Eine von eurem treuen Kolumnator sehr geschätzte Band
brachte einst, o vielgeliebte Lesehäschen, eine CD auf den Markt mit dem Titel Modern Life is Rubbish. Man schrieb 1993,
und man sieht daran, dass Britpop nicht nur der beste, sondern auch der am
weitesten voraus schauende Pop zumindest diesseits von Frank Black ist, weil nie
einem Albumtitel mehr Wahrheit innewohnte. Das will einerseits wenig heißen,
weil Albumtitel in Form von Aussagesätzen (und also potenziellen Wahrheiten)
rar sind, andererseits umso mehr, weil man sich ja erst einmal über so einen
Titel drübertrauen muss.
Das moderne Leben ist also tatsächlich nicht frei von
Mülligkeit, was so mancher bejahen müssen wird, der mit einem Teenager seinen
Alltag teilt. Denn es macht sich zwar allerorten smartness in Gestalt des
sogenannten Internets der Dinge breit,
dass es nur so eine Art hat: Wer heutzutage einen Kühlschrank, einen Geschirrspüler
oder eine Waschmaschine kauft, muss sich schon aktiv gegen smartness entscheiden, nämlich dagegen, dass die neue Waschmaschine
deine Bandbreite anknabbert, während du sie aber weiterhin händisch befüllen
und entleeren musst. Dafür kannst du ganz smart per Handy feststellen, ob sie
vielleicht gerade läuft, weil sie bereits jemand anderer befüllt und in Gang gesetzt
hat (Spoiler Alert: hat keiner
gemacht). Dies einerseits.
Andererseits, und ich hoffe, dass ich den hoffentlich gar
zahlreichen Nachwuchshäschen jetzt nicht zu nahe trete, aber die Wahrheit ist,
wie Ingeborg Bachmann tatsächlich und Michi
Spindelegger so ähnlich gesagt hat, dem Menschen zumutbar, also: Andererseits
findet in jedem Haushalt mit Teenager eine Gegenbewegung statt, welcher die smartness noch so vieler vernetzter Geräte
nicht gewachsen ist. Denn Teenager wissen zwar viel mehr über das Internet als
du, aber weniger über die Dinge.
Solange die smarten Internetdinge nämlich nicht selber in
den Supermarkt oder zumindest bis zur Wohnungstür gehen können (wenn der Bote
klingelt), sind sie wie ein geliebter, aber pflegeabhängiger Verwandter darauf angewiesen, dass Mobilere ihre
Wünsche erfüllen und zum Beispiel Geschirr einschlichten, eine Startzeit programmieren
oder Milch besorgen.
Teenager sind dafür leider nicht geeignet. In den 80er
Jahren war das Bild des armen Stadtkindes verbreitet, dass glaubt, die Milch
komme aus dem Supermarkt, weil es nicht weiß, dass sie aus der Kuh kommt. Der durchschnittliche
Teenager glaubt, dass Milch im Kühlschrank nachwächst, so wie die antiken
Naturforscher einst spekulierten, dass Würmer aus Schlamm entstehen.
Teenager können zwar acht verschiedene Nagellackiertechniken
im Schlaf aufsagen, von denen jede komplizierter ist als ein dreigängiges Menü.
Trotzdem bleibt ihnen oft der Zusammenhang von Ursache und Wirkung verschlossen:
zum Beispiel, dass Wäsche dann in der Waschmaschine landet, wenn sie zuvor den
Weg in den Wäschekorb gefunden hat, damit das Waschmaschinenpflegepersonal merkt,
dass hier etwas zu waschen sei.
Wenn sich aber die waschbedürftige Kleidung unterm Schreibtisch,
hinterm Bett, in der Schultasche oder weißdergeierwo herumwälzt, kapituliert auch
die smarteste Waschmaschine. Der Waschmaschinenpfleger hingegen könnte zwar in regelmäßigen Abständen
die Wohnung nach Schmutzwäsche absuchen, so wie die Affen einander ja auch
lausen, um den sozialen Zusammenhalt zu stärken. Aber irgendwann wird auch der
dienstbereiteste Waschmaschinenpfleger smart genug, um vor dem vollen
Teenagerkleiderschrank auf die Idee zu kommen, dass das Problem mangelnder
Anziehsachen noch nicht so drängend sei, dass man mit der eigenen Wohnung soziale
Bindungsspiele spielen müsse.
Schönes Wochenende!
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