Freitag, 20. Juli 2018

Gottesbeweis

Glauben ist natürlich eine Glaubensfrage. Entweder man tut es oder eben nicht. Ich muss euch aber sagen: Falls ihr die Sache mit Hiob immer heftigst angezweifelt habt, habe ich wichtige Neuigkeiten für euch. Nämlich hatte euer Zweckdichter Handwerkertroubles, und es war alles viel schlimmer als vermutet. Anfänglich sah es danach aus, als habe man es mit einer unglücklichen Paarung von Naivität (aufseiten des Handwerkers) und egoistischer Bosheit (aufseiten der auftragserteilenden Nachbarin) zu tun, mit dem Zwischenergebnis eines Schutthaufens in der Dusche eures Ergebenen.
Es zeigt sich aber, dass der betroffene (nicht betreffende, sondern wirklich und bemitleidenswert betroffene) Handwerker nicht irgendwer ist, sondern der wiedergeborene Hiob. Für die nicht so bibelfesten Häschen: Einst wetteten Gott und der Teufel darum, ob letzterer den frommen Hiob so zu quälen vermöchte, dass er sich vom ersteren abwandte. Wie es Hiob dabei erging, kann man sich vorstellen. So auch der Handwerker: Erst riss er die Baustelle an. Dann brach sein Kompagnon durch die Decke. Dann kriegte er darob vom Zweckdichter den Kopf gewaschen, und natürlich auch von der Zweckdichtersfrau. Dann musste er sich einerseits darum kümmern, den angerichteten Schaden zu beheben, andererseits den Verpflichtungen gegenüber der Nachbarin (im Folgenden „Hexe“) nachzukommen, die das ganze Elend mit einer Lüge („Im unteren Stock wohnt eh niemand, Sie kräftig gebauter Installateur, Sie. Greifen Sie ruhig zu Ihrem Fäustel, wählen Sie den größten Meißel, und dann draufgedroschen, was der Bizeps hergibt. Es wird sich niemand daran stören! Hach, was ein Muskelspiel!“) ausgelöst hatte. Dabei standen ihm nicht nur unterschätzte Trocknungszeiten im Weg, sondern auch sein Hiobsstatus. Wenn ein geplagter Mann gegen fünf Uhr morgens von der Baustelle heimkommt, um einige Stunden zu ruhen, dann rechnet er nicht damit, dass seine Frau sich gegen acht ein Nutellabrot zu bereiten anschickt, wobei ihr aber das Nutellaglas vom Oberschrank auf den Teller knallt, und zwar dergestalt, dass eine der resultierenden Scherben ihr den Unterarm so knapp an der Pulsader spaltet, dass alles vollgesaut ist und man lieber gleich ins Unfallkrankenhaus fährt. Dazwischen berichtete der Arme eurem Zweckdichter, der das nie zu erfahren begehrt hatte, dass er den Auftrag nur angenommen hatte, um mit seinen Söhnen (Zwillinge, je 4) ans Meer fahren zu können, was aber nun zweifelhaft schien, denn würde die Hexe trotz (wenn auch von ihr selbst verschuldeter) Verzögerung zahlen? Jaja, so ist das, wenn man nicht gewusst hat, dass man eine tragische Bibelfigur ist.
Nächstes Mal: Ob man Attributsätze von ihrem Objekt trennen darf. Garantiert ohne Blutvergießen!

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