Freitag, 19. Dezember 2014

Teutsche Alexandriner


Die Christnacht ist schon nah, fast näher als uns recht ist.

Hast du schon alles da, die Lieben zu erfreuen?

Wenn dir noch etwas fehlt: probier’s mit etwas Neuem.

Schreib ihnen ein Gedicht – ein gutes nur, kein schlechtes!

Wie fang ich das nur an? hör ich dich jetzo sudern.

Lies einfach bis zum Schluss, dann werma was z’sammpudern.                       

Zum Anfang such ein Wort, das weckt die Emotion,

lenkt uns hinein ins Thema: Die Jahresend-Saison.

Danach schreib etwas Liebes, mach allen warm ums Herz.

Drück auf die Tränendrüse, mit Engerln und mit Schnee.

Jetzt hast du sie soweit: Reim’ einfach Herz auf Schmerz.

Wenn alles haltlos schluchzt, hast du es bald geschafft.

Sag schnell noch was von Liebe, vom Eise auf dem See.

Nun ist dein Opus fertig, die Frucht von Fleiß und Kraft.

Freitag, 12. Dezember 2014

Beides probiert



Wir alle (fast alle) haben uns mehr oder weit weg von dort hingesetzt, wo wir schon mehr oder weniger lange zu sitzen pflegten. Und die wenigen, die immer noch dort sitzen, wo es schon nach ihnen zu riechen begonnen hätte, wäre ihre Körperpflege nicht so weit erhaben über jeden Zweifel (Fred und Heidi, ich schiele Richtung Südwesten!), um die herum ist auch kein Stein auf dem andern geblieben.

Jetzt ist natürlich die Frage: Was hat das alles gebracht? Kann ich nicht so genau sagen, ich halte mich an das, was ich weiß. Deshalb liefere ich für alle, die darauf schon mit angehaltenem Atem gewartet haben, die Antwort auf die Frage: 

Mit oder ohne Luke – was ist besser? 

Ich hatte ja in den vergangenen Monaten die Gelegenheit, beide Sitzsituationen gründlich zu testen. Hier das Ergebnis dieses beinharten Vergleichstests. 

Ohne Luke sitzt es sich oft ziemlich ruhig. Man darf ruhig sagen: zu ruhig. Der Blick zur Seite geht ins Leere und verliert sich im Prater.

Testosteronseitig fehlt der Punch im unteren Drehzahl- und Schubladenbereich. (Lenny, das ist jetzt nix gegen dich, aber wir müssen hier möglichst objektiv bleiben.) Auch ein beherzter Griff in die Niederungen der eigenen Playlist bleibt nicht selten echolos. 

Mit Luke muss man sich auf einen gewissen wienerischen Basso continuo einstellen. Der Spruch ist zunächst gewöhnungsbedürftig, gewinnt aber bald einlullende Qualität. Nach kurzer Zeit ist ein Leben ohne sanftes Raunzbrummeln nicht mehr vorstellbar. Auch der Stauraum des Luke überzeugt völlig, Getränke für einen entspannten Abend zu zweit finden hier locker Platz.

Mittags irritiert den Luke-Einsteiger zunächst eine starke Neigung zum Übersteuern in die Salatschüssel. Da hätte man sich als Ahnungsloser mehr Gulasch erwartet. Das herannahende Wochenende macht jedoch alles wieder wett: Mit Luke ist man nur jede dritte Woche zum Leberkässemmelholen dran anstatt jede zweite.

Fazit: Du hast mir so gefehlt, mein Schnuckibär!

Freitag, 5. Dezember 2014

Gibt es dein Christkind?


Ich weiß, ihr (ihr beiden) lest diese Kolumnine (soeben kreierter Diminutiv von „Kolumne“) nicht etwa, weil sie so cutting edge wäre. Sondern weil ihr euch dabei vergleichsweise heutig und angesagt fühlen könnt, ohne euch extra anstrengen zu müssen. Heute ist für euch ein besonders guter Tag, denn der Zug, dem wir nachwinken, ist schon vor Tagen abgefahren, ihr seid also gerade um fünf Tage hipper geworden. Nämlich lautet die Frage: Soll man ans Christkind glauben? Für heuer hat sich das schon erledigt, denn bekanntlich haben die Engerln die Briefe ans Christkind am Sonntagabend abgeholt, eingesackt, sortiert und bei Petrus abgegeben.

Schade.

Aber Weihnachten kommt ja alle Jahre wieder. Wie sollt ihr es also 2015 halten – kommt das Christkind zu euch, oder muss jemand einspringen?

In Anlehnung an Pascal und seine Wette sollte man natürlich ans Christkind glauben, denn bestenfalls bringt es einem was, schlimmstenfalls nichts. (Beim Krampus und dem Nikolo ist das Risiko größer, da kann es was auf die Ohren geben, wenn du nicht brav warst.)

Freilich liegt der Teufel mal wieder im Detail. Denn die entscheidende Frage ist natürlich: Wie schlimm ist es, wenn unterm Baum Leere herrscht wie zwischen meinen Ohren nach fünf Minuten Big Bang Theory?  (Alle, die noch nicht gemerkt haben, wie deprimierend Big Bang Theory ist, klicken hier – Hausübung!)

Wem bei der Vorstellung einer geschenkfreien subarborealen Zone die Lippen zu beben anfangen, oder wer sich gar darauf verlassen würde, dass das Christkind gleich auch den Baum bringt und aufkranzt (ich kenne da wen), der sollte sich gut überlegen, bis zu welcher Altersklasse so tiefes Vertrauen angebracht ist.

Wohl der hingegen, die Nirweihna erreicht hat: Völlig entspannt schwebt sie an Punschstandln und Blinkekerzen vorbei, lässt sich Maroniduft um die Nase wehen oder nicht und findet sich schließlich zu Heiligabend auf der Couch ein. Sie weiß nicht, ob sie ans Christkind glaubt, doch sie ist ziemlich sicher, dass das Christkind an sie glaubt.
Wer sich zutraut, es ihr gleichzutun, der zögere nicht und berichte nächstes Jahr, wie es gelaufen ist.