Dass die Krise eine Chance ist oder gewesen ist, wissen wir
mittlerweile alle, und sei es nur die Chance, zu erkennen, worauf man alles
verzichten kann, wenn die Mittel dafür fehlen. Für uns, o teure Lesehäschen,
ist sie jedenfalls die Chance, wieder einmal etwas dazuzulernen
beziehungsweise, was noch wesentlich angenehmer ist, bestätigt zu bekommen, was
man eh schon gewusst hat. Etwa, dass es sehr schwierig ist, etwas richtig Lustiges auf die Beine zu stellen. Das
merkt man spätestens dann, wenn man – ja Krise! – dem Fernsehprogramm eine
Chance gibt. Betroffen denkt euer Kolumnator noch heute an Toni Erdmann, den gefeierten deutschen Schenkelklopfer des Jahres 2016, der seinen komischen Mehrwert
daraus gewinnt, dass die Hauptfigur trotz äußerer Erfolge ihren Beruf
bestenfalls als sinnlos, die Beziehung zum eigenen Vater als gescheitert
erlebt. Hihi!
Von weniger tiefer Trauer, vielmehr Wald-und-Wiesen-Dummheit
ist durchdrungen, was unsere Lieblingszeitung als „eine der besten Komödien von Judd Apatow“ angepriesen hat, nämlich
Immer Ärger mit 40, im wohl ebenso
verzichtbaren Original This Is 40.
Dieser filmgewordene Partykracher
bezieht seine Komik daraus, dass die Hauptfigur lauter Blödsinn macht. Nun sind
leider die Zeiten vorbei, in denen etwa Stan Laurel als Stan Laurel mit einem
ebenfalls von Stan Laurel gespielten Matador verwechselt wurde, wobei Stan
Laurel-Laurel natürlich viel Unfug trieb, woraus Situationskomik entstehen
durfte. In „einer der besten Komödien von
Judd Apatow“ soll zum Beispiel Komik werden, weil ein 40-jähriger Mann die
Gründung eines Musiklabels für den Königsweg zur finanziellen Sanierung hält.
Und auch, weil eine Teenietochter, die keine erkennbare Beziehung zu ihren
Eltern unterhält, sondern stattdessen am Smartphone klebt, zu besagten Eltern,
wenn diese besagtes Kleben thematisieren, ganz viel fuck sagt. Jau, da nimmt die Humorpolonaise
so richtig Fahrt auf.
Dabei hat Judd Apatow ja Filme auf dem Gewissen, bei denen
einem durchaus der eine oder andere Schmunzler auskommen kann. Das ideale
Publikum von This Is 40 scheint mir
aber aus Leuten zu bestehen, die erstens selber nicht 40, zweitens aber doof
genug sind, zu glauben, das dargestellte Verhalten sei typisch für so ungefähr
40-Jährige, sodass sie aus dem vermeintlichen Unterschied zwischen sich selbst
und den Menschen auf der Leinwand Unterhaltungswert zu ziehen vermögen.
„Und was ist mit dem Bildungsauftrag?“, meckert es von
den billigen Plätzen. Bittesehr: In den USA haben nicht nur Kommunen eigene
Polizeibehörden (wie zum Beispiel das aus Funk und Fernsehen bekannte L.A.P.D.),
sondern auch andere Einrichtungen, wie zum Beispiel der Schulbezirk Los
Angeles. Aufgabe des Los Angeles School
Police Department ist es nach eigenem Bekunden, „Schüler, Lehrer,
Verwaltung und sonstige Angestellte dabei zu unterstützen, ein sicheres und
ruhiges Umfeld zu schaffen, in dem der Bildungsprozess stattfinden kann“. Dazu
gibt es natürlich verschiedene Wege.
Außerdem gibt es in den USA ganz unabhängig vom L.A.S.P.D. ein Programm, dasPolizeibehörden kostenlos mit militärischer Ausrüstung versorgt, die sie sonst
aus Steuergeldern beschaffen müssten, oder so. Auch die Schulpolizei nimmt an
diesem Programm teil. Man darf daher an ruhigen Sommernachmittagen seine
Tagträume der Frage widmen, wie die Schulpolizei Sturmgewehre oder auch ein minensicheres Panzerfahrzeug nutzt, um das erwähnte ruhige Bildungsumfeld zu
schaffen. Nur mit der Frage, was Granatwerfer in diesem Zusammenhang nützen
könnten, war man überfordert und gab sie deshalb zurück. Bildungsauftrag
erfüllt, schönes Wochenende!
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