Freitag, 9. Mai 2014

Warum Radfahren eh doof ist


So, meine Lieben. Vor einigen Wochen habe ich hieramts zum In-die-Arbeit-Radeln geladen. Nur eine einzige Tapfere hat sich gefunden, die dem Folge zu leisten bereit war. Einerseits enttäuschend, andererseits vollrohr verständlich. Denn jeder Radfahrer (und jede Radfahrerin) stellt bald fest, dass er der einzige weit und breit ist. Alles andere, was sich zu Rad tummelt, mag zwar für den Unbedarften oder selbstgefährdend optimistisch Eingestellten auf den ersten Blick wie ein Radfahrer wirken, gelegentlich sogar noch auf den zweiten oder dritten.

Es handelt sich aber stets um eine zweirädrige Monstrosität, und das ist auch kein Wunder. Die Peripatetiker um Aristoteles philosophierten im Gehen, um dabei mehr über die Welt und ihre Verfasstheit als Menschen zu erfahren. Klar, dass die Beräderung mit einer Entmenschung einhergeht, seien die Räder selbst am Automobil, am Fahrrad oder wo auch immer angebracht. Wo es um Radfahrer geht, ist der Normalfall daher immer schon die Ausnahme, weil nur du selbst normal bist.

Ist es nun Zeit zu verzweifeln? Nein. Denn auch hier hat der Wahnsinn Methode. Es gilt, den Ungeheuerlichkeiten, mit denen man Radweg oder Fahrbahn zu teilen gezwungen ist, ins Auge zu sehen und zu erkennen, mit welcher Art von Scheusal man es zu tun hat. Erkenne deinen Feind, und du weißt, wie du seiner Herr werden kannst! Hier die erste Folge meines kleinen Führers in die Welt der Anderen. 

Der böse Kobold

Er treibt jeglichen Unfug und bringt damit Fußgänger wie Autofahrer nicht nur gegen sich selbst auf, sondern auch gegen andere Radfahrer, die überhaupt nichts dafür können. Wenn du zum Beispiel einen siehst, der neben dem Radweg auf der Fahrbahn gegen die Einbahnrichtung fährt, und zwar freihändig, weil er seine Hände zum SMSen braucht: Dann hast du gerade einen kapitalen Bösen Kobold erspäht und weißt jetzt, warum du noch übernächste Woche angepöbelt wirst, wenn du korrekt bei Grün rechts abbiegst. Gegen den Kobold ist kein Kraut diesseits der Strafbarkeit gewachsen. Wenn du ihm einen Knüppel zwischen die Speichen wirfst, ist dir aber zumindest mein Verständnis sicher. Auch kostet ein Auftragsmord laut Frank Stronach nur zwei Kilo. Legen wir zusammen? 

Der Ampelzombie

Sein Fleisch ist lebendig, alle Gliedmaßen sind noch an ihm dran, doch er teilt ein wichtiges Charakteristikum mit dem Zombie: Dieser bewegt sich zwar (abgesehen vom neueren "schnellen Zombie") nur langsam schlurfend fort. Doch ist er dabei nicht etwa genauso schnell wie ein rennender Mensch, sondern sogar um das entscheidende Alzerl schneller. Philosophisch Gebildete mögen sich hier an das Schildkrötenparadoxon des Zenon von Elea erinnert fühlen: Achill kann im vollen Lauf die vorankriechende Schildkröte nicht einholen, weil er in jeder Sekunde z.B. die Distanz halbiert und sich damit dem Reptil (ja, Schildkröten sind Reptilien!) asymptotisch nähert, ohne aber jemals an ihr vorbeizuziehen.

Der Ampelzombie geht umgekehrt vor. Während man an einer roten Ampel wartet, schiebt sich der Ampelzombie im Zeitlupentempo vorbei. Dabei ist die Seite egal. Schiebt er sich rechts vorbei, dann überquert er die Kreuzung wahrscheinlich bei Rot. Nach Grünwerden der Ampel wird man alsbald auf ihn auflaufen, ihn aber nicht überholen können, weil Autoverkehr. Schiebt er sich links vorbei, dann wartet er, bis die Ampel grün wird, um sich dann im Zeitlupentempo in Bewegung zu setzen. Man könnte ihn bei Gelb rechts überholen, doch dann wäre er im Recht, wenn er einen beschimpft.

Um den Ampelzombie auszutricksen, kann man, wenn möglich, bei Rot losfahren – das kann aber ins Geld gehen. Sonst hilft nichts, außer vielleicht um wenige Autos beten. 

Fortsetzung folgt, falls gewünscht

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