Freitag, 22. Januar 2021

Blut

 

Wir haben uns, o flauschige Lesehäschen, ja letzte Woche wohl oder übel wieder einmal der Doofheit gestellt. Diese Woche setzen wir noch einen drauf und schauen, was los ist, wenn die Doofheit sich im Wege des Shitstorms Luft macht. Ein Shitstorm kann entstehen, wenn ein geistiges Tiefdruckgebiet an eine Bergkette stößt. Die warme Luft, die solche Tiefflieger gern absondern, ist dann zum Aufsteigen gezwungen, oben wird es ihr aber zu ungemütlich, und sie stürzt sich schleunig wieder in die vertrauten Niederungen, wo sie sich umsomehr aufheizt, und wenn einem zu heiß ist, will der Körper Ballast abwerfen, und dann ist es zum Shitstorm nur noch ein Schritt. Oder so ähnlich.

Betrüblicherweise scheint sich die Trans-Community zu einer kleinen Shitstormwetterküche zu entwickeln, indem man dort das Angerührtsein auf einem Niveau kultiviert, wo die Luft schon dünn und die Sauerstoffversorgung fürs Gehirn entsprechend prekär wird. Euer Kolumnator stellt sich das ein bisschen so vor wie mit den Ländern: Es ist ja bekannt, dass kleine Länder, deren größere Nachbarn dieselbe Sprache sprechen, gegen jene gerne das eine oder andere Ressentiment hegen. Ist ja klar, dass die Österreicher eher was gegen die Deutschen haben als umgekehrt, wäre ja sonst gemein, auf die Kleinen auch noch hinhauen. Insofern ist es vielleicht verständlich, wenn Trans-Menschen Cis-Äußerungen eher in den falschen Hals bekommen als umgekehrt. Aber doof bleibt doof, da helfen keine Pillen, wie die Piefke sagen. Zu spüren bekommt das zum Beispiel Frau Rowling, die sich seltsamerweise nicht auf ihren Harrypottermilliarden ausruht, sondern weiterhin Romane schreibt, allerdings unter Pseudonym. Ihr jüngstes Werk, Troubled Blood, handelt von einem Serienmörder, der sich als Frau verkleidet, um seine weiblichen Opfer in Sicherheit zu wiegen. Das sei schon einmal sehr verdächtig, weil es Männer in Frauenkleidern in ein schiefes Licht rücke.

Wohl wahr, aber wie schief ist erst das Licht, in das sich unsereiner angesichts von Tausenden Männern in Männerkleidern gerückt sieht, die die Krimiregale bevölkern? Von Donald Trump ganz zu schweigen, der weiß Gott genug Unheil angerichtet hat, ohne jemals an Melanias Wäschelade zu gehen (hofft man halt). Sollte man vielleicht, um als Krimiautor auf der sicheren Seite zu bleiben, am besten nur noch nackte Mörder zur Tat schreiten lassen? Nur weil die FKK-Lobby PR-technisch derzeit gegen die Trans-Community abstinkt?

Als Beweis für Frau Rowlings Transfeindlichkeit wird ins Treffen geführt, dass sie sich einmal über die Formulierung „people who menstruate“ lustig gemacht hat, dergestalt, dass sie vorgab, das entsprechende Wort liege er auf der Zunge. Damit, so der Tenor des ihr alsbald entgegenwehenden Shitstorms, schließe sie nicht nur Transpersonen vom Frausein aus, sondern auch Frauen, die nicht mehr menstruieren.

Es ist daher zu vermuten, dass Transleute nicht selten im Faschingsbrief stehen. Denn mit dem Umkehschluss oder, wie wir Klugscheißer gern sagen, der Kontraposition, ist es so:

Wenn das Haus brennt, steigt Rauch auf. Und wenn kein Rauch aufsteigt, brennt das Haus nicht. Das ist der zulässige Umkehrschluss.

So ist es auch mit der Blutung: Wenn du menstruierst, bist du eine Frau. Und wenn du keine Frau bist, dann menstruierst du nicht. Du kannst aber sehr wohl das Menstruieren bleibenlassen und trotzdem eine Frau sein.

Wenn du das nicht so siehst, rufst du wahrscheinlich auch die Feuerwehr, sobald hinterm Haus Rauch aufsteigt. Dann stellt sich heraus, dass es bloß der Nachbar war, der den Griller angeworfen hat. Und schon stehst du im Faschingsbrief, so schnell kannst du gar nicht schauen. Schönes Wochenende!

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