Freitag, 3. August 2018

Arbeitsfähig

O teure Häschen, es ist heiß. Aber bevor sich euer ergebener Kolumnator in den vielleicht wohlverdienten, vielleicht aber auch geschickt erschlichenen Urlaub verkrümeln darf – das möge die Nachwelt entscheiden – ist noch ein bisschen Denkarbeit vonnöten.
Erstens hat Frau Birgit Sauer, Professorin für Politikwissenschaft, in einem Interview etwas Merkwürdiges gesagt. Es ging darin um die Budgetkürzungen, unter denen viele frauenpolitisch relevante Projekte und Vereine zu leiden haben, weil die Regierung die Förderungen zusammengestrichen hat. Als Begründung dafür muss häufig herhalten, dass Gewaltschutz wichtiger sei als feministische Denkarbeit, weshalb man das Geld lieber in Projekte stecke, die Gewalt gegen Frauen verhindern. Ob man dieser Argumentation folgt oder nicht, muss jede mit sich selber ausmachen. Prof. Sauer ist der Ansicht, dass Gewaltschutz politisch halt auch besser verkäuflich sei, womit sie sicher recht hat. Sie geht aber noch einen Schritt weiter: Es passt auch in eine neoliberale Welt, in eine Welt, in der am Arbeitsplatz alle funktionieren sollen, mittlerweile auch Frauen. Da passen verletzte Frauen nicht ins Bild.
Das heißt: Die Regierung finanziert nach Ansicht von Professorin Sauer Gewaltschutzprojekte, um den Unternehmern einen Gefallen zu tun, die sich dann seltener mit dem Problem herumschlagen müssen, dass eine Angestellte oder Arbeiterin am Arbeitsplatz ausfällt, weil sie Opfer einer Gewalttat geworden ist.
Es kann ja sein, dass Prof. Sauer damit recht hat. Vielleicht hat sie noch mit ganz anderen Sachen recht. Vielleicht setzt sich die Ärztekammer für Impfprogramme ein, damit die Frauen immer brav am Arbeitsplatz erscheinen. Vielleicht gibt es die Helmpflicht für Motorradfahrerinnen nur, damit die Frauen was hackeln anstatt Organspenden für das Hodenkartell zu liefern. Vielleicht dienen Kläranlagen hauptsächlich dazu, Frauen arbeitsfähig zu halten anstatt dass sie erbrechend über der Schüssel hängen.
Wie gesagt: Vielleicht hat Frau Prof. Sauer eh recht. Vielleicht hat sie aber auch nur ein Beispiel für die Binsenwahrheit geliefert, dass Idee B nicht unbedingt schlecht sein muss, wenn man schon weiß, dass Idee A gut ist.
So. Zum Abschied gibt es noch ein Feedback der Woche. Euer Zweckdichter hatte einen Text geliefert, der mit Ich bin’s anhob. Der Kunde erwiderte prompt: Das erinnert stark an den Jugendslang „i bims“.
Das ist allerdings richtig. Ungefähr so, wie eine Parlamentsrede von Herrn Gudenus an die Wiege der Demokratie im alten Griechenland erinnert, so erinnert „ich bin’s“ an „i bims“.
Schönen Sommer!

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