Es ist, o Häschen, alles sehr kompliziert. Zum Beispiel gibt
es ein hübsches Sujet in einer aktuellen Kampagne, mit welcher die Stadt Wien
bewirbt, wie super sie ist. Darauf sieht man eine Dame, die im
Kunsthistorischen Museum den Turmbau zu
Babel kopiert, mit der Headline Malen wie in Florenz. Leben wie in Wien. Da
kenne ich mich jetzt nicht aus. Dass Malen etwas Schönes ist, will ich als
Zehn-linke-Daumen-Träger unbesehen glauben. Aber wieso Florenz? Schließlich hat
Bruegel sein Bild in Antwerpen gemalt. Wäre es nicht einfacher gewesen, ein
Werk zu zeigen, dass in Florenz entstanden ist? Mein Gefühl sagt mir, dass es im
Kunsthistorischen ein paar davon gibt. Oder Antwerpen
statt Florenz zu schreiben? Oder haben sich die Entscheidungsträger
gedacht, Florenz ist irgendwie mit Kunst,
und der Turmbau ist super, also nehmen wir beides? Nämlich nach dem
bekannten Schweinsbraten-und-Schokoeis-Prinzip. Ich fürchte, ja.
Ein weiteres Rätsel gibt die aktuelle Diskussion um die
verpflichtenden Deutschkurse auf.
Ich hege ja auch den Verdacht, dass der Gesetzesentwurf unausgegoren ist, und
nicht nur aus demselben Grund, aus dem du misstrauisch wärst, wenn Jamie Oliver
dir ein „fettarmes Nudelgericht“
serviert. Stutzen macht aber, welche
Bedenken man bei SOS Mitmensch und im Tiroler Landeschulrat trägt: Die
Deutschklassen könnten den Integrationsprozess erschweren. Weil der Entwurf
nämlich vorsieht, die Förderung den betreffenden Kindern außerhalb des Regelunterrichts
angedeihen zu lassen. Nun ist es ja so, dass manche Leute einen Sprachkurs buchen.
Die einschlägigen Institute tun sich viel darauf zugute, das Sprachniveau ihrer
Klientel korrekt einzustufen und den Unterricht darauf auszurichten, nicht
zuletzt dergestalt, dass im preisgünstigeren Gruppenkurs Leute ähnlicher
Könnensstufe versammelt werden. Gilt dieser Mechanismus nicht für Kinder? Oder
besteht ein Zielkonflikt, indem sich Kinder entweder rasch integrieren lassen (Gemma Billa, Oida!), oder schnell Deutsch
lernen (Herr Fesser, aus dem Verhalten
von Franz und Gabi meine ich eine inhärente Feindseligkeit zu spüren.)?
Auch das Kopftuchverbot
in Volksschulen hat Grübelpotenzial. Ich weiß nicht, ob es gescheit ist, den
kleinen Mädchen das Kopftuchtragen zu verbieten. Ich bin allerdings sicher,
dass ein Verbot niemals so doof sein könnte wie manche Gegenargumente. So findet
Frau Kevser Muratovic, ihres Zeichens Pädagogin und Islamwissenschafterin, man
solle auf Basis von Ausnahmen keineGesetze einführen, die für die Allgemeinheit gelten. Hier drängt sich die
Frage auf, was Frau Muratovic denn verbieten würde, wenn nicht die Ausnahme. Zum
Beispiel sind glücklicherweise auch Menschen Ausnahmen, die ihr Spatzi gern Kindern zeigen. Ich bin
aber trotzdem dafür, das Verbot beizubehalten. Der Ausnahmecharakter allein
spricht also nicht dagegen, dass kleine Mädchen ihr Kopftuch ebenso wenig
herzeigen sollen.
Weiters führt sie kindliche Nachahmung ins Treffen, weil nämlich ihre Tochter manchmal ihr (der
Mutter) Kopftuch anprobiert, ebenso wie ihren Nagellack. Sie befürchtet eine
Verstörung der kindlichen Seele, wenn dieses alltägliche Kleidungsstück kriminalisiert werde, weil das arme Kleine
es in der Schule nicht tragen darf.
Nun ja. Ich kenne etliche Mädchen, die schon begeistert Mamas
alltägliche High-Heels probiert haben. Die Mütter waren aber hartherzig genug,
sie nicht zur Schule stöckeln zu lassen. Und ich weiß Volksschuldirektionen,
die ein beinhartes Nagellackverbot exekutieren. Von Traumata ist nichts
bekannt, Langzeitstudien stehen freilich aus. Vielleicht wäre dies ein
dankbares Betätigungsfeld für Frau Muratovic?
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