Freitag, 6. April 2018

Der die das Joghurt

Das Wichtigste, o wohlerzogene Häschen, ist wie immer die Frage nach gutem Benehmen und angemessener Kleidung. Zuerst Letzteres: Aus jugendlich frischen Kreisen ist mir zu Ohren gekommen, dass ein gewisser erfolgreicher Fernsehmoderator, der gerade in einer lustigen Kampagne firmiert, dabei und auch sonst so fesche Anzüge trage. Aus eigenem Ansehen muss ich aber bemerken, dass bei geschlossenem Sakko (bitte auf dem O betonen, wir sind hier in Österreich) sein Hemd deutlich hervorblitzt, weil seine Anzüge nämlich so zu sitzen pflegen, als hätte ihm die Mama anlässlich der Firmung oder Konfirmation seine Konfektionsgröße auf den Hintern tätowieren lassen, den er seither beim Kleidungskauf dem Verkaufspersonal vorweist. Deshalb sind seine Jackets und Hosen alle zu kurz und die Jackets außerdem zu eng. Merke: An einem Sakko von klassisch perfektem Sitz ist ein Knopf geschlossen, und zwischen Knopf und Gürtel zeigt sich nichts Dahinterliegendes. Beim Hinsetzen wird obgedachter Knopf geöffnet. Man achte beim Genuss älterer Filme darauf: Das ist ein Geknöpfel, dass es eine Art hat! Also, Joko W., beim nächsten Mal einfach eine Nummer größer probieren! Und auch nicht auf „Slim Fit“ bestehen, denn das ist Englisch für „sieht ohne Wampe besser aus“.
Doch das sind Oberflächlichkeiten, und der Welt ist es egal, ob Hipster ihren Bauchnabel blitzen lassen.
Nicht egal ist die Sache mit dem Kunststoff (a.k.a. Plastik), und hier geraten wir anscheinend, weil feinmotorisch unterbelichtet, in einen Zielkonflikt, a.k.a. Aporie. Denn auf Joghurtglasetiketten ist seit Neuestem das Ansinnen zu lesen, man möge den Inhalt nur mit Plastiklöffel entnehmen, um Beschädigungen am wiederzuverwendenden Glas hintanzuhalten. Wie bitte, hä und WTF? Dieses Ansinnen ist große Literatur in dem Sinne, dass es mehr interessante Fragen aufwirft als beantwortet. Denn erstens: Wie stellt man es an, ein Joghurtglas bei herkömmlicher Behandlung mit einem herkömmlichen Löffel zu beschädigen? Sind die Löffel der Herrschaften in der Joghurtabfüllfabrik mit Industriediamanten bestückt, dass die auf solche Ideen kommen? Sind die Testesser lauter Schmalspurhulks, die beim Anblick eines Joghurtglases ein sogenannter Gacher überkommt, sodass die Stunden des Glases gezählt sind? Zweitens: Woher kommen die Plastiklöffel, wenn es keine Joghurtbecher mehr gibt, die man zu jenen recyclen kann? Und drittens: Wenn der Normalkonsument mit seinem Löffel im Joghurtglas dermaßen herumräubert, dass das Glas davon kaputt wird, wie lange hält das dann ein Plastiklöffel aus? Wir sind hier wohl einer Heisenbergschen Joghurtrelation auf der Spur, indem man entweder Joghurt umweltfreundlich in Gläser abfüllen kann, die aber nicht mehr recyclingfähig sind, weil zu schwach für normales Besteck, oder aber in Plastikbecher, aus denen dann jene Löffel werden, die man zur Schonung der Joghurtgläser brauchen könnte, gäbe es sie denn. Diese Komplexität darf uns nicht verwundern bei einem Produkt, das nicht nur rechts- oder linksdrehend, sondern auch männlich, weiblich oder sächlich sein kann, je nach Gusto.
Zum Schluss begrüßen wir nach langer Pause endlich wieder ein Feedback der Woche: Kundin A. aus B. wünschte sich anstatt Kaffee putscht auf vom Textchristkind Kaffee hat eine aufputschende Wirkung. Das ist fein, denn schon hast du sie näher kennengerlent und weißt, was in ihrem Leben so abgeht: Ihre Lampe leuchtet nicht, sie hat eine aufhellende Wirkung, die Alarmanlage in ihrem Auto heult nicht, sie hat eine gellende Wirkung, und ihr Hund? Der bellt natürlich nicht. Sondern er hat eine bellende Wirkung.
Schönes Wochenende!

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