Keine Sorge, teure Häschen: Trotz der Hitze schläft euer
Kolumnator gut. Kürzlich träumte mir, eine Doyenne der Schauspielkunst habe
Frau Rendi-Wagner „verblödet“ geheißen, weil ihr das Misstrauensvotum gegen
Herrn Kurz unterlaufen ist. Dazu kann ich nur sagen, dass man nicht zu rasch
mit Vorurteilen bei der Hand sein soll. Wie pflegte doch ein lieber Freund zu
sagen? Es gibt keine vertrottelten
Greise, die waren alle als Junge schon deppert.
Soviel dazu.
Wie die Chancen von Frau Rendi-Wagner stehen, ist eine Frage, die mancher sich kaum zu
stellen wagt, und genau das ist das Seltsame. Die Frau ist gebildet, sie kann
reden, sie wirkt ehrlich, sie ist herzeigbar, sie ist kompetent – was zum Geier
ist da eigentlich das Problem?
Eine mir bestens bekannte Person hat dazu eine betrübliche Theorie
aus dem zwischenmenschlichen Bereich: Wenn jemand mit 40 noch (oder wieder) zu
haben ist, so jene Person, hat das oft einen Grund. Vielleicht liegt es also
nicht an Rendi-Wagner, sondern an der SPÖ. Denn Rendi-Wagner ist vieles, aber
sie ist kein Porsche und auch keine halb so alte Freundin. Es liegt nicht an
dir, Pamela, es liegt an mir, der Midlife-SPÖ!
Eines muss man allerdings der Guten ankreiden: Sie hat schon
mehrfach behauptet, „es brauche“ irgendwas. Leider ist „es braucht“ die All-time-Lieblingsfloskel fast aller Politiker. Nämlich
aller, die in die Politik gegangen sind, weil sie es wichtig fanden, dass etwas
bewirkt werde, und dazu etwas beitragen wollten, im Gegensatz zu jenen, die selber
etwas bewirken wollen. „Es braucht“ sucht nach einer Rechtfertigung dafür, dass
der Betreffende etwas richtig findet. Denn wer braucht, wenn es braucht? Genau: keiner, weil es hier nichts ist als ein Ersatzsubjekt,
ein grammatischer Platzhalter, der nur dasteht, damit das Prädikat eine Ansprache
hat. „Es braucht“ ist die Jogginghose
der politischen Richtungsfindung. Wer eine Jogginghose trägt, wusste Karl L.,
der hat die Kontrolle über sein Leben verloren. Wer „es braucht“ sagt, weiß
nicht, wem er die Kontrolle über seine Politik zuschieben soll: anscheinend dem
es, das irgendwo da draußen sitzt,
blind, taub, aber reich an Bedürfnissen. Ich für mein Teil hätte es gern
konkreter. Und weil wir gerade dabeisind: Wie lautet der Konjunktiv II von es braucht? Genau: es brauchte (und nicht: „es bräuchte“). Weil warum? Weil der Konjunktiv
von der Mitvergangenheit (a.ka. Präteritum) gebildet wird und genauso aussieht
wie jene. Der Konjunktiv II von er bemerkte
lautet also er bemerkte, der von er brauchte heißt er brauchte. Warum sagen wir trotzdem so oft ich bräuchte? Weil der Konjunktiv von stark gebeugten Verben sich
oft durch einen Umlaut vom Indikativ unterscheidet. Sie lag, vielleicht läge er lieber. Ob er wirklich log oder
ob ihm nur nachgesagt wurde, er löge –
wer weiß.
Erfreuliche Wahrheitsliebe hat jedenfalls unser liebster
Wahlkampfverweigerer Sebi Kurz bewiesen. Denn zu der Frage, ob es angebracht
sei, dass Kickl lieber die Drahtzieher des Ibiza-Videos dingfest machen will
als ein schlechtes Gewissen zu haben, weil seine Parteifreunde offensichtlich
völlig frei von einem solchen sind, zu dieser Frage also sprach Kurz in seinem
überaus staatstragenden Interview, nachdem die Reisswolf-Affäre (ja, mit
Doppel-s, ist ein Firmenname!) bekannt geworden war: Da hatte ich schon das Gefühl,
dass da die mangelnde Sensibilität für den richtigen Umgang fehlt. Das
muss eine herbe Enttäuschung gewesen sein, also rein menschlich, wo er doch von
seinem Innenminister gewöhnt war, dass dieser mangelnde Sensibilität immer nur dort zeigte, wo sie dem Kanzler eh
nicht fehlte, also zum Beispiel im Umgang mit Menschen, die garantiert
schlechter dran sind als die beiden K-Kumpane.
Schönes Wochenende!