Das Wichtigste, o wohlerzogene Häschen, ist wie immer die
Frage nach gutem Benehmen und angemessener Kleidung. Zuerst Letzteres: Aus
jugendlich frischen Kreisen ist mir zu Ohren gekommen, dass ein gewisser
erfolgreicher Fernsehmoderator, der gerade in einer lustigen Kampagne firmiert,
dabei und auch sonst so fesche Anzüge trage. Aus eigenem Ansehen muss ich aber
bemerken, dass bei geschlossenem Sakko (bitte auf dem O betonen, wir sind hier
in Österreich) sein Hemd deutlich hervorblitzt, weil seine Anzüge nämlich so zu
sitzen pflegen, als hätte ihm die Mama anlässlich der Firmung oder Konfirmation
seine Konfektionsgröße auf den Hintern tätowieren lassen, den er seither beim
Kleidungskauf dem Verkaufspersonal vorweist. Deshalb sind seine Jackets und
Hosen alle zu kurz und die Jackets außerdem zu eng. Merke: An einem Sakko von
klassisch perfektem Sitz ist ein
Knopf geschlossen, und zwischen Knopf und Gürtel zeigt sich nichts Dahinterliegendes. Beim
Hinsetzen wird obgedachter Knopf geöffnet. Man achte beim Genuss älterer Filme
darauf: Das ist ein Geknöpfel, dass es eine Art hat! Also, Joko W., beim nächsten Mal einfach eine Nummer größer probieren!
Und auch nicht auf „Slim Fit“
bestehen, denn das ist Englisch für „sieht ohne Wampe besser aus“.
Doch das sind Oberflächlichkeiten, und der Welt ist es egal,
ob Hipster ihren Bauchnabel blitzen lassen.
Nicht egal ist die Sache mit dem Kunststoff (a.k.a. Plastik), und hier geraten wir anscheinend, weil
feinmotorisch unterbelichtet, in einen Zielkonflikt, a.k.a. Aporie. Denn auf Joghurtglasetiketten
ist seit Neuestem das Ansinnen zu lesen, man möge den Inhalt nur mit Plastiklöffel entnehmen, um
Beschädigungen am wiederzuverwendenden Glas hintanzuhalten. Wie bitte, hä und WTF?
Dieses Ansinnen ist große Literatur in dem Sinne, dass es mehr interessante
Fragen aufwirft als beantwortet. Denn erstens:
Wie stellt man es an, ein Joghurtglas bei herkömmlicher Behandlung mit einem
herkömmlichen Löffel zu beschädigen? Sind die Löffel der Herrschaften in der
Joghurtabfüllfabrik mit Industriediamanten bestückt, dass die auf solche Ideen
kommen? Sind die Testesser lauter Schmalspurhulks,
die beim Anblick eines Joghurtglases ein sogenannter Gacher überkommt, sodass die Stunden des Glases gezählt sind? Zweitens: Woher kommen die
Plastiklöffel, wenn es keine Joghurtbecher mehr gibt, die man zu jenen recyclen kann? Und drittens: Wenn der Normalkonsument mit seinem Löffel im Joghurtglas
dermaßen herumräubert, dass das Glas davon kaputt wird, wie lange hält das dann
ein Plastiklöffel aus? Wir sind hier wohl einer Heisenbergschen Joghurtrelation auf der Spur, indem man entweder
Joghurt umweltfreundlich in Gläser abfüllen kann, die aber nicht mehr
recyclingfähig sind, weil zu schwach für normales Besteck, oder aber in
Plastikbecher, aus denen dann jene Löffel werden, die man zur Schonung der
Joghurtgläser brauchen könnte, gäbe es sie denn. Diese Komplexität darf uns
nicht verwundern bei einem Produkt, das nicht nur rechts- oder linksdrehend, sondern
auch männlich, weiblich oder sächlich sein kann, je nach Gusto.
Zum Schluss begrüßen wir nach langer Pause endlich wieder
ein Feedback der Woche: Kundin A.
aus B. wünschte sich anstatt Kaffee
putscht auf vom Textchristkind Kaffee
hat eine aufputschende Wirkung. Das ist fein, denn schon hast du sie näher
kennengerlent und weißt, was in ihrem Leben so abgeht: Ihre Lampe leuchtet
nicht, sie hat eine aufhellende Wirkung, die
Alarmanlage in ihrem Auto heult nicht, sie hat eine gellende Wirkung, und ihr Hund? Der bellt natürlich nicht. Sondern
er hat eine bellende Wirkung.
Schönes
Wochenende!
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