Schon wieder, o teure Distanzlesehäschen, sind gleich drei Wochen
nur so verflogen! Der geübte Prokrastinator findet ja im Lockdown so recht zu
sich selbst. Freilich müssen die Umstände dafür auch die richtigen sein. Wie
letzte Woche schon angedeutet, ist es zum Beispiel nicht jedem gegeben, sich
mit GNTM die Zeit zu vertreiben. Euer Kolumnator zum Beispiel assoziiert den
Namen der Kandidatin Maribel aus rätselhaften Gründen mit einer
Frischkäsemarke, und diese wieder mit dem, was aus dem eigenen Gehirn wird,
wenn man lange genug nicht nur GNTM, sondern die folgende Dokumentation über
die Hintergründe des GNTM-Geschehens auf sich wirken lässt, die in der
GNTM-Sendung selber nicht hinreichend gewürdigt werden können – wie der faule
Diplomand auch heute noch gern schreibt: Das
würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen.
Andere kommen aus anderen Gründen nicht so viel zum
Tachinieren, wie sie gerne würden. Manchmal wirkt hier ein Druckfehler
erhellend, wobei „erhellend“ hier nur heuristisch, keineswegs aber moralisch zu
verstehen ist, blickt man doch in jenen charakterlichen Abgrund, den das
Coronabeben in einem bisher unauffälligen Menschen aufreißen kann. Es ging um
einen – im Zivilberuf – Plattenladenbetreiber, der dem Plattenverkauf natürlich
nicht nachgehen konnte. Was tat er stattdessen, so der Standard?
Etwas Schlimmes: Er bereute als Hauslehrer seine beiden
Kinder.
Weit ist es gekommen! Früher waren Kinder unsere Zukunft,
jetzt sind sie es immer noch, aber möglicherweise eine sehr kurze, wenn man
nämlich zur Risikogruppe gehört und das Balg symptomfrei überträgt. Kein
Wunder, wenn die Reue nicht weit ist.
Was tut man, wenn man keine Fortpflanzung zu bereuen hat?
Wenn man den sozialen Medien glauben darf, gibt es zweieinhalb große
Betätigungsfelder.
Das halbe ist die Erzeugung von ursuperen und voll
professionellen Videos, die zeigen, was man zuhause für lässige Sachen machen
kann, mit Stop-Motion, gemeinsamem Gesang und weißichwasalles – ganz ehrlich:
Wem im Lockdown so schnell so fad wird, dessen Bekanntschaft entbehre ich
gerne.
Die beiden ganzen Betätigungsfelder sind Sauerteigmanschen (eher männlich, und
ja, auch euer Ergebener hat da seine Finger im Spiel) und Haarefärben (eher weiblich, auch hier durfte der Zweckdichter
niedrige Hilfsdienste leisten).
Wenn man für beides zu faul, zu eitel (zu uneitel) oder zu
glutenintolerant ist, springt man einfach auf den dritten großen Trendzug auf
und ignoriert sein Haupthaar.
Nämlich haben wir eine große Lüge gelebt, indem wir uns um Haarpflege bemühten.
Viel gesünder, so haben es uns ja auch alle großen Friseurentbehrer von
Robinson Crusoe abwärts vorgelebt, ist es, mit seinen Haaren einfach gar nix zu
machen. Also, Kämmen oder so, das schon, aber sonst: einfach abwarten. Nach
zwei Wochen sind die Haare gesund wie Nusskerne. Wenn der Lockdown noch lange
genug dauert, erlangen sie ein Bewusstsein und beherrschen irgendwann
Kreuzstichstickerei und Kurvendiskussion. Das werden herrliche Zeiten.
Bevor wir zum Schluss kommen, noch eine Frage: Warum hat die
Wendung sich die Haare wachsen lassen zwei völlig konträre Bedeutungen?
Da kennt sich ja keiner aus. In diesem Sinne: Schönes Wochenende!
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