Freitag, 10. April 2015

Von zweien, die auszogen, das Kreieren zu lernen


So, liebe Lesehäschen, es ist schon spät in der Woche. Kuschelt euch an euren Kolumnator, ich will euch eine Gutenachtgeschichte erzählen.

Es war einmal – nein, kein König. Auch kein Königspaar. Sondern es waren einmal zwei Könige. Die hatten drei wunderschöne Töchter. Woher sie die hatten, tut jetzt nichts zur Sache. Jedenfalls, die drei Prinzessinnen waren sehr schön. Rattenscharf, um es jetzt mal volkstümlich auszudrücken. Wohlgefällig betrachteten die beiden Könige (eigentlich könnte man hier auch von einem Königspaar sprechen, oder?) ihre bezaubernden Nachfahrinnen. Da sprach der eine König zum andern: „Höre, mein Lieber, hast du nicht auch den Eindruck, dass es für unsere drei wunderschönen Prinzessinnen Zeit zum Heiraten wird?“ „Allerdings“, erwiderte jener, „wir haben sie voll Liebe aufgezogen und es ihnen an nichts mangeln lassen. Nun wollen wir zusehen, dass wir sie an den Mann bringen!“

Leider aber gab es in der ganzen Gegend nur einen einzigen brauchbaren Prinzen. Und selbst dieser hatte die sonderbare Angewohnheit, alle naslang in sein Horn zu stoßen. Aber andere Prinzen waren eben nicht zu finden. So kamen die Könige überein: „Einer ist besser als keiner. Wir wollen ihm unsere drei Töchter präsentieren, und eine von ihnen muss er freien. Die anderen beiden werden wir schon irgendwo unterbringen. Auch als Magd bei Frau Holle oder als verwunschenes Reh kann eine Prinzessin schließlich ihr Glück machen!“

So geschah es denn. Das Königspaar sandte die Prinzessinnen zum Prinzen. Damit sie sich von ihrer besten Seite zeigen sollten, gaben sie ihnen zwei Heiratsberaterinnen mit. Die sollten darauf achten, dass die Prinzessinnen recht anmutig das Köpfchen neigten, wenn der Prinz sie anredete, ihr Essen mit geschlossenem Mund kauten und vor der Königinmutter des Prinzen ordentlichen knicksten (oder knixten!).

Nun ging eine Zeit ins Land, und die Könige warteten auf ihrem Schlosse, welche ihrer Prinzessinnen bald Hochzeit feiern sollte.

Endlich kehrte die Reisegesellschaft wieder zurück. Unter Posaunenstößen zogen die wunderschönen Töchter in den Thronsaal ein, und die Könige konnten sich kaum mehr auf ihren Thronen halten vor Neugier. „Nun sprecht!“ riefen sie wie aus einem Munde. „Wie war es beim Prinzen?“ Die Heiratsberaterinnen antworteten ebenfalls im Chor: „Es war ein guter Termin, sehr positiv.“ „Ei, das hören wir gerne“, versetzten die Könige. „Doch welche Prinzessin will der Prinz heimführen?“ „Alle haben ihm sehr gut gefallen, am besten die mittlere. Doch wünscht er sie sich etwas bodenständiger. Er lässt bitten, ihm weitere Prinzessinnen zur Auswahl zu schicken. Auch hat er Bilder von Pferden malen lassen, damit Eure Majestäten sich besser in seine Wünsche einfühlen können. Und er kann sich gut vorstellen, mit einer Kirschholzkommode vor den Altar zu treten.“

Daran, liebe Lesehäschen, erkennt man wieder einmal, dass nicht nur Geschmäcker und Watschen verschieden sind, sondern auch Kundenfeedback. In der nächsten Folge: Ist es ein Korrekturwunsch oder ein Zen-Koan – you decide!

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