Jede
Nacht, das wissen wir von Stermann und Grissemann, ist Busennacht. Gottseidank, darf man hinzufügen! Manche Tage hingegen
sind Feedbacktage, und das kann so oder so ausfallen. Auch ein Feedback, so pflegt eine mir mittelbar bekannte
Führungskraft besonders Unerfreuliches zu kommentieren.
Ein
interessantes Feedback hat auch euer
Zweckdichter wieder erhalten, des Inhalts, es sei für Menschen, die eine
bestimmte Krankheit ihr eigen nennen (sagen wir Grippe, tatsächlich war es
etwas deutlich Unangenehmeres und vor allem Unheilbares), fürder nicht mehr das
Wort Betroffene statthaft. Vielmehr handle es sich
stets und ausschließlich um Menschen mit
Grippe.
Es
sei, wie es sei. Wenn jemand mit so etwas leben muss, will ich ihr sicher nicht
vorschreiben, ob sie davon betroffen ist
oder ob sie nur jemand mit Grippe ist.
Dachte
ich zunächst. Denn mir schien interessant, ob es nachvollziehbare Kriterien
dafür gibt, ob man mit einer Krankheit
durchs Leben geht, ob man an etwas erkrankt
ist oder ob man davon betroffen ist.
Bei trivialen Wehwehchen ist anscheinend nichts davon der Fall: Von Schnupfen
zum Beispiel ist man weder betroffen
noch ist man ein Mensch mit Schnupfen.
Man hat
ihn einfach. Genauso wie Halsweh, Kopfweh, Durchfall oder sonstige
Unpässlichkeiten aus der Ich-schreib-mir-meine-Entschuldigungen-selber-Liga.
Weil Schnupfen halt nichts ist, weshalb man sein Leben umkrempelt.
So
weit, so daneben. Denn sie hat nicht
nur Schnupfen, er hat auch Männergrippe. Die ja gleich nach Ebola kommt. Die Sache mit „trivial,
also nicht betroffen oder besser: betreffend“ funktioniert also nicht. Kein
Mensch würde über „von Männergrippe Betroffene“ reden. Klingt ja total komisch!
Richtig.
Weil kein Mensch das Wort „Betroffene“ so verwendet. Betroffen ist schließlich ein Wort mit Verweischarakter. Es fasst
zusammen, was vorher gesagt wurde, eben damit man das Vorige nicht noch einmal
sagen muss. Erst berichten wir, dass ein Autohersteller in der Lüftung Bauteile
verwendet hat, die auf Spinnenkolonien
einladend wirken. Dann erklären wir, dass die Betroffenen am besten in die Werkstätte fahren sollen (falls sie
ihr Auto noch nicht mit dem Flammenwerfer behandelt haben).
Erst
erzählen wir von festen Regengüssen in Neunkirchen
und den überfluteten Kellern, dann davon, dass bei den Betroffenen die Feuerwehr angerückt ist, allerdings nicht sofort,
weil es noch andere Betroffene gab,
und dort musste die Feuerwehr erst einmal fertigwerden.
Ich
habe ja eine Vermutung, warum im obgedachten Feedback das Wort Betroffene so schlecht wegkommt: Weil
die Feedbacker den Eindruck haben, die einschlägig Erkrankten würden dadurch
auf ihre Krankheit reduziert. Das ist aber, wenn ihr mich fragt, zu weit
gedacht. Im Falle der feuchten Neunkirchner behauptet ja auch niemand, dass sie
nur noch heulend und zähneknirschend in der Pfütze liegen, weil das Schizeug zu
schwimmen begonnen hat. Man kann auch mit einem nassen Keller noch ein
erfülltes Leben führen!
Genauso
ist es mit der fraglichen Krankheit. Betroffene
sagt nicht mehr und nicht weniger, als dass sie die Krankheit haben. Und es ist
allemal besser als Menschen mit … Wenn sich einer gehalten fühlt, hervorzuheben,
dass die, von denen er spricht, eh auch Menschen sind, ist er wahrscheinlich
nicht so liberal, wie er sich morgens beim Zähneputzen gerne einredet.
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