Ooops. Damit hatten wir jetzt nicht gerechnet, oder? Hand
hoch, wer gedacht hat, dass Grapschmeister Donald Bürgermeister von Amerika
wird! Ich, verehrte und weitblickende Lesehäschen, gebe zu, dass mein Geld auf
Frau Clintons Rockschößen in die Taschen der Buchmacher geritten wäre, hätte
ich denn welches, um es so frivol zu riskieren. Jetzt ist natürlich alles
anders, und das ist erst der Anfang. Ein Gesamtkunstwerk des Grauens nimmt,
soweit möglich, Haltung an, um sich an die Spitze der USA zu stellen. Wie das?
Waren es die Single-Issue-Voters,
die keine Absonderung eines Kandidaten wahrnehmen, solange er nur ihre Meinung
zu Abtreibung, Politikerbezügen, Mexiko oder Hundehaltung teilt? Waren es die Abgehängten? Wer ist das überhaupt?
Mir scheint, wir halbwegs Gebildeten, Situierten,
Reflektierten haben uns diesen wirklich ekelhaften neuen Ausdruck deshalb so
blitzschnell zu eigen gemacht, weil wir uns damit, wenigstens dieses eine Mal
noch, unserer Überlegenheit versichern können. Wir mögen mit den Fingernägeln
an der Kante der Mittelschicht hängen, wir mögen uns Sorgen um unsere Kinder
machen, wir mögen neidisch nach schräg oben schielen, wo die Wohnungen
schicker, die Reisen ferner und die Sorgen stilvoller sind. Aber immerhin haben
wir einen höheren Schulabschluss und bessere Zahnversorgung als die, die wir
gerade noch abgehängt haben. HansRauscher scheint derselben Ansicht, denn er schreibt:
Bringt
eure Angelegenheiten in Ordnung. Zählt eure Aktiva und Passiva, überlegt euch,
was ihr tun könnt, um das Schlimmste abzufedern. Besinnt euch auf gemeinsame
Interessen, erstellt Notfallpläne für drohende Ereignisse, so unwahrscheinlich
sie auch erscheinen mögen. Vor allem: Glaubt nicht, dass es schon nicht so
schlimm werden wird.
Ehrlich, Herr Rauscher: Das ist es? Testament machen,
Goldbarren im Wald vergraben und Mineralwasser bunkern? Und was ist mit denen,
die keine Goldbarren haben? Die sind dann erst recht wieder abgehängt und
wählen den nächsten Trump, wenn alles überstanden ist.
Ich denke, das werde ich mir ersparen und stattdessen den Kopf in den Sand stecken. Wenn ich
Glück habe, entdecke ich in der Tiefe einen Kaninchenbau, kullere hinab und
sehe die andere Seite. Dort wohnt auch eine Wahrheit, und sie lautet: Selbst
wenn ein Superschurke Präsident geworden ist, kommen wir ohne Batman klar. Denn der Trumpster ist
nicht der Joker, er ist der Pinguin, nicht Heath Ledger, sondern
Danny de Vito, kein Horrorclown, sondern die traurige Farce, die von einem
Clown bleibt, der das Abschminken versäumt hat.
Wer behauptet, Norbert Hofer sei ein kleiner Trump, dem sage
ich: Donald Trump ist ein großer Richard
Lugner. Die Unterschiede liegen in den bewegten Summen, im Grad der Integrität,
im ausgestellten Rassismus. Die Gemeinsamkeiten sind aber wenigstens ebenso
schlagend: Ein Immobilienspezialist kann nicht genug von Trophy Wives bekommen, von medialer Präsenz und von den Lockungen
der Macht. Wer die geilere Frisur hat, darüber erübrigt sich jede Diskussion. Stellen
wir uns, in Gottes Namen und nicht so wahr mir Gott helfe, auf vier Jahre ein,
in denen die schlechten Operetten einmal in Washington gespielt werden anstatt
am Ballhausplatz. Auch sie werden vorbeigehen, und dazwischen stehen noch Midterm Elections in zwei Jahren an, die
einen Katzenjammer garantieren. Für wen, das wird sich zeigen.
Freilich: Wenn die vier Jahre um sind, werden wir wahrscheinlich
froh sein, wenn sich Mörtel noch einmal zur Wahl stellt.
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