Die
meisten von euch, so hoffe ich, sind schon aus dem Alter heraus, in dem man
gelegentlich checkt, ob man eh noch keine Superkräfte
entwickelt hat, ohne es zu merken. Es sei denn, ihr seid
Geisteswissenschaftlerinnen. Da kriegt man eine wenig spektakuläre, aber sehr
nützliche Superkraft schon vom ersten Proseminar an mit. Man kann dann zwar
nicht die Welt vor radioaktiven Haiaffen retten, aber es sinkt die
Wahrscheinlichkeit, sich selber zum Affen zu mache.
Als
nämlich euer Zweckdichter sich noch der Forschung widmete, war die Zeit dafür
fix eingeteilt: 50 Prozent Forschung,
20 Prozent Konsumation von Erfrischungsgetränken,
30 Prozent Reflexion darüber, ob die
Forschungstätigkeit methodisch solide unterfüttert sei. Denn wenn eine
Mathematikerin sich eines Beweises unterwindet, glückt ihr entweder die Führung
desselben oder eben nicht. Die Physikerinnen müssen zwar auf die saure Traube
der mathematischen Eindeutigkeit (nein, wir fangen jetzt nicht mit der
Gödelschen Unvollständigkeit an, dafür bin ich nicht schlau genug!) verzichten.
Aber wenn sie etwas messen, haben sie auf jeden Fall ein Messergebnis. Danach muss man natürlich schauen, ob die Linse
sauber war, der Tisch eh nicht gewackelt hat oder wasweißich. Aber ein Ergebnis
gibt es.
Als
Geisteswissenschaftlerin aber musst
du dich ständig fragen, ob du durch eine Linse schaust oder eine Zwetschge
quetschst (wollte ich immer schon mal schreiben), und ob da überhaupt ein Tisch
ist und wenn ja, ob er auf zwei Beinen auch wirklich stehen kann.
Sonst
passiert es leicht, dass man von den eigenen Superideen mitgerissen wird.
Kürzlich hat es im Standard ein Wirtschafts-und Politikwissenschaftler unternommen, zu zeigen, dass Arabien irgendwie immer
schon Teil Europas war. Wir erfahren viel darüber, dass der arabische Raum in
der Antike wichtige Einflüsse für Europa bot, Cäsaren hervorbrachte, Dichter
und Päpste. Wir lernen, dass in „Lyon,
Marseille, Trier, Grenoble [...] noch bis in das sechste Jahrhundert“ auch
Aramäisch gesprochen wurde. Wahnsinn! Muss man sich mal vorstellen! Aramäisch!
In Trier! Wem es dabei nicht heiß und kalt den Rücken hinunterläuft, der hat,
das kann man nur so hart sagen, kein Herz.
Bald
nach dem Jahr 700 war es damit leider komplett vorbei, und Aramäisch kam den
guten Leuten in Trier nunja, spanisch vor. Weil nämlich aus komplizierten
Gründen keine Araber mehr da waren. Und alsbald war alles Arabische den
Trierern (heißen die wirklich so?) fremd.
Angesichts
der Conclusio dieses Herrn Al-Ani muss man sich deshalb fragen, ob er vielleicht
ein Timelord ist, dem seine Tarnung
allmählich wurscht wird: „Der Araber als
der Andere, so viel ist klar, ist ein neuartiges politisches Konzept.“
Naja. Für eine gegebene Bedeutung von neu.
Sonst halt eher nicht, nach tausendzweihundert Jahren.
Ganz
anders ist es in der Werbung.
Manchmal hört man Beschwerden, dass die Werbung unrealistische Vorteile
verheiße. Einerseits ist das richtig, weil man sich als Sechzehnjähriger nicht
darauf verlassen sollte, dass man mittelfristig eine Kissenschlacht zwischen
teilbekleideten Flugbegleiterinnen zu sehen bekommt, nur weil man vor dem Check-in Axe aufgetragen hat.
Der
Vorteil an unrealistischen Vorteilen ist aber, dass man sich keine
realistischen Werbespots anschauen muss. Daran erinnert uns ein neuer Spot, der
das Frühstück bei McDonald’s a.k.a. Mickey
D’s a.k.a The Golden Arches bewirbt.
Man sieht darin zwei PKW-Ladungen voller Frauen in aller Herrgottsfrühe
losfahren. Im einen Auto ist halligalli,
im andern hängen sie so rum, bis auf die Arme, die fahren muss. Nach einer
Weile holen alle Frühstück bei McDonald’s. Danach sind die Munteren immer noch
munter, die Müden wachen allmählich auf.
Ja,
so ist das in der lustigen Welt der Werbung. Wenn man frühstückt, kommt man
schön langsam in die Gänge. Bäm! Und schönes Wochenende!

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