Freitag, 19. Juni 2020

Nichts zu lachen

Dass die Krise eine Chance ist oder gewesen ist, wissen wir mittlerweile alle, und sei es nur die Chance, zu erkennen, worauf man alles verzichten kann, wenn die Mittel dafür fehlen. Für uns, o teure Lesehäschen, ist sie jedenfalls die Chance, wieder einmal etwas dazuzulernen beziehungsweise, was noch wesentlich angenehmer ist, bestätigt zu bekommen, was man eh schon gewusst hat. Etwa, dass es sehr schwierig ist, etwas richtig Lustiges auf die Beine zu stellen. Das merkt man spätestens dann, wenn man – ja Krise! – dem Fernsehprogramm eine Chance gibt. Betroffen denkt euer Kolumnator noch heute an Toni Erdmann, den gefeierten deutschen Schenkelklopfer des Jahres 2016, der seinen komischen Mehrwert daraus gewinnt, dass die Hauptfigur trotz äußerer Erfolge ihren Beruf bestenfalls als sinnlos, die Beziehung zum eigenen Vater als gescheitert erlebt. Hihi!
Von weniger tiefer Trauer, vielmehr Wald-und-Wiesen-Dummheit ist durchdrungen, was unsere Lieblingszeitung als „eine der besten Komödien von Judd Apatow“ angepriesen hat, nämlich Immer Ärger mit 40, im wohl ebenso verzichtbaren Original This Is 40. Dieser filmgewordene Partykracher bezieht seine Komik daraus, dass die Hauptfigur lauter Blödsinn macht. Nun sind leider die Zeiten vorbei, in denen etwa Stan Laurel als Stan Laurel mit einem ebenfalls von Stan Laurel gespielten Matador verwechselt wurde, wobei Stan Laurel-Laurel natürlich viel Unfug trieb, woraus Situationskomik entstehen durfte. In „einer der besten Komödien von Judd Apatow“ soll zum Beispiel Komik werden, weil ein 40-jähriger Mann die Gründung eines Musiklabels für den Königsweg zur finanziellen Sanierung hält. Und auch, weil eine Teenietochter, die keine erkennbare Beziehung zu ihren Eltern unterhält, sondern stattdessen am Smartphone klebt, zu besagten Eltern, wenn diese besagtes Kleben thematisieren, ganz viel fuck sagt. Jau, da nimmt die Humorpolonaise so richtig Fahrt auf.
Dabei hat Judd Apatow ja Filme auf dem Gewissen, bei denen einem durchaus der eine oder andere Schmunzler auskommen kann. Das ideale Publikum von This Is 40 scheint mir aber aus Leuten zu bestehen, die erstens selber nicht 40, zweitens aber doof genug sind, zu glauben, das dargestellte Verhalten sei typisch für so ungefähr 40-Jährige, sodass sie aus dem vermeintlichen Unterschied zwischen sich selbst und den Menschen auf der Leinwand Unterhaltungswert zu ziehen vermögen.
„Und was ist mit dem Bildungsauftrag?“, meckert es von den billigen Plätzen. Bittesehr: In den USA haben nicht nur Kommunen eigene Polizeibehörden (wie zum Beispiel das aus Funk und Fernsehen bekannte L.A.P.D.), sondern auch andere Einrichtungen, wie zum Beispiel der Schulbezirk Los Angeles. Aufgabe des Los Angeles School Police Department ist es nach eigenem Bekunden, „Schüler, Lehrer, Verwaltung und sonstige Angestellte dabei zu unterstützen, ein sicheres und ruhiges Umfeld zu schaffen, in dem der Bildungsprozess stattfinden kann“. Dazu gibt es natürlich verschiedene Wege.
Außerdem gibt es in den USA ganz unabhängig vom L.A.S.P.D. ein Programm, dasPolizeibehörden kostenlos mit militärischer Ausrüstung versorgt, die sie sonst aus Steuergeldern beschaffen müssten, oder so. Auch die Schulpolizei nimmt an diesem Programm teil. Man darf daher an ruhigen Sommernachmittagen seine Tagträume der Frage widmen, wie die Schulpolizei Sturmgewehre oder auch ein minensicheres Panzerfahrzeug nutzt, um das erwähnte ruhige Bildungsumfeld zu schaffen. Nur mit der Frage, was Granatwerfer in diesem Zusammenhang nützen könnten, war man überfordert und gab sie deshalb zurück. Bildungsauftrag erfüllt, schönes Wochenende!

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