Freitag, 3. Mai 2019
Arbeit und Wirtschaft
Liebe überarbeitete Häschen, braucht ihr eine Pause? Könntet ihr einen Tapetenwechsel vertragen? Seid ihr gar reif für die Insel?
Tja, das ist jetzt blöd. Denn die Wirtschaft, die hört einfach nicht auf, Arbeit zu schaffen. Zumindest hat das Frau Hartinger-Klein auf eine Weise behauptet, die schon insofern unvergesslich ist, als niemand mehr von Arbeitspolitik reden kann, ohne gleichzeitig an das Geräusch von Fingernagel an Schultafel denken zu müssen. Doch jeder leistungsfähige Text ist eine Drachensaat (wer aus dem Stegreif weiß, aus welcher Sage dieses Bild stammt, kann sich bei mir ein Dosenbier abholen): Man streut Aussagen, und schon schießen Fragen aus dem Boden. So geht es auch femme des lettres Hartinger-Klein.
Denn erstens: Stimmt das überhaupt? Und zweitens: Wäre das was Gutes?
Über die irreführenden Bezeichnungen von Arbeitgeber und Arbeitnehmer hat sich ja schon mancher ausgelassen. Wenn du dir dein seidiges Häschenhaar vom Profi schneiden lässt, bist du nicht der Frisurgeber. Wenn der Klempner dir Rohre verlegt, bist du nicht der Installationsgeber. Wenn du ein sehr guter Kunde deines Bäckers bist, wirst du vielleicht zu seinem Brötchengeber, aber das führt jetzt zu weit. Was du gibst, ist ein Auftrag und dann Geld, wofür du eine Arbeitsleistung erhältst.
Genauso ist es in dem, was die Ministerin „Wirtschaft“ zu nennen geruht. Der Chef gibt dir keine Arbeit, sondern Geld, weil du ihm zuerst Arbeit gegeben hast. Aber was hat das mit der Wirtschaft zu tun? Das kommt vor allem darauf an, wo du aufgewachsen bist. Auf meiner einst heimatlichen Scholle konnte man sowohl „ins Geschäft“ wie auch „in die Wirtschaft“ gehen. Im Geschäft leistete man Arbeit, wofür man Geld erhielt. Der Name kommt wohl daher, dass dieser Vorgang für alle Beteiligten ersprießlich war, was aber nicht bei jedem Geschäft selbstverständlich ist.
Die erworbenen Zahlungsmittel konnte man später in der Wirtschaft gegen alkoholhaltige Erfrischungsgetränke tauschen. Dass eine Wirtschaft das ist, was der Wirt schafft, ist ja aufgelegt, dafür braucht man nicht Wirtschaftswissenschaft studiert zu haben, wie das bei Frau Hartinger-Klein der Fall ist.
Natürlich geht man als verantwortungsbewusster Erwachsener erst in die Wirtschaft, nachdem man nährstoffreiche und gesunde Lebensmittel eingekauft hatte, und zwar im Laden. So sind mit Geschäft, Laden und Wirtschaft die Eckpunkte des ländlichen Lebens markiert. Fehlt nur noch die Kirche fürs Geistige. Schafft die Wirtschaft hier Arbeit? Sicher nicht, wozu auch? Man hat ohnehin genug zu tun!
Im Sinne einer ausgewogenen Recherche, die journalistisch zu nennen trotzdem eine Übertreibung wäre, wollen wir aber nicht im westösterreichisch-süddeutschen Soziotop hängenbleiben. Wie gut ist es deshalb, dass ich mich einer ostösterreichischen Schwiegermutter erfreue. Kann sie die wirtschaftskundliche Ehre der Wirtschaftsministerin retten? Es meint nämlich „Wirtschaft“ in Wien, um Wien und um Wien herum nicht das Reich des Wirten, der stattdessen entweder im Wirts- oder Gasthaus sein segensreiches Wirken entfaltet, je nachdem, ob er selber oder die Gäste das Sagen haben. Vielmehr ist eine Wirtschaft hier eine Unordnung, ein Durcheinander, eine zu behebende Verschmutzung, also, sprechen wir es aus, damit sich der Kreis zum weniger segensreichen Wirken der aktuellen Bundesregierung schließt, ein rechter Saustall. Dass ein solcher Arbeit schafft, auch wenn man sich darüber selten freut, sei Frau Hartinger-Klein gerne bestätigt. Schönes Wochenende!
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