Freitag, 1. März 2019

Endgegner

Kluge und weniger kluge Politikhäschen eint seit Längerem die Sorge, wie man mit dem seltsamsten POTUS aller Zeiten fertig werden könnte. Kreisky meinte einst nach seinem Besuch bei Ronald Reagan (seinem ersten bei Reagan, seinem achten bei einem US-Präsidenten), es sei ihm noch kein Präsident untergekommen, der so wenig von den politischen Realitäten begreife. O sweet summerchild! rufen da die Game-of Thrones-Fans, was hätte der Sonnenkönig erst von Trump gehalten! Möglicherweise hat der größte Donald aller Zeiten den Bogen jetzt aber überspannt. Man spürt ja bisweilen, dass Großes bevorsteht. Eurem Ergebenen erging es einst so, als er am Arbeitsplatz Zeuge eines Wortwechsels zwischen einer Kollegin und einem Kollegen wurde. Die geheime Superkraft des Letzteren bestand darin, die Emotionen seines Gegenübers anzuheizen, bis es allen besser ging (also Psychohygiene nach dem Prinzip des selbstreinigenden Backrohrs). Der Wortwechsel war strukturiert wie ein Ballwechsel zwischen Novak Djokovic und, sagen wir, Platz 45 der Weltrangliste: Eine Weile geht es gut, aber du weißt, dass der Ball irgendwann im Aus landet. So auch hier: Nach ungefähr 90 Sekunden entrang sich der Kollegin ein vernehmliches „F*** dich!“. (Ja, wir sind hier eine Familiensendung.)
Mit Trump ist es ähnlich. Denn man kann offenbar ungestraft das FBI schurigeln, die Demokraten frotzeln, die Justiz vorführen und als Präsident der USA vor laufender Kamera offiziell erklären, dass man nicht den geringsten Tau hat, wovon man gerade redet. Aber jetzt ist er zu weit gegangen. Jetzt hat er sich mit Kickl angelegt. Bald wird sich Trump wundern, was alles möglich ist.
Wie das? Trump besaß die naive Unverfrorenheit, den Bundeskurzen bei dessen Besuch in Washington aufzufordern, dass die europäischen Länder im Allgemeinen und konkret auch Österreich jene Staatsbürger wieder aufnehmen und ihnen den Prozess machen mögen, die für den Islamischen Staat gekämpft haben.
Also wirklich, Donald, mitdenken – Kosten senken! Strache und Kickl haben doch schon klipp und klar gesagt, dass das  nicht läuft!
Ich weiß nicht, wie ihr das seht, o Häschen. Aber ich schätze, es ist Zeit, die Chips herzurichten. Wir können uns jetzt zurücklehnen und zusehen, wie unser höchsteigener Austrian Stallion das Trumpeltier paniert. Es wird nicht schön sein, aber wir werden ebensowenig wegschauen können wie bei einem Autounfall. Kickl steigt dadurch zum Retter der freien Welt auf, womit die Pläne zur Gründung einer Rechtsaußen-Fraktion im Europäischen Parlament passé sind, weil Orban und Le Pen die Rettung der freien Welt vielleicht gut finden, aber nicht, wenn Trump dafür dran glauben muss. Nach einer schmerzhaften, aber notwendigen Phase der Neuorientierung sattelt Kickl auf Pferdezucht um. Strache übernimmt den Innenministerposten selbst, holt die IS-Kämpfer zurück und füllt mit ihnen nach entsprechender ideologischer Neuorientierung die Ränge der Polizei auf. Alle sind glücklich, bis die zuständige Letztinstanz die Karfreitagsregelung kippt. Trump lässt sich dank seiner guten Beziehungen (Putin – Gusenbauer!) handstreichartig einbürgern. Er nutzt eine neuerliche Babypause Straches, um auf einem FPÖ-Ticket via Wiener Stadtrat (make Simmering great again!) in die österreichische Spitzenpolitik zu reiten. Er führt den Karfreitag wieder ein, weil er es Jesus nachfühlen kann, wie das ist, wenn alle gegen einen sind. Nach Errichtung eines Schutzwalls zwischen Kärnten und Restösterreich, weil man sich in dem Alter halt schwer umgewöhnt, entschläft Trump sanft im Schoße seiner Familie. Bis dahin hat die SPÖ es geschafft, eine Strategie für ihre Zukunft zu entwickeln. Man darf gespannt sein. Schönes Wochenende!

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