern wir den Staat, oder feiern wir die Arbeit? Oder findet es der Staat halt gut, wenn jemand arbeitet, weil Hypo Alpe Adria? Geht man am 1. Mai in die Kirche, so einem hinreichend katholisch ums Herz ist? Oder heißt es: Maiaufmarsch oder nix? Muss man heuer beichten, wenn man letztes Jahr aufmarschiert ist?

Ein Blick in die üblichen Nachschlagewerke bringt nur bedingt Klärung: Der 1. Mai heißt zwar bei uns Staatsfeiertag. Doch warum er so heißt, bleibt vage. Mit heimkehrenden Russen hat er jedenfalls nichts zu tun. Denn Staatsfeiertag war er schon seit 1919.

Für mich löst sich die Frage, was ich begehen soll, wie von selbst jedesmal so, dass ich nicht zum Maiaufmarsch gehe, dafür aber die Messe sausen lasse. Manchmal begehe ich dann auch einfach eine kleine Schandtat.

Stattdessen könnte man eine Runde spazieren gehen, was früher dadurch erleichtert wurde, dass am 1. Mai bis Mittag keine Öffis verkehrten. Mittlerweile tun sie das, weil es vielfach als unpassend empfunden wurde, zu Fuß zum Aufmarsch gehen zu müssen. Herr Vettel reist ja auch nicht im Rennwagen zum Rennen. Viel schlüssiger ist die neue Lösung, dass man während des Wien-Marathons nicht mit der Straßenbahn fahren darf, sondern – natürlich – laufen muss. Allerdings nur bis zur Laufroute. Ich vermute, dass der Marathon bei den Handynetzbetreibern beliebter ist als der 1. Mai, weil jede SMSt, sie werde sich (Genderklausel bitte im Eintrag von vor 14 Tagen nachschlagen!) wegen des blöden Marathons stark verspäten, während hingegen niemand ein Selfie vom Maiaufmarsch hochzuladen sich bemüßigt fühlt. Doch warum eigentlich nicht? Wer war eigentlich schon beim Maiaufmarsch, und wollen wir andern wirklich ins Grab gehen, ohne diesen Punkt auf unserer Bucketlist abgehakt zu haben?

Ich erkläre hiermit: Der Maiaufmarsch wird 2014 der ganz heiße Social-Scheiß, und da sind Facebook oder Twitter bloß die Spitze des Eisbergs. Richtig interessant wird es bei Foursquare. Denn wer oft genug zum Maiaufmarsch geht, wird? Genau: Bürgermeister of Rathausplatz. Also: Wir sehen uns am Donnerstag zwischen roten Nelken.

#sozialdemokratie #yolo

Freitag, 11. April 2014

Fahrt mehr Räder!


Ich würde mich gern in Mannerschnitten aufwiegen lassen. Auch eine Ballonfahrt hätte ich gern, zur Not sogar ein Wellness-Wochenende. Einen Zalando-Gutschein kann man immer brauchen. 

Wir unterbrechen die Kolumne für die Gender-Klausel: Sollte im Folgenden jeweils nur eine Genderform dargereicht werden, so dürfen sich alle anderen Genders jeweils mitgemeint fühlen. Schönen Gruß an Frau Silvia Stoller, akademische Philosophin, die fürs gendergerechte Formulieren den Unterstrich vorschlägt.

Bloß: Ich will dafür nichts bezahlen. Ich will es gewinnen: Bei "Wien radelt zur Arbeit". Und hier kommt ihr ins Spiel. Denn bei dem Bewerb kann man nur im Team teilnehmen, d.h. ich brauche eine bis drei Mitstreiterinnen, die im kommenden Monat Mai wonnig-willig in die Agentur (und wieder heim) radeln. Ich darf also hiermit herzlich einladen, sich in diese Win-Win-und-vielleicht-noch-mehr-Win-Situation hineinzukuscheln.

Warum so viele Wins? Ganz einfach: 

Radfahren macht schlau. 

Wir wachsen mit den Herausforderungen, nicht nur als Spezies, sondern auch als Individuen. Radfahren in Wien schleudert uns täglich neue Challenges entgegen, erstaunlich viele davon in Gestalt anderer Radfahrerinnen (dazu nächste Woche mehr). Dieses ständige Training hält beweglich, erzieht zum Optimismus und lässt so manche Schwierigkeit im Arbeitsalltag vergleichsweise nebbich erscheinen.

Radfahren macht schön. 

Wer sich morgens den Wind um die Nase wehen lässt, kommt besser an: durchbluteter, gestraffter, aufgeweckter. Ich selbst bin vom regelmäßigen Radfahren so unwiderstehlich geworden, dass ich einen dicken Stecken unterm Schreibtisch liegen habe, um mich der Zudringlichkeiten erwehren zu können, denen ich hier täglich ausgesetzt bin. 

Radfahren macht reich. 

Der versierten Radfahrerin fällt es leicht, einem vielversprechenden Jungerben wie zufällig vor den Bentley zu stürzen, sich von ihm wiederbeleben, entschädigen und alsbald heiraten zu lassen. Mit einem Auto geht das nicht, zu Fuß wirkt man oft ungraziös und verschreckt den angepeilten Nachwuchskapitalisten. Für alle, die aus dem Millionärsfischerinnenalter heraus sind, sind auch die Sinneseindrücke bereichernd, die U-Bahn oder Auto einfach nicht bieten können. Und nein, wir reden nicht vom Duft des Flieders, da bleiben wir realistisch. Aber Fiaker-Ammoniak hat auch was Erfrischendes. 

Und gewinnen können wir außerdem! 

Alsdann: Wer ist dabei? Weitere Informationen findet ihr hier.


Freitag, 4. April 2014

Verhältnisse


Frühling ist’s, die Bäume blühen, der Saft steigt allenthalben. Wer will da was von Rechtschreibung wissen? Wohl keiner, das kann ich mir schon denken. Hingegen aber: Wo die Jahreszeit ihr blaues Band der erwünschten Fortpflanzung durch die Lüfte flattern lässt, ist der Weg zur Familie nicht weit. Diese kann man sich bekanntlich nicht aussuchen, genauso wenig wie die korrekten Bezeichnungen der entsprechenden Verhältnisse.

Die Fragen rundherum sind uns meistenteils powidl oder blunzn, je nach persönlicher Vorliebe.

Doch warum eigentlich? Mir scheint es ein Rätsel von frühlingshafter Zartheit, ob die OMD unsere Schwesteragentur ist oder nicht. Omnicom ist unsere Mutter, schon klar. Doch wie steht es mit Ketchum? Wie mit BBDO in Düsseldorf oder Manila? Sind das noch Schwestern oder schon Cousinen? Oder Nichten? Tanten? Oder überhaupt nur so Wirtshausbekanntschaften? Und wenn Cousinen, was für welche? (Nicht das, was ihr meint: Zärtlich sind wir doch alle hier.) Welchen Grades, und so weiter?

Wenigstens dieser Stress soll euch erspart bleiben, falls euch im Überschwang der wonniglichen Monate ein Ausrutscher passiert. Deshalb folgt hier ein kleiner Überblick über die gängigen Bezeichnungen für Menschen, mit denen wir in verwandschaftlichen Beziehungen stehen.

Wir beginnen mit Cousinen, bzw. eigentlich mit der Genderklausel: Sollte im Folgenden jeweils nur eine Genderform dargereicht werden, so dürfen sich alle anderen Genders jeweils mitgemeint fühlen. Schönen Gruß an Frau Silvia Stoller, ihres Zeichens Dozentin an der Uni Wien, für die Lesbarkeit anscheinend nichts mit Typographie zu tun hat – ihre Lösung fürs gendergerechte Formulieren ist der Unterstrich, z.B. Verfasser_innen.

Jetzt aber zu den Cousinen: Eine Cousine ist die Tochter der Schwester deiner Mutter, das weißt du und wir andern auch. Ihr habt eine gemeinsame Großmutter.

Eine Cousine 2. Grades ist  - na? Genau: Die Tochter der Cousine deiner Mutter, easy as pie. Du und eine Cousine 2. Grades, ihr teilt euch eine Urgroßmutter.

Eine Cousine 3. Grades – ich denke, das können wir uns sparen.

Interessant wird es nochmal im Englischen. Dort gibt es graziöse Verwandtschaftsgrade nach dem Muster "first cousin once removed".

WTF? Ganz einfach: Deine "first cousin once removed" ist die Tochter deiner Cousine. "First cousin", weil deine Cousine ersten Grades deine Cousine ersten Grades ist. "Once removed" weil du und deine "first cousin once removed" um eine Generation verschoben seid. Eine "second cousin once removed" ist dementsprechend die Tochter deiner Cousine 2. Grades, eine "first cousin twice removed" die Enkelin deiner Cousine, etc.

Auf Deutsch heißt das übrigens nicht so charmant, wie ich finde. Eine "first cousin once removed" (die Tochter deiner Cousine) ist z.B. eine Nichte 2. Grades, und du bist ihre Tante 2. Grades. Oder ihr Onkel, was weiß ich. 

Ach ja, heiraten darfst du deine Cousine übrigens. Verboten ist das nur hie und da, z. B. in Texas, in islamischen Ländern oder wenn du katholisch bist. Immerhin bist du mit ihr doppelt so eng verwandt wie mit einer zufälligen Fremden. Viel Vergnügen!