Die Lage ist ernst, die Zeichen erregen Unruhe. O teure und
hoffentlich nicht zu vertrauensselige Lesehäschen, macht ihr euch auch ein
bisschen Sorgen um unseren vielgeliebten Bundeserlöser?
Ich schon. Beziehungsweise sorge ich mich, ob er vielleicht
sowas wie einen Verschwörungsobama
abgezogen hat? Wir erinnern uns ja an die böse und bestens widerlegte
Unterstellung, dass Barack Obama nicht in den USA geboren worden sei. Bei
Sebastian K. drängt sich die Frage auf, ob er tatsächlich der waschechte
Gen-Yer ist, als der er sich – so jung! so dynamisch! so slimfit! – wählen hat
lassen.
Angesichts der Vorgänge im Ibiza-Ausschuss kann man ja
wirklich ins Grübeln kommen. 29 Mal, so hat der Standard mitgezählt, konnte sich der Kanzler dort an dies und jenes
nicht erinnern, das erst ein, zwei Jahre zurücklag. Das ist recht viel für
einen Menschen in Kurz’ Alter, wo die Gedächtnisleistung normalerweise voll im
Saft steht.
Nun mag man einwenden, dass einen die Demenz ausnahmsweise
früh erwischen kann. Aber die Vergesslichkeit ist ja nicht das einzig
Besorgniserregende, und immerhin hat sich Basti fitter gezeigt als Blümel, der,
obzwar etwas älter, den 40er ebenfalls noch vor sich hat, aber gleich 86 Filmrisse gestehen musste. So etwas
gibt ja niemand gern zu, zumal man sich damit gewissenlosen Betrügern als
perfektes Opfer für den Enkeltrick
geradezu andient! „Lieber Onkel Gernot,
du erinnerst dich doch noch an deinen Lieblingsneffen, oder?“ – „Äh …“ Tragisch
muss das sein: Vor zehn Jahren noch Vizechef der Jungen Europäischen
Volkspartei, und jetzt kannst du dich eigentlich zum Däderl umschulen lassen.
Damit haben wir das nächste bedenkliche Signal: Kurz umgibt
sich gerne mit anderen verkappten Greisen wie dem besagten vergesslichen
Blümel. Noch krasser – Beweisstück 2 – treibt es Kurz-Habschi Martin Ho, der angeblich noch keine 35,
aber vor dem Hauptabendprogramm (für unsere jüngeren Häschen: das beginnt um
20:15 Uhr) schon weggebüselt ist, sodass er von der „Drogenparty“ in einem
seiner Lokale nix mitbekam. Vielleicht hätten die Feierlustigen bis 4 Uhr
warten sollen, dann hätte er ihnen im Wege der senilen Bettflucht schon wieder Gesellschaft leisten können.
Das stärkste Indiz dafür, dass in Kurzens Geburtsurkunde
nicht alles mit rechten Dingen zugeht, kam aber ebenfalls im Ibiza-Ausschuss
ans Licht. Es ging um seine SMS-Verläufe, die einige Ausschussmitglieder gern
gelesen hätten. Damit war es leider Essig, weil der Kanzler seine SMS
regelmäßig löscht „beziehungsweise sie von der Büroleiterin gelöscht werden“.
Echt jetzt? O teure Lesehäschen, Pfötchen aufs Herzchen: Wer
von euch unter 40 hat noch nie eine Handy-Wartungsaufgabe á la „Speicher
freischaufeln“ für einen Verwandten über 70 durchgeführt?
Und wer von euch unter 40 käme auf die Idee, solche
Handy-Wartungsaufgaben nicht selbst durchzuführen?
Daher ist der Kanzler zwar so jung, wie wir ihn fühlen. Doch
wie er sich fühlt, weiß nur der Kanzler. Verdankt er seine lagerfeldeske
Guterhaltenheit der medizinischen Kunst, einem löblichen Lebenswandel oder
schlichteren Tricks? In diesem Zusammenhang wirkt eine Bemerkung von Anfang
April erstaunlich offenherzig, die womöglich ein unfreiwilliges Eingeständnis
dessen darstellt, mit welchen Mitteln er uns zum Besten hält und warum wir
darauf so leicht hereinfallen: Ich bin
mir vollkommen bewusst, dass Masken für unsere Kultur etwas Fremdes sind.
Okay, Boomer.
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