Liebe
Lesehäschen, in den letzten Tagen haben wir gleich zwei Geschenke aus dem Bildungsbereich bekommen. Das erste ist
natürlich der Entwurf zur Bildungsreform. Diese enthält mancherlei, wovon man
sich fragt, warum es das nicht schon längst gibt, wie zum Beispiel das Mitspracherecht
der Schuldirektoren bei der Besetzung offener Lehrerposten in ihrer Schule.
Ganz allein dürfen die das natürlich nicht entscheiden, doch haben sie nun
immerhin ein Vetorecht betreffend die Vorschläge der übergeordneten Behörde.
Ähnlich
revolutionär wirken die verpflichtenden Sprachstartklassen für Kinder mit
Deutschschwächen. Ist das super? Wie hat das System eigentlich bisher dafür
gesorgt, dass Kinder sprachlich dafür gerüstet waren, dem in der
Unterrichtssprache gehaltenen Unterricht folgen zu können?
Das
ganz große Packerl liegt aber ein bisschen tiefer unterm Reformbaum versteckt.
Denn die Zarteren unter euch wissen das vielleicht nicht. Aber Menschen meiner
Generation rechnen stündlich mit der Großen
Integrierten Sinnvollen Verwaltungsreform, seit wir mehr oder weniger
bewusst am politischen Geschehen teilhaben.
Seit den späten 70ern wird sie uns verheißen, und wir bangen immer
wieder, ob es jetzt dann nicht vielleicht doch endlich so weit ist, dass der
allerhöchste Ärar (hätte ich jetzt fast geschrieben) den Gürtel administrativ
wenigstens ein halbes Loch enger schnallt.
Jetzt,
hochverehrte Lesehäschen, ist es soweit. Denn im Rahmen der Bildungsreform
werden die Landesschulräte abgeschafft.
Jawohl,
abgeschafft. Mit Stumpf und Stiel.
Freilich
nicht ersatzlos. An ihre Stelle treten Bildungsdirektionen.
Diese sind mit Landesschulräten in keiner Weise vergleichbar, was man daran
erkennt, dass die Bildungsdirektoren zwar von den Landeshauptleuten
vorgeschlagen werden, jedoch dem Bildungsministerium unterstehen. Das,
Herrschaften, ist gelebter Föderalismus! Ins Auge springt auch, dass die
Landeshauptleute stets auch Landeschulratspräsidenten waren. In der
Bildungsdirektion ist der Landeshauptmann hingegen nicht mehr Präsident. Also,
nicht automatisch.
Ich
will mich jetzt nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Aber ich denke, diese
Bildungsreform wird der ganz große Wurf, den mir zu erhoffen ich angefangen
habe, als mir erstmals Nachricht von der Schwimmkanzlei
zuteil ward.
Das zweite Geschenk war,
verpackt im Standard vom 17.11., ein
Artikel über die Hertha-Firnberg-Schulen.
Hertha Firnberg war bekanntlich eine große Sozialdemokratin, deren man sich
heute, vielleicht zu Unrecht, vor allem als jener Ministerin erinnert, die
Thomas Bernhard bei einer Preisverleihung als Dichterling bezeichnete, wofür dieser ihr natürlich ein
angemessenes literarisches Denkmal setzte.
In den nach ihr benannten
Schulen legt man allergrößten Wert auf Gendergerechtigkeit. Deshalb gibt es
eine Genderbeauftragte, es gibt möglichst gendersensible Lehrer sowie die
alljährliche Gendermania, eine
Veranstaltungswoche mit Projekten zum Thema Gender Mainstreaming. Damit auch
alle mitbekommen, worum es geht, hängt neben der Direktion das Motto „Es zählt das Individuum, die Leistung und
das Engagement und nicht das Geschlecht“. Dies ist höchst löblich. Jedoch,
meine teuren Lesehäschen: Wie gut stünde es erst einer Bildungseinrichtung an,
wäre hier zu lesen „es ZÄHLEN“.
So setzt auch heute schon
jede Direktorin ihre Schwerpunkte selbst, auch wenn sie einst Deutsch unterrichtet
hat.