Man kann es auch zu genau nehmen, meine lieben
gewissenhaften, aber keineswegs über Gebühr anal fixierten Lesehäschen! Ein
schönes Beispiel hat kürzlich, das habt ihr ja alle mitbekommen, der Oberboss
von Uber (also der Uberboss, das
musste jetzt sein) geliefert. Er bezeichnete es in einem Interview als „ernsten Fehler“, dass Mohammed bin Salman,
wie männiglich bekannt, die Zerstückelung des regimekritischen Herrn Khashoggi
veranlasst hat. Und wenn jemandem ein Fehler unterlaufen ist, bedeutet das, so
der Ubermensch, ja nun nicht automatisch, dass dieser Fehler für alle Zeiten
unverziehen bleiben muss. Das gilt gerade auch in der Welt des autonomen
Fahrens, wenn zum Beispiel ein unschuldiger Passant unter die autonomen Räder kommt,
die sich im konkreten Uberfall saftiger Investitionen seitens des Herrn bin
Salman erfreuen.
Viel erfreulicher, als wenn Leute sich ihre Menschlichkeit
abkaufen haben lassen und es dann zuwenig genau nehmen, ist es, wenn sie es ein
bisschen zu genau nehmen. So hatte euer Kolumnator kürzlich die Freude, dass in
einem Briefing von einer „Geldzuwendung im
Wert von 300 Euro“ die Rede war. Das Schöne daran ist natürlich, dass eine
Geldzuwendung im Wert von 300 Euro genau 300 Euro entspricht. Es sei denn, dass
die Geldzuwendung in Franken, Dollars, Dublonen oder gar jenen Münzen erfolgte,
die auf Spanisch „real de a ocho“
heißt, weil eine davon acht Reales wert war, auf Englisch aber den
unwiderstehlichen Namen „piece of eight“
trägt.
Weil der wohltätige Empfängerzweck
sich ebenso wie der löbliche Spender in Österreich befindet, ist es aber höchst
unwahrscheinlich, dass die Spende selbst in spanischen Silbermünzen aus dem 16.
Jahrhundert erfolgte. Mithin bestand die Geldzuwendung im Wert von 300 Euro also
vermutlich aus ziemlich genau 300 Euro, so plusminus.
Genau nehmen darf man es auch in der Welt der elektronischen Gadgets. Wenn du dir zum Beispiel ein haushaltstaugliches
Projektionsgerät a.k.a. Beamer kaufst,
welcher WLAN-fähig und also hervorragend zum Streamen angesagter Serien
geeignet ist, und diesem Beamer eine Fernbedienung beiliegt, mit der sich so
dies und das fernbedienen lässt, aber eben genau keine Streamingdienst-Apps, dann,
finde ich, darf man sich schon fragen, ob man nicht gleich draufschreiben hätte
sollen „Smartphone erforderlich“. Schaut man also in die Automobil- oder in die
Unterhaltungsbranche oder sonstwohin, es dürfte noch eine Weile dauern, bis die
Maschinen so weit sind, gegen uns in den Krieg zu ziehen. Bis dahin müssen wir
einander auf gute, alte Weise selber das Leben schwer machen, aber wie gesagt: Da
darf man nicht zu streng sein. Wer noch nie seinen Nächsten mit einer Knochensäge
bei lebendigem Leibe in seine Einzelteile zerlegt hat, der werfe den ersten
Stein! Schönes Wochenende.
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