Bald,
beste Lesehäschen, ist es so weit. Dann ist der Hofer-Bertl unser neuer Häschenpräsident. Vielleicht auch der
andere, aber das würde mich überraschen, bei aller Liebe. Aber wie hat der
andere in der Schule geheißen?
Beim
Hofer Norbert ist die Antwort einfach: genau so. Aber van der Bellen Alexander?
Womit
wir bei der Frage der Woche sind: Wie ist das mit Vorname und Nachname, beziehungsweise:
Warum stellt man in bestimmten Gegenden oder Altersklassen den Nach- vor den
Vornamen?
Diese
Frage drang aus der Lesehäschenschaft zu mir, und weil ich ein lieber Kolumnator zu sein trachte,
voller Verständnis für eure Anliegen und Wünsche habe ich sofort das Internet
für euch befragt, wie das denn nun sei mit den Vor- und Nachnamen und deren
Reihenfolge,
Alsbald
musste ich feststellen, dass die alte Weisheit, dort nach Antworten zu suchen, entspreche
dem Versuch, von einem Feuerwehrschlauch zu trinken (man wird nass und bleibt
durstig), stellenweise durchaus noch zutrifft.
Ich habe neulich eine ganze Menge über Benamsungstraditionen rund um den
Erdball gewusst, vom russischen Patronym
(Pjotr Alexejewitsch, Sohn eines Alex, wird gern so angesprochen, während sein
Nachname Kutusow nur in formellen
Angelegenheiten Verwendung findet) über das isländische Nachnamen-Ringelreihen,
die angenehm übersichtliche japanische Regel, den Familiennamen stets
voranzustellen und den spanischen Pallawatsch
(jeder hat zwei Nachnamen, Kinder kriegen den ersten jedes Elternteils) bis zu
seinem portugiesischen Gegenstück (genauso, nur dass Kinder jeweils den zweiten
Namen kriegen) .
Glücklicherweise
habe ich den größten Teil davon umgehend wieder vergessen, bis auf die
sympathisch-symmetrische kongolesische
Sitte, den Familiennamen mittig zu tragen. Vorn steht der meist christliche
Vorname, hinten der traditionelle kongolesische Nachname, so wie bei Joseph-Désiré Mobutu Sese Seko, also praktisch
ein Max Huber Franz.
Aber
das hilft uns alles nicht weiter. Warum wir in der Schule der Schwandl Georg oder die Hochreiter Gabi waren, ist ja
einzusehen: In jenem Alter hat man genug zu tun mit Hinterm-Fahrradstall-Rauchen, Pickelpflege, Sportsocken und Hoffentlich-komm-ich-nicht-in-Physik-dran.
Den eigenen Namen nimmt man so, wie er kommt – nämlich auf der Klassenliste. Da
stellt man nicht mehr groß um, schon gar nicht bei den andern.
Und
warum wird Werner Faymann zum Faymann Werner, wenn er die
Stadtgrenze weit genug hinter sich lässt, wozu er ja nun reichlich Zeit hat?
Ich vermute, das liegt an der stattfindenden Umstellung (so etwas dauert!) von
der ländlichen zur verhüttelten Gesellschaft. Denn früher, als jedes Häschen in
seinem Elternbau aufwuchs und mindestens ein Häschenkind den Elternbau
vergrößerte, um seinerseits darin die Lesehäschenbevölkerung zu erhalten –
früher also hatte jede zwar einen Familiennamen. Der war aber nicht so wichtig,
weil weniger eindeutig als der Hofname. Am Hofnamen waren Emma Moosmann und Emma
Moosmann klar zu unterscheiden, denn die eine war Becklars Emma, die andere Bröselars Emma (Namen von der Redaktion geändert).
Dieses System war, wie jedes System seit Anbeginn der Zeit, super, bis die
Fremden gekommen sind. (Das p.t. p.c. Publikum darf sich den Schaum wieder vom
Mund wischen. Wo ich herkomme, nannte man in weniger korrekten Zeiten auch die
zahlenden Touristen „Fremde“, und meine Großmutter hatte keine Gästezimmer,
sondern, na? Fremdenzimmer.)
Doch
seit langem ist das nicht mehr so. Etwas ändert sich. Globalisierung wäre hier
zu hoch gegriffen. Regionalisierung? Überregionalisierung? Jedenfalls fand ein
Zuzug statt, wodurch Menschen ohne
Hausnamen in Gegenden gelangten, wo man einen solchen zu haben hat. Dies,
so meine Theorie, stürzte die autochthone Bevölkerung in ein tiefes Dilemma.
Einerseits brauchten die neuen Nachbarn einen Hausnamen, damit man sie korrekt
identifizieren konnte. Andererseits kann man einen Hausnamen auch nicht einfach
erfinden. Der muss dem Betreffenden zuwachsen wie eine charakteristische Warze
mit drei Glückshaaren drin. Was also tun? Die Alteingesessenen behalfen sich,
so gut sie es eben vermochten: Sie stellten den Familiennamen voran, auf dass
wenigstens irgendwas vor dem Vornamen stehe. Keine perfekte Lösung, das gebe
ich ja zu. Aber leider haben die Leute hierzulande keine vorchristlichen Namen
in petto, sodass man das kongolesische
System einführen hätte können. Ob der Hofer-Bertl im Sinne der Integration
der eh schon Einheimischen darüber traurig ist oder froh, das wage ich nicht zu
sagen.