Ich weiß, ihr (ihr
beiden) lest diese Kolumnine (soeben kreierter Diminutiv von „Kolumne“) nicht
etwa, weil sie so cutting edge wäre.
Sondern weil ihr euch dabei vergleichsweise heutig und angesagt fühlen könnt,
ohne euch extra anstrengen zu müssen. Heute ist für euch ein besonders guter
Tag, denn der Zug, dem wir nachwinken, ist schon vor Tagen abgefahren, ihr seid
also gerade um fünf Tage hipper geworden. Nämlich lautet die Frage: Soll man ans Christkind glauben? Für
heuer hat sich das schon erledigt, denn bekanntlich haben die Engerln die
Briefe ans Christkind am Sonntagabend abgeholt, eingesackt, sortiert und bei
Petrus abgegeben.
Schade.
Aber Weihnachten
kommt ja alle Jahre wieder. Wie sollt ihr es also 2015 halten – kommt das
Christkind zu euch, oder muss jemand einspringen?
In Anlehnung an Pascal und seine Wette sollte man
natürlich ans Christkind glauben, denn bestenfalls bringt es einem was,
schlimmstenfalls nichts. (Beim Krampus und dem Nikolo ist das Risiko größer, da
kann es was auf die Ohren geben, wenn du nicht brav warst.)
Freilich liegt der
Teufel mal wieder im Detail. Denn die entscheidende Frage ist natürlich: Wie
schlimm ist es, wenn unterm Baum Leere herrscht wie zwischen meinen Ohren nach
fünf Minuten Big Bang Theory? (Alle, die noch nicht gemerkt haben, wie
deprimierend Big Bang Theory ist, klicken hier – Hausübung!)
Wem bei der
Vorstellung einer geschenkfreien subarborealen Zone die Lippen zu beben anfangen,
oder wer sich gar darauf verlassen würde, dass das Christkind gleich auch den
Baum bringt und aufkranzt (ich kenne da wen), der sollte sich gut überlegen,
bis zu welcher Altersklasse so tiefes Vertrauen angebracht ist.
Wohl der hingegen,
die Nirweihna erreicht hat: Völlig
entspannt schwebt sie an Punschstandln und Blinkekerzen vorbei, lässt sich
Maroniduft um die Nase wehen oder nicht und findet sich schließlich zu
Heiligabend auf der Couch ein. Sie weiß nicht, ob sie ans Christkind glaubt,
doch sie ist ziemlich sicher, dass das Christkind an sie glaubt.
Wer sich zutraut, es ihr gleichzutun, der zögere
nicht und berichte nächstes Jahr, wie es gelaufen ist.