Freitag, 15. Juni 2018

Falsche Freunde

Fremdwörter, sagt man, sind Glückssache, es sei denn, man ist ein richtiges Topcheckerbunny unter den Latein- und Griechisch-Häschen. Wenn nicht, scheitert man leicht am Substantiv zu heroisch und das verbale Imprägniergehabe wird zum Rohrkupierer, oder so ähnlich. Ihr steht natürlich über solchen Ausrutschern und nippt verständnisvoll lächelnd an einem Tässchen Darjeeling Super Fine Tippy, wenn jemand versucht, ein Exempel zu stationieren.
Doch gibt es Zartheiten, bei denen, da wette ich, auch ihr ins Grübeln kommt, von meiner Wenigkeit gar nicht zu reden. Wie steht es zum Beispiel mit effektiv und effizient? Keine macht einen Unterschied zwischen den beiden, aber bedeuten sie wirklich dasselbe? Und warum sind aktiv und Akzent dann ganz verschiedene Dinge?
Wenn du mit drei Pokebällen drei Pokemons fängst, war das dann effizient, effektiv oder ein Zeichen, dass du im Jahr 2016 hängen geblieben bist? Wenn du dir eine Watschen fängst, weil du mit deiner Häschennase in fremden Angelenheiten herumgeschnüffelt hast, tut dir dann effektiv oder effizient die Backe weh?
Schauen wir ins Deutsche Wörterbuch! quieksen da alle Häschen, die immer gut aufgepasst haben. Doch leider: Als das DWB entstand, war es noch wichtiger, ein Wörterbuch mit über 320.000 Stichwörtern zu erstellen, als darüber zu schnattern, wie effizient (oder effektiv?) das geschehen sei. (Nur Effect kennt das DWB, rät aber davon ab.)
Also gehen wir einen Schritt zurück, zum immer ein bisschen anrüchigen Duden. Er behauptet, effektiv bedeute soviel wie wirksam, nutzbringend, feststellbar. Man braucht kein Vollzeitkorinthenkacker zu sein, um festzustellen, dass wirksam und feststellbar nah verwandte Bedeutungen tragen, während nutzbringend etwas ganz anderes meint. Die ersten beiden stellen fest, dass etwas vorgefallen ist, letztere bewertet es.
Kein Wunder, dass in Dudens Synonymenliste nachhaltig, vorteilhaft, gut genauso auftauchen wie tatsächlich, unbestreitbar, wahrhaftig. Auch effizient soll ein Synonym von effektiv sein, zumindest in der „Fachsprache“, so Duden. Naja.
Effizient war das nicht, also schlagen wir effizient nach. Sieh da: Effizient hat nur eine Kernbedeutung, nämlich wirksam und wirtschaftlich, geeignet, günstig, zweckmäßig undsoweiter. Deshalb ist (immer laut Duden!) effizient ein Synonym von effektiv, aber nicht umgekehrt.  
Je länger man sich die Sache durch den Kopf gehen lässt, desto klarer wird, dass die beiden trotz oberflächlicher Ähnlichkeit nicht dasselbe meinen. Effektiv ist nichts mehr als ein wichtigtuerisches Füllwort. Ob du einen Kuchen oder effektiv einen Kuchen gebacken hast, macht keinen semantischen Unterschied. Nur muss dein Zuhörer neben dem Kuchen auch noch das nutzlose effektiv verdauen.
Effizient hingegen lobt den sparsamen Umgang mit Ressourcen, die Fähigkeit, ein Ziel mit angemessenem Aufwand zu erreichen, also zum Beispiel einem Gedanken Ausdruck zu verleihen, ohne dabei effektiv zu sagen.
Deshalb sind die beiden nicht nur nicht synonym, sondern stehen einander mitunter sogar polar gegenüber: Wenn dein Kunde eine ganze Stunde damit verbringt, dir am Telefon ein Briefing von drei Seiten vorzulesen, dann ist diese Stunde deines Lebens effektiv perdu. Aber effizient ist anders. In diesem Sinne wünsche ich ein effizientes Wochenende!



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