Freitag, 13. Juli 2018

Mixed Pickles

Es ist, o Häschen, Sauregurkenzeit, zumindest für die reifen Langzottelhäschen, die sich erinnern können, dass so manche Tageszeitung in newsmageren Zeiten tatsächlich ab und zu eine Spalte mit der Notiz einer angeblichen Sichtung eines UFOs oder Nessies  füllte, welche beide sich durch das entsprechend unscharfe Lichtbild einer sauren Gurke wunderbar auffetten lassen.

Heute ist die Sauregurkenzeit eine nurmehr theoretische Angelegenheit, denn Bundeskanzler fahren nicht mehr allein auf Urlaub (immer Österreich, bittesehr!), sie gehen volksnahe wandern, und zwar von einer Hundertschaft neugieriger Wähler begleitet. Und ein Trumptweet ist würziger als jedes Gurkerl, obgleich das sinnliche Gesamterlebnis meist eher an Quargel gemahnt.

Weil wir schon so kulinarisch unterwegs sind, darf ich berichten, was geschieht, wenn existenzielle Verunsicherung und Wiener Kellnertum einander begegnen. Es entspinnt sich dann der folgende Dialog: Was ist bei den Frankfurtern für ein Gebäck dabei? – Meistens eine Semmel. Das Glück ist also nicht nur ein Vogerl, sondern ab und zu auch ein Gebäck.

Eine weitere eingelegte Kleinigkeit: Donald Trump wurde anlässlich seines England-Besuchs in Blenheim Palace, dem Geburtsort Winston Churchills, feierlich empfangen. Man muss kein Churchill-Fanboy sein – als der sich euer Zweckdichter gerne outet – um zu finden, das sei so, als schmisse man in der Familiengruft der Marx Brothers eine Party für den Joker aus Batman.

Gibt es auch in Österreich Gurkerln? Aber klar! Es wirft zum Beispiel ein Zwielicht auf unser Ausbildungssystem, dass man mit Auszeichnung maturieren kann, nachdem man IMMER in Geschichte gefehlt hat. Anders ist nicht zu erklären, dass Sebastian Kurz allen Ernstes von einer Achse spricht, um die Zusammenarbeit mit Deutschland begrifflich auf den Punkt zu bringen. Seit ich allerdings weiß, dass es Studiengänge an österreichischen Fachhochschulen gibt, die mit einem Masterabschluss enden, aber ohne Matura anfangen können, wundert mich eh nichts mehr.

In der anderen Reichshälfte (oder welcher Anteil mittlerweile zu veranschlagen ist) stinkt der Fisch hingegen nicht beim Kopf, aber bisweilen an der Basis. Frau Marija Gavric, 23, sitzt seit Kurzem für die SPÖ im Bad Ischler Gemeinderat, wie man dem Standard entnehmen kann. Nach Lektüre des Artikels wünscht man ihr ein bisschen mehr von dem, wovon schon Laura Rudas, die letzte great red hope aus dem Segment „Weiblich – ledig – jung“ zu wenig genossen hatte: Die eine oder andere Schulung für den Umgang mit Medienvertretern könnte der hoffnungsfrohen Publizistikstudentin (nein, das hab ich mir nicht ausgedacht, die studiert wirklich im geschätzt sechsten oder achten Semester Publizistik und hat das gesagt, was ich gleich berichte) – könnte ihr also nicht schaden. Sie leitet nämlich gerade ein sozialistisches Jugendcamp am Attersee und logiert dort nicht im Zelt, sondern in einem kleinen Haus. Gibt es dazu etwas zu sagen? Freilich: „Führerhauptquartier nennen wir das Haus gerne scherzhaft im Team“, lacht Gavric. Na, wenn es so fröhlich zugeht, wird den Teilnehmern die Endlösung der Ferienfrage hernach gewiss ein innerer Reichsparteitag gewesen sein.

In diesem Sinne: Schönes Sommerwochenende!
P.S.: Ich enthalte euch den Link zum Artikel nicht vor, er ist schlichtweg im Online-Standard nicht zu finden. Man fragt sich, warum, doch immerhin gibt es den Press-Reader.

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