Freitag, 16. Dezember 2016

Brieferl


Das Wetter draußen ist furchtvoll, aber das Feuer ist recht erfreulich ... naja, so ähnlich. Jedenfalls ist bald Weihnachten, und ich habe meinen Brief ans Christkind noch nicht weggeschickt. Der Brief ans Christkind ist deshalb so wichtig, weil man dank Brief ans Christkind glauben kann. Denn außer dem Christkind kriegt heutzutage ja niemand mehr Briefe. Aber vorher dürft ihr ihn lesen. Warum? Na, weil ihr meine hochgeschätzten Lesehäschen seid! Also:



Liebes Christkind,

unterm Baum packe ich gerne aus:

1. Eine schöne Regelung für die Satzzeichen in Aufzählungen. D. h. ich will in Aufzählungen am Schluss eines Items einen Punkt setzen, wenn es sich um einen vollständigen Satz handelt, andernfalls hingegen nicht. Die Alles-oder-nichts-Geschichte finde ich blöd.

2. Dass wir € 100,– so schreiben, oder auch EUR 200,, oder meinethalben auch 200 Euro. Hingegen schenken wir es uns nächstes Jahr, 150,40 Euro so zu schreiben und das mit dem „Lesefluss“ zu begründen.

3. Eine gute Idee, wie man postfaktischen Argumenten begegnet.

4. Was Wirksames gegen unansehnliche Anglizismen, und damit meine ich nicht die Verwendung von sympathischen Fremdwörtern wie One-Night-Stand oder challenge, ich meine merkwürdige Konstruktionen wie Sinn machen oder das ist, warum. Denn es macht keinen Sinn. Gemacht werden Männer (dann sind sie gemachte Männer), Kinder (dann existieren sie im Unterschied zu vorher) und Pausen (immer gut). Sinn entsteht, wird gestiftet oder ergibt sich. Und natürlich ist das der Grund, dass. Es ist nicht, warum.

5. Einen Gutschein für Lektoratsdienstleistungen, den ich gleich dem Online-Standard weiterschenken kann. Kürzlich haben Mitterlehner und Lopatka jenem zufolge das Kriegsbeil beigelegt. Seither warte ich als mittelschichtige ÖVP-Zielgruppe mit Privatschulaffinität auf ein schickes Direct Mailing, das mich als potenziellen Wähler anspricht. Allerdings muss dem Mailing ein Kriegsbeil beigelegt sein. Sonst wähle ich nicht schwarz, da bin ich eigen. Im selben Artikel war allerdings auch vom Quertreiben der Regierungslinie die Rede, was mir ein interessanteres Problem zu sein scheint, als man zunächst glauben möchte. Denn man hat zwar den Eindruck, als läge die Schwierigkeit darin, dass der Regierungslinie eine Tätigkeit zugeschrieben wird, während sie in Wahrheit Objekt und nicht Subjekt dieser Tätigkeit ist (nicht die Regierungslinie treibt quer, sondern Lopatka treibt quer zu ihr). Doch hätte der Betreffende vom Hintertreiben der Regierungslinie geschrieben, wäre (zumindest für mein Schweinsauge) alles in Ordnung. Das Dumme ist also wohl, dass quertreiben ein intransitives Verb ist (d. h. kein Objekt im 4. Fall verträgt), hintertreiben hingegen ein transitives, sodass in der Passivkonstruktion der 2. Fall passt: Ich backe den Kuchen (im Akkusativ); das Backen des Kuchens (im Genitiv). Hingegen: Du schaust ob dem Wahlergebnis enttäuscht – das Enttäuscht-Schauen des Wahlergebnisses. Nein, das geht sich nicht aus. (Übrigens wurde das Kriegsbeil mittlerweile korrigiert, quergetrieben wird aber immer noch.)

6. Lesestoff, der dem Aubrey-Maturin-Zyklus das Wasser reichen kann.

Und natürlich 7. die Weigerung der US-Elektoren, für Trump zu stimmen, solange er sich nicht von seinen Besitztümern im Ausland trennt.
Schauen wir, ob ich auch brav war.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen