Angesichts dessen, o schwer zu verblüffende Lesehäschen, was heute alles möglich ist, dass man vor einem Jahr für ausgeschlossen gehalten hätte (Putin überfällt die Ukraine, Thomas Schmid packt aus, Sobotka sitzt einem Ausschuss nicht vor), ist es umso erstaunlicher, was das Suffix (für die Nichtlateiner: Wortanhängsel) -unmöglich vorlegt: Es breitet sich aus wie das Drüsige Springkraut, das deshalb so heißt, weil es seine Samen derart weit von sich zu schleudern vermag, dass jetzt kein doofer Pornowitz folgt, sondern dass es dadurch Straßen überwinden kann, um auf der anderen Seite weiterzuwuchern.
Vor sagen wir zehn, fünfzehn Jahren gab es dieses Suffix noch gar nicht, wenn sich euer Ergebener recht entsinnt. Und heute ist es allgegenwärtig:
Was man nicht in Worte fassen kann, ist sagunmöglich. Was man nicht derglengt, ist erreichunmöglich. Was jeglicher Unbill trotzt, ist kaputtunmöglich. Wem keine Waffe etwas anhaben kann, der ist verwundunmöglich, was ihn wahrscheinlich auch so ziemlich verwechselunmöglich macht. Was einem in die Augen springt wie zwei bunte Hunde mit leuchtstiftgelben Hahnenfedern im Hintern, das ist übersehunmöglich. Und so weiter.
Ist natürlich alles Blödsinn, meine Lieben. So weit ich sehe, gibt es genau ein Wort, dem irgendwer irgendwann ein -unmöglich angehängt hat, nämlich denk-. Rätselhaft bleibt, warum zum Geier er (oder sie oder xie) sich das unterlaufen hat lassen. Bis dahin war das Wort denkunmöglich nämlich schlicht undenkbar.
Vollrohr denkbar ist hingegen, dass man ins Kino geht, um sich einen sehenswerten Film reinzupfeifen. Deshalb gibt es heute kein Feedback der Woche, nur den diesbezüglichen Hinweis, dass es nicht gerissen ist, den bestimmten Artikel zum Namensbestandteil eines Produkts zu machen und dann dessen Deklination zu verbieten. Es ist mir ausdrückschwer, aber irgendwie strauchle ich bei Formulierungen wie Aufführungen im „Das Theater“. Ist wahrscheinlich ein Geburtsfehler.
Aber zurück zum Kino und damit zu einer gemeinen Filmempfehlung. Gemein deshalb, weil der Film erst im Dezember anläuft. Euer Ergebener hat es aber erstmals im Leben zur Viennale geschafft (nicht durch eigenes Arschhochkriegen, sondern dank einem vom Zweckdichterbalg in denselben verabreichten Tritt) und kann deshalb berichten, dass Women Talking überaus sehenswert ist, ja, ein Kinobesuch ist diesfalls nachgerade unverzichtbar. Es geschieht tatsächlich kaum etwas, als dass Frauen miteinander reden. Doch worüber und wie sie reden, das sollte man sich nicht entgehen lassen. Es sei denn, man ist hart woke drauf, denn in Sachen Diversität ist der Streifen (so sagte man früher, wenn man zu cool war, um einfach „Film“ zu sagen) so ziemlich margarita (margarita sein: kaum gebräuchliche Wendung, die besagen will, dass etwas oder jemand ebensowenig drauf hat wie die gleichnamige Minimalpizza).
Schönes Wochenende!
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