Mir ist, ihr flauschigsten aller Lesehäschen, etwas Sonderbares
zu Ohren gekommen, was nicht gut klingt. Auch zu Augen ist es mir gekommen, und
ich muss euch sagen: Es sieht auch nicht gut aus.
Habt ihr es euch gerade vorbeiflutschen gesehen? Genau: Das „was“, das da einem „das“ seinen rechtmäßigen Platz weggenommen hat. Das, was da
passiert ist, passiert, scheint mir, öfter, als uns guttut. Deshalb eine kleine
Erinnerung:
Wir leiten Relativsätze
– das sind Sätze, die sich auf den vorigen Hauptsatz verlassen, um ihres Themas
habhaft zu werden, so wie gerade eben – diese Sätze also leiten wir mit der, die, das ein. Gerne auch
entsprechend dekliniert, wenn es die Sache will: Schreiben wir ein Wort, dessen zweiten Fall wir brauchen, dann
lösen wir das wie hier gezeigt. Geht es um jemanden, dem wir eine reinwürgen wollen, dann ist das mit dem Dativ kein
Problem. Und so weiter.
Was nicht geht? Was. Was
macht sich immer breiter. Wo einst ein wohlgestalter Relativsatz stolz sein
hübsches Köpfchen reckte, wedelt er jetzt mit unbedecktem was. Aber Damen und Herren, Schreiberinnen und Schreiberlinge: Ein
Relativsatz, was so daherkommt, kriegt nie ein fesches und kluges Prädikat ab,
dem bleibt nur ehschowissen, dem kleinen Saukerl.
Dieses hat gute Gründe.
Erstens
gibt es im Deutschen einstweilen noch die grammatischen Geschlechter. Solange
wir uns die antun, sollten wir nicht vor der Mühe zurückschrecken, auf Ordnung
zu sehen. Mit was funktioniert das
nicht recht. Wenn du einen Satz zimmerst, was so aussieht und in dem sich was auf Satz bezieht: Ist dann der Satz plötzlich neutral geworden oder das was
ein Maskulinum?
Zweitens
gibt es sehr wohl Umstände, unter denen ein was
der korrekte Start in einen Relativsatz ist, der so richtig pfeift. Der erste:
Der Relativsatz bezieht sich auf das,
und um die langweilige Verdoppelung das,
das zu umgehen, darf er mit was loslegen:
Das, was ich sagen will, ist, dass hier
das was passt.
Die anderen beiden Fälle sind interessanter. Was legt dem Relativsatz auch die
Rutsche, wenn er sich auf ein unbestimmtes
Zahlwort oder einen hauptwörtlich
gebrauchten Superlativ bezieht. Als zum Beispiel: Alles, was ich weiß, habe ich von Lukas gelernt. Oder auch: Das Seltsamste, was mir je untergekommen
ist, war ein entspannter Pitch. Warum interessanter? Weil tatsächlich ein semantischer
Unterschied besteht zwischen alles, was
ich weiß und alles, das ich weiß sowie
auch zwischen das Seltsamste, was mir
untergekommen ist und das Seltsamste,
das mir untergekommen ist. Denn mit was
sprechen wir vom seltsamsten Vorkommnis meiner Erfahrung, nicht aber vom
seltsamsten Vorkommnis überhaupt (bei dem ich außerdem Zeuge war). Im ersten
Beispiel bedeutet alles, das ich weiß,
dass es ein alles gibt, das man
wissen kann, und dass ich einer bin, der tatsächlich alles weiß. Alles, was ich weiß umschreibt hingegen
nur die Gesamtheit meines persönlichen Wissens, dem aber keine äußere Totalität
zugeschrieben ist.
Und deshalb, Freundinnen und Freunde des i-Tüpferl-Voltigierens, ist es wichtig,
was den Relativsatz lostritt: weil der Unterschied zwischen das und was eine der überflüssigen Zartheiten des Deutschen ist, an denen
man sich an kühlen Herbstabenden keusch erfreuen kann, wenn die Snowboardsaison
noch nicht begonnen hat. Vom Schnitzel,
was ich gegessen habe ist es nicht mehr weit zu You just grab ’er by the pussy. Truck Fump!
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