Lange, o vielgeliebte Häsinnen, Haseretten und Häseriche, ja
viel zu lange haben wir uns des Genderthemas enthalten. Beim Coronavirus wissen
wir, dass es sowohl männlich als auch sächlich sein kann. Bei den Leuten ist es
bekanntlich komplizierter. Ob Binnen-i, neuartige Pronomina, Gendern mit
Bindestrich oder sonstnochwas – irgendwer ist immer unzufrieden. Allen voran
euer alter Motzfrosch, der
Zweckdichter, der am liebsten eine saubere Lösung hätte, die sich sowohl schön
schreiben als auch gut aussprechen lässt.
Diese schimmert unverändert in weiter Ferne, während direkt
vor unserer Nase Gendervarianten wuchern, die zwar gleichermaßen hässlich wie
unpraktikabel sind, aber dafür so beinhart korrekt, dass man eine Dachrinne
drum biegen könnte. Die Lösung du jour
heißt: Wir verwenden immer den
weiblichen Begriff. Damit man sich auskennt, was gemeint ist, stellt man
„männlich“ oder „weiblich“ dazu. Man spricht also nicht mehr von Menschen oder Personen, sondern von Frauen.
Wenn von eurem Ergebenen die Rede ist, dann sprechen wir von einer männlichen Frau, wenn von
Verteidigungsministerin Tanner, dann von einer weiblichen Frau.
Vorgemacht hat das der Standard
letzte Woche, und zwar in einem Artikel über die Möglichkeit, per Genschere
hornloses Rindvieh zu erzeugen. Das
las sich so:
Aktuell arbeitet Van
Eenennaam in einem Projekt daran, mittels CRISPR die Gene von weiblichen Kühen
derart zu manipulieren, dass sie Eigenschaften männlicher Kühe entwickeln. Der
praktische Hintergrund dieser Forschungstätigkeit ist, dass bei männlichen
Kühen das Verhältnis vom Fleischertrag zu den Futtermitteln höher ist als bei weiblichen.
Sie sind daher das favorisierte Geschlecht bei Rindern in der
Fleischproduktion.
(Bevor ihr googlet: In der Onlineversion wurden aus einer der "männlichen Kühe" Bullen.) Aus gegebenem Anlass und als qualifiziertes Landei, das in
seinen ersten zehn Jahren mehr Kuhdreck gesehen hat als mancher biologisch
bewegte Neustiftgassenbewohner in seinem ganzen Leben, darf ich deshalb eine Verlautbarung im öffentlichen Interesse vornehmen.
Aufgepasst: Eine Kuh ist ein
weibliches Rind, das bereits Mutter geworden ist, also das Viech mit (bisher
noch) vorne Hörnern sowie innen Eierstöcken und hinten unten einem Euter, wo
die Milch rauskommt.
Ein Bulle (gerne
auch: Stier) ist ein männliches Rind mit (bisher noch) ebenfalls Hörnern,
jedoch ganz hinten Hoden und hinten unten einem Penis, von dem du am besten die
Finger lässt, außer du bist einer jener Spezialbegabten, die sich in die
Kuhattrappe setzen, um dort das Sperma von Zuchtbullen zu ernten. Male dir das
aus, und schon kommt dir dein eigener Job wesentlich besser vor. Man nennt dies
das Prinzip der relativen Behaglichkeit.
Ein Ochse ist ein
ebenfalls männliches Rind, das jedoch seiner Hoden verlustig gegangen ist, im
Interesse gesteigerter Fleischproduktion.
Dass die betreffende Journalistin von männlichen Kühen faselt, wird aber nur diejenigen wundern, denen
die elegante Formulierung das Verhältnis
vom Fleischertrag entgangen ist. Wenigstens hier dürfen wir den Genitiv
ruhig sein Gnadenbrot fressen lassen. Schönes Wochenende!