Freitag, 17. Mai 2019

Der Reihe nach

Wie die Countryhäschen unter euch wissen, gibt es nicht nur Rocknummern, Powerballaden und beinharte Protestlieder, sondern auch sogenannte „List Songs“. Das sind Lieder, die, naja, Listen sind. (Nicht in dem Sinne, dass du darauf hereinfällst, sondern in dem Sinne, dass Dinge aufgezählt werden. Ein einfacher List Song ist das geschätzte, weil unter anderen von Johnny Cash intonierte I’ve Been Everywhere (bitte googlen und gut finden): Es besteht fast ausschließlich aus Ortsnamen. Wie ich in rastloser Recherche für euch herausgefunden habe, geht das Listenlied auf die Antike zurück, weil nämlich schon Homer gern alles zusammengetragen hat, was er zu einem Thema zu sagen hatte. Wer wie euer Ergebener den Fehler begangen hat, von Latein begeistert, auch Altgriechisch zu wählen, der erinnert sich vielleicht an den Schiffskatalog in der Ilias.
Weil gerade Game of Thrones ist, will ich nicht anstehen, diesen Dauerbrenner mit einer Liste zu ergänzen, nämlich jener Dinge, von denen nichts Besseres nachkommt. Zwar ohne Anspruch auf Vollständigkeit, aber vielleicht kommt ja ausnahmsweise doch eine bessere nach.
Platz 5 der Dinge, in denen nichts Besseres nachkommt, belegt Game of Thrones. Als treuem Seher und Leser dürft ihr mir glauben, dass noch nie in der Geschichte der Serie so viele wichtige Leute so viel kompletten Blödsinn gemacht haben wie in der achten und letzten Staffel. Jon Snow war ja als Feldherr immer schon ein bisschen Margarita. Aber einfach spazierenzufliegen, während die Schlacht um das Schicksal der Menschheit tobt, das wirkte schon sehr teilnahmslos.
Auf Platz 4 hält sich der Feedback-Dauerbrenner, bei dem die Nicht-Durchführung einer nicht empfehlenswerten Korrektur erst bemängelt und die Korrektur selbst im nächsten Schritt rückgängig gemacht wird, weil man „noch eine Kleinigkeit entdeckt“ hat. Nein, du hast nichts entdeckt, sondern das Projekt ist mittlerweile so weit fortgeschritten, dass den Text jemand zu lesen bekommen hat, der der deutschen Sprache tatsächlich mächtig ist.
Platz 3 bleibt fest in der Hand des Eurovision Song Contest. Besonders erfreulich ist die derzeit grassierende Vermutung, die Länder schickten absichtlich chancenlose Lieder in den Bewerb, um sich die kostspielige Ausrichtung im Folgejahr zu ersparen. So gelangen wir zu einem Niveau-Limbo, bei dem Spaß für die ganze Familie garantiert bleibt.
Platz 2: Tweets von Felix Baumgartner. ’nuff said.
Auf Platz 1 der Dinge, bei denen nichts Besseres nachkommt, begrüßen wir die Outfits von Herbert Kickl. Bisher sah Kickl ganz im Gegensatz zu Hipstern wie Joko Winterscheidt nicht aus wie jemand, der seinen Konfirmationsanzug aufträgt, sondern wie jemand, dem die Mama den Konfirmationsanzug ein Jahr im Voraus gekauft hat, damit man zu Omas 70er schon fesch dasteht, was natürlich nicht funktioniert, weil man aussieht wie eineg’stessn, so die bildhafte Wiener Wendung, die zum Ausdruck bringt, dass man im betreffenden Outfit den Eindruck vermittelt, man sei als viereckiger Pflock in ein rundes Loch gerammt worden. Die Trostlosigkeit der Kicklschen Garderobe schien nicht mehr steigerungsfähig, doch bewahrheitete sich auch hier Norbert Hofers Prophezeiung, man werde sich noch wundern, was alles möglich sei: Jüngst trickste der Innenminister in einer uniformesken Jacke auf, die nicht nur als Ganzes zu groß war, sondern auch ein Namensschild in einem Format trug, das bei UNO-Konferenzen für die Tischaufsteller gebräuchlich ist, aus denen man zum Beispiel erfährt, dass die Cookinseln auch ein Land sind. Die Jacke machte einen praktischen und strapazierfähigen Eindruck. Ungefähr so wie die Kampfanzüge der überwuzelten (wienerisch für: sich dem Mindesthaltbarkeitsdatum nähernden) Gestalten, die man gelegentlich vor Einkaufszentren herumhängen sieht: Bierwampe, Fetthaar, Springerstiefel und im Übrigen Flecktarnmuster von Kopf bis Fuß. Bei Kickls Auftritt im Ministerrat fehlten noch Barett und Phantasieorden. Dass der Minister keinen Adler an der Joppe trug, zeigt hingegen, dass er sich auskennt. Wer sich Hoheitszeichen anmaßt, wird bisweilen von der Polizei blöd angeredet. Schönes Wochenende!

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