Wie die Countryhäschen unter euch wissen, gibt es nicht nur
Rocknummern, Powerballaden und beinharte Protestlieder, sondern auch sogenannte
„List Songs“. Das sind Lieder, die, naja, Listen sind. (Nicht in dem Sinne,
dass du darauf hereinfällst, sondern in dem Sinne, dass Dinge aufgezählt
werden. Ein einfacher List Song ist das geschätzte, weil unter anderen von
Johnny Cash intonierte I’ve Been
Everywhere (bitte googlen und gut finden): Es besteht fast ausschließlich
aus Ortsnamen. Wie ich in rastloser Recherche für euch herausgefunden habe,
geht das Listenlied auf die Antike zurück, weil nämlich schon Homer gern alles
zusammengetragen hat, was er zu einem Thema zu sagen hatte. Wer wie euer
Ergebener den Fehler begangen hat, von Latein begeistert, auch Altgriechisch zu
wählen, der erinnert sich vielleicht an den Schiffskatalog in der Ilias.
Weil gerade Game of
Thrones ist, will ich nicht anstehen, diesen Dauerbrenner mit einer Liste zu
ergänzen, nämlich jener Dinge, von denen nichts
Besseres nachkommt. Zwar ohne Anspruch auf Vollständigkeit, aber vielleicht
kommt ja ausnahmsweise doch eine bessere nach.
Platz 5 der
Dinge, in denen nichts Besseres nachkommt, belegt Game of Thrones. Als treuem Seher und Leser dürft ihr mir glauben,
dass noch nie in der Geschichte der Serie so viele wichtige Leute so viel
kompletten Blödsinn gemacht haben wie in der achten und letzten Staffel. Jon
Snow war ja als Feldherr immer schon ein bisschen Margarita. Aber einfach
spazierenzufliegen, während die Schlacht um das Schicksal der Menschheit tobt,
das wirkte schon sehr teilnahmslos.
Auf Platz 4 hält
sich der Feedback-Dauerbrenner, bei dem die Nicht-Durchführung einer nicht
empfehlenswerten Korrektur erst bemängelt und die Korrektur selbst im nächsten
Schritt rückgängig gemacht wird, weil man „noch eine Kleinigkeit entdeckt“ hat.
Nein, du hast nichts entdeckt, sondern das Projekt ist mittlerweile so weit fortgeschritten,
dass den Text jemand zu lesen bekommen hat, der der deutschen Sprache
tatsächlich mächtig ist.
Platz 3 bleibt
fest in der Hand des Eurovision Song Contest. Besonders erfreulich ist die
derzeit grassierende Vermutung, die Länder schickten absichtlich chancenlose
Lieder in den Bewerb, um sich die kostspielige Ausrichtung im Folgejahr zu ersparen.
So gelangen wir zu einem Niveau-Limbo, bei dem Spaß für die ganze Familie
garantiert bleibt.
Platz 2: Tweets
von Felix Baumgartner. ’nuff said.
Auf Platz 1 der
Dinge, bei denen nichts Besseres nachkommt, begrüßen wir die Outfits von
Herbert Kickl. Bisher sah Kickl ganz im Gegensatz zu Hipstern wie Joko
Winterscheidt nicht aus wie jemand, der seinen Konfirmationsanzug aufträgt, sondern
wie jemand, dem die Mama den Konfirmationsanzug ein Jahr im Voraus gekauft hat,
damit man zu Omas 70er schon fesch dasteht, was natürlich nicht funktioniert,
weil man aussieht wie eineg’stessn,
so die bildhafte Wiener Wendung, die zum Ausdruck bringt, dass man im
betreffenden Outfit den Eindruck vermittelt, man sei als viereckiger Pflock in
ein rundes Loch gerammt worden. Die Trostlosigkeit der Kicklschen Garderobe schien
nicht mehr steigerungsfähig, doch bewahrheitete sich auch hier Norbert Hofers
Prophezeiung, man werde sich noch wundern, was alles möglich sei: Jüngst trickste
der Innenminister in einer uniformesken Jacke auf, die nicht nur als Ganzes zu
groß war, sondern auch ein Namensschild in einem Format trug, das bei UNO-Konferenzen
für die Tischaufsteller gebräuchlich ist, aus denen man zum Beispiel erfährt,
dass die Cookinseln auch ein Land
sind. Die Jacke machte einen praktischen und strapazierfähigen Eindruck.
Ungefähr so wie die Kampfanzüge der überwuzelten
(wienerisch für: sich dem Mindesthaltbarkeitsdatum nähernden) Gestalten,
die man gelegentlich vor Einkaufszentren herumhängen sieht: Bierwampe, Fetthaar,
Springerstiefel und im Übrigen Flecktarnmuster
von Kopf bis Fuß. Bei Kickls Auftritt im Ministerrat fehlten noch Barett und Phantasieorden.
Dass der Minister keinen Adler an der Joppe trug, zeigt hingegen, dass er sich
auskennt. Wer sich Hoheitszeichen anmaßt, wird bisweilen von der Polizei blöd
angeredet. Schönes Wochenende!
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