Freitag, 20. April 2018

Wir Muggel

Dass es zwischen Himmel und Häschenbau mehr Dinge gibt, als die Schulweisheit sich träumen lässt, ist ja hieramts bestens bekannt. Dass das nicht zuletzt für die Medizin gilt, davon kann jede ein Lied singen, die irgendwann einmal in einer österreichischen Häschenambulanz war. Natürlich gibt es solche und solche, und wenn man Glück hat, gerät man in eine Ambulanz, die nach dem Prinzip Nutzt’s nix, schadt’s nix von einem Energiering beschützt wird. Nun hat unser Herr Vizekanzler vor laufenden Kameras die Vorgehensweise, einen solchen Energiering aus Steuergeldern zu finanzieren, in einer Weise verurteilt, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig lässt. Ich hege den starken Verdacht, dass er uns damit Sand in die Augen zu streuen versucht. Die Hinweise sind erdrückend!
Erstens haben wir uns ja bereits damit befasst, wie „Stannis“ Strache seinem innerparteilichen Konkurrenten Hofer eins reingewürgt hat, indem er ihn nicht von der aus Geldern des freiheitlichen Parlementsklubs bezahlten „Mystikerin“ (netteres Wort für Hexe) magisch beschützen hat lassen. Stattdessen hat er Hofer ins Feuer eines Fernsehinterviews mit Frau Thurnher geschickt, die, das hat Hofer deutlich gespürt, den bösen Blick gegen ihn angewandt hat, um seine Wahl zum Bundespräsidenten zu hintertreiben. Erfolgreich, wie wir heute wissen!
Zweitens wird kein vernünftiger Mensch annehmen, dass Herr Strache es sich all die Jahre angetan hat, abwechselnd den Burschenschaftern, den Wehrsportlern, den Serben, den Neonazis und auch ganz schlicht den Nicht-ganz-zu-Ende-Denkern, ähem, nach dem Maul zu reden, um schließlich Bundesminister für Sportrauchen zu werden. Das kann es doch nicht gewesen sein!
Drittens gibt es (seit dem betrüblichen Ableben Helmut Schmidts) nur noch eine einzige medial präsente Figur, die ohne Imagebeeinträchtigung rauchen darf, nämlich Gandalf.
Mithin ist klar, dass Strache weiterhin nach den Sternen steuert. Er will offensichtlich Zaubereiminister werden. Wir Muggel dürfen davon natürlich nichts merken, deshalb die Verurteilung des Energierings. Aufmerksamen Lesern von Harry Potter sind solche Taktiken geläufig, denn dort lernen die Kinder schon in der Schule, dass bei Hexenjagden niemals echte Hexen ins Netz gehen, weil diese ja qua Hexerei ohne weiteres imstande sind, sich der Verfolgung zu entziehen. Auch die Selbstverständlichkeit, mit der wir Österreicherinnen und Österreicher binnen weniger Jahre vergessen haben, mit welchem Karacho die Blauen den Karren schon einmal gegen die Wand gefahren haben, ist nur durch einen entsprechenden, großflächig angewandten Zauber zu erklären.
Wer übrigens meint, dass der Energiering, wenn schon keine magische, so doch zumindest eine Wirkung als Placebo entfalten könnte, dem steht eine Enttäuschung bevor, die ich gerade hinter mich gebracht habe: Der Placeboeffekt gilt, bis auf wenige punktuelle Anwendungsfälle, seit etwa fünfzehn Jahren als widerlegt. Die starke Überschätzung des Placeboeffekts ist anscheinend dadurch entstanden, dass klinische Studien die sogenannte Regression zur Mitte nicht berücksichtigt haben, also den Umstand, dass viele Beschwerden von Schnupfen bis Depression von selber besser werden. Und weil du dir was reinpfeifst, wenn es dir am miesesten geht, ist die Chance dann auch am höchsten, dass ein Effekt eintritt, ob du jetzt einen Wirkstoff nimmst, ein Placebo oder gar nichts.
Soviel dazu. Wer also in Zukunft etwas vom Herrn Rauchereiminister braucht, der vergesse nicht, wie das Zauberwort heißt: Simsalabim!

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