Habe ich schon erwähnt, o keineswegs glatt gestrickte
Lesehäschen, dass alles sehr kompliziert ist? Wo man hintritt, wartet ein
Fettnäpfchen. Damit ihr euch nicht einsaut, sieht es euer serviceorientierter
Kolumnator als seine Pflicht, prophylaktisch darin zu planschen. Take one for the team – das bleibt hier
keine leere Drohung! Auf geht’s also und hinein in die Debatte um sexuelle Identität und Repräsentation.
Es ist nämlich so, dass die Idee des Geburtsadels sich als absolut unverzichtbar erweist für jene unter
uns, die in diesen Dingen verständnisvoll und jawohl! achtsam handeln wollen.
Beim Geburtsadel (im Unterschied zum verliehenen Adel) ging
es ja darum, dass man für manches einfach geboren sein muss: große Anwesen
besitzen, Heere führen, Reiche regieren – das hat man einfach im Blut oder eben
nicht.
Heute ist das noch so, wenn man die eine oder andere Rolle
in einem Film spielen will. Das hat Halle
Berry eingesehen. Die hat nämlich geglaubt, es wäre schauspielerisch eine
schöne Herausforderung, bei der etwas Gutes herauskommen könnte, wenn sie einenTrans-Mann spielte.
Sie wurde aber von der Trans-Community im Wege des Shitstorms
eines Besseren belehrt und hat ihren Fehler eingesehen. Natürlich sollte die
Trans-Community Gelegenheit haben, ihre Geschichten selber zu erzählen, bevor
eine Cis-Tante, und mag sie
schauspielerisch noch so qualifiziert sein, sich diesen Job unter den Nagel
reißt. Das weiß Frau Berry nun, und sie kann sich gar nicht erklären, wie sie
auf die doofe Idee kommen konnte, sich eine sexuelle Identität schauspielerisch
anverwandeln zu wollen, die nicht die ihre ist. Zum Transmännerspielen muss man,
ist doch klar, geboren sein, nämlich als Transmann!
Damit beginnt – hoffentlich! – ein sicherlich schmerzhafter,
aber umso heilsamerer Prozess, der uns der Peinlichkeit entheben wird,
Schauspielerinnen und Schauspieler dabei beobachten zu müssen, wie sie so tun,
als wären sie etwas, das sie nicht sind.
Die Beispiele für solch gestriges Treiben sind ach! Legion.
Wer kennt nicht Eric Stonestreet? Er spielt in Modern Family einen Schwulen, obwohl er hetero ist, und hat dafür
von gefühllosen Jurys auch noch zwei Emmys
verliehen bekommen. Wenn er ein Gewissen hat, gibt er sie zurück und finanziert
seine digitale Entfernung aus der Serie.
Noch ärger trieb es Neil Patrick Harris, der, obwohl schwul,
in How I Met Your Mother einen Hetero-Schauspieler
der Chance beraubt hat, seine Heterogeschichte zu erzählen. Von Dustin Hoffman
und Robin Williams in den Titelrollen von Tootsie
und Ms. Doubtfire wollen wir gar
nicht reden. Wer einen Babyelefanten
in der Hose hat, sollte von Frauenrollen Abstand halten!
Dass die sexuelle Identität eines Darstellers mit jener der
Rolle übereinzustimmen hat, wird nicht alles gewesen sein dürfen. Wir wollen
doch an die Kinder denken! Man erinnert sich, um nur ein Beispiel zu nennen,
mit Grausen an Shirley Henderson,
die eine Schülerin von Hogwarts spielte, als sie schon 37 war. Gab es kein
Kind, das hier für seine Alterskohorte einstehen hätte können? Am anderen Ende
der Skala haben auch Seniorinnen und Senioren ein Recht darauf, von
Altersgenossen repräsentiert zu werden. Das Maskenbildnergewerbe wird leiden,
aber das muss uns die Rücksichtnahme auf die Gefühle unserer älteren Mitbürger
ja wohl wert sein.
Wenn wir das alles geschafft haben, ist es endlich Zeit, die
Sisi-Filme einzustampfen und neu zu
drehen. Es gibt bestimmt den einen oder anderen unterbeschäftigten Habsburger, der nur zu gern bereit sein
wird, die Geschichte Franz Josephs „selbst zu erzählen“. Denn Adel verpflichtet
mindestens so sehr dazu, einen Kaiser zu spielen, wie der Mangel an
Trans-Mannheit Halle Berry dazu verpflichtet, eine Trans-Mann-Rolle
verständnisvoll abzulehnen. Ich freue mich schon darauf. Schönes Wochenende!
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