Freitag, 8. Juli 2016

Dicke Hose

Keine Angst, Freundinnen und Freunde des Tschickstummels, bald geht es weiter mit News zu eurem Lieblingsthema! Die ausgedämpfte Zigarette wird uns sicher wieder beschäftigen. Aus gegebenem Anlass unterbrechen wir aber das Tschickstummelprogramm und befassen uns stattdessen mit dem FIFA Trainer, Fußballtrainer und Welt-Nationaltrainer des Jahres 2014, dem Träger des deutschen Bundesverdienstkreuzes am Bande, Herrn Joachim a.k.a. „Jogi“ a.k.a. „Dirty Hand“ a.k.a. „die Nase“ Löw. Klar ist: Wer so große Eier hat wie Jogi, der muss halt gelegentlich checken, ob im Schritt noch alles fit ist, das geht schon in Ordnung. Das Format der bunztrainerlichen Cojones hat sich beim Finale des Spiels gegen Italien wieder erwiesen. Wer nicht nur Schweini in die Elferhölle schickt, sondern auch den noch sehr frischen Kimmich und sogar den mental sicherlich – obacht, doofes Wortspiel! – ge-hand-icapten Boateng, im Vertrauen darauf, dass das schon gutgehen wird, der müsste eigentlich eine Schubkarre brauchen. Hut ab vor Jogi!
Aber warum, warum nur sagt er immer „von daher“? Im Interview nach dem Schicksalsschießen hat er diese fragwürdige Wendung sicher vier-, fünfmal fallen lassen. Es hätte nur noch gefehlt, dass ihm ein dass ich sage, okay, und ... auskommt, aber dazu vielleicht ein andermal.
Auf den ersten Blick ist klar: „von daher“ ist eine jener Phrasen, die sich selber im Weg stehen. Von deutet den Ausgangspunkt einer Bewegung an. Das tut daher aber selbst schon, ganz ohne fremde Hilfe, wenn auch nicht ganz sauber, finde ich, aber dazu kommen wir gleich. Von daher steht damit unnötig verdoppelt auf der sprachlichen Maschikseiten, ebenso wie nach vorwärts bzw. nach rückwärts, über die schon Kraus gemotschkert hat. Immerhin ist Jogi mit dieser kleinen Schwäche ebenso wenig allein wie mit seiner anderen (hat ja auch Lukas Podolski menschlich wertvoll, wenn auch grammatisch etwas fragwürdig, der Presse schon mit auf den Weg in die Redaktion gegeben: 80 Prozent von euch und auch ich kraule mich schon mal an den Eiern), macht sich von daher doch auch anderwärts breit. Google findet über eine Million Belege, die können nicht alle von Jogi sein.
Natürlich bin ich auch nicht der erste Tüpfleschießar, der sich daran stößt. Interessanterweise unterscheiden aber meine Mit-Korinthenkacker in den Netzweiten zwischen der doofen Version von von daher (die leider auch Jogi eignet) und der angeblich guten alten, die angeblich u.a. von Luther sein soll: Von daher bin ich, habe Big Martin mit Blick auf seine Geburtsstadt geäußert. Mir scheint aber, dass Luther, bei aller Größe seiner Verdienste um das Deutsche, hier entweder knapp danebengehauen hat oder von der sprachlichen Entwicklung überholt worden ist. Denn Von daher bin ich hat das entgegengesetzte Problem zum Löwschen von daher, indem her eine Bewegung zum Sprecher bedeutet, während da sich schon bei ebenjenem befindet, zumindest, wenn es wie hier lokal und nicht kausal (wie deshalb) gemeint ist. In unserem heutigen Gebrauch würde man unproblematischer sagen Von dorther bin ich bzw. sinngemäßer, weil ja her mit der Kopula das Prädikat bildet: Von dort bin ich her, analog zu Von Linz/Mautern/Gramatneusiedl bin ich her, nicht aber Von Linz her bin ich. Im Übrigen wird niemand, der in Luthers Texte hineingeschnuppert hat, bezweifeln, wie er im Falle eines einschlägigen Juckens reagiert hätte. Jogi Löw steht also mit beiden Beinen sowie auch mit allem dazwischen in einer Reihe mit so manchem großen Deutschen. Dass es gegen Frankreich dann doch nicht gereicht hat, beweist weniger gegen Löws Riecher als für die Stärke der deutschen Mannschaft als Mannschaft, die es eben nicht verträgt, wenn ihr allzuviele Teile fehlen.
Nun schweigen wir kurz im Gedenken an den gestern verstorbenen Vater aller Foodies, Wolfram Siebeck. Denn mit vollem Munde spricht man nicht.


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