Freitag, 11. Mai 2018

Grüne Vision

Lesehäschen, ich künde euch gute neue Mär! Was die ältesten Leute kaum mehr zu hoffen wagten, ist nun eingetreten: Wir wissen endlich, welche gesellschaftliche Utopie die Grünen anpeilen! Nach diesem Leitstern steuern sie. Ob sie heute, morgen oder in hundert Jahren ankommen? Man weiß es nicht. Hauptsache, das Ziel ist klar, der Rest findet sich. Ein dreifaches hurra! hurra! hurra! dafür.
Soviel Zeit musste sein, meine Teuren.
Nun zu den Details:
Die Grünen haben vor Umweltverschmutzung und Klimawandel resigniert. Es wird uns daher nichts anderes übrigbleiben, als riesige geodäsische Kuppeln zu konstruieren, in denen das Klima, die Produktion von Nahrungsmitteln, die Temperatur etc. von einem Superrechner überwacht und gesteuert werden. Der Bevölkerung wird es hervorragend gehen, weil Kapitalismus, Erwerbsarbeit und andere Störfaktoren des Lebensgenusses überwunden sind. Wer ein bestimmtes Alter erreicht, unterzieht sich der Prozedur der Erneuerung und wird dann frisch-fröhlich wiedergeboren.
Woher ich das alles weiß? Weil sich bei den Grünen eine Gruppe namens Next Generation Lab gegründet hat, die nur ein einziges Killerkriterium kennt: Aspirantinnen und Aspiranten dürfen nicht älter sein als die Partei.
Damit ist klar, wo wir uns befinden: Das Szenario verdankt sich offensichtlich Logan’s Run (deutsch: Flucht ins 23. Jahrhundert), einem Science-Fiction-Film aus dem Jahre 1976. Dort sieht die Welt aus wie beschrieben: Man lebt glücklich, lässt den lieben Gott einen guten Mann sein, und wenn wer 30 wird, verliert man sich irgendwie total aus den Augen, weil das Geburtstagskind umgehend zur „Erneuerung“ antreten muss, wonach er oder sie nicht mehr wiedergesehen wird. Komisch.
Wer über 30 ist, wird bestätigen, dass das kein Nachteil sein muss. Auch das Next Generation Lab sich hier offenbar vollrohr wiedergefunden. Kein Wunder, ist ihr erklärtes Ziel doch ebenfalls die Selbsterneuerung der in den Seilen hängenden Partei.
Das wäre nun alles sehr schön, und wir könnten einer Zukunft reiner Lebensfreude entgegensehen. Aber als alter Filmfreund kann ich mir schon denken, was passiert: Über kurz oder lang kommt Peter Pilz daher und deckt auf, dass die Leute gar nicht wirklich wiedergeboren, sondern schlichtweg eingeschläfert und kompostiert werden. Diese Spaßbremse!
Schlimmer: Womöglich kennt Pilz nicht nur Logan’s Run, sondern auch einen weiteren Klassiker des Genres. Dort werden Verstorbene zu Kekserln verarbeitet, die besser munden als der wenig befriedigende Fleisch- oder Gemüseersatz. Wenn dem Next Generation Lab Erfolg beschieden sein soll, kann ich den Verantwortlichen nur empfehlen, beide Goldideen zu kombinieren: Ab 35 wird der Mensch zu nahrhaftem Knabberzeug verarbeitet, und man fängt am besten mit Peter Pilz an, damit das große Projekt seinen Lauf nehmen kann. Denn wie heißt besagter anderer Klassiker? Genau: Soylent Green. Die bei der entsprechenden Enthüllung geäußerte Textzeile sollte dem Thinktank ebenfalls wertvolle Inspirationen liefern, wo es um die gedeihliche Integration von Basisdemokratie und politischer Gestaltungsfähigkeit geht: Soylent Green is people.
Schönes Wochenende!

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