Freitag, 17. November 2023

Endlich vereint

 

Es ist, o mit Recht enttäuschte Lesehäschen, auch dies zum Kotzen: Was hat eigentlich Greta Thunberg geritten? Weiß man das, irgendwie? Dass viele Aufgeweckte sich schwer damit tun, Israels Existenzrecht anzuerkennen, ist ja leider nichts Neues. Noch auch, dass sie deshalb gern mit Wörtern wie „Kolonialmacht“ oder „Apartheid“ um sich werfen, die nichts belegen als ihre mangelnde Vertrautheit mit der handelsüblichen Bedeutung dieser Begriffe. (Merke: Wenn Angehörige einer bestimmten Ethnie in einem bestimmten Staat, der von einer anderen Ethnie regiert wird, mehr demokratische Rechte haben als in den umliegenden Staaten, die von ihrer eigenen Ethnie regiert werden, wie das bei den arabischstämmigen Israelis der Fall ist und bei den Schwarzen in Südafrika aber sowas von nicht der Fall war, dann ist Apartheid nicht das Wort, das du suchst.)

Noch ist es etwas Neues, dass die Linke sich mit Leuten auf ein Packl haut, die Juden gern tot sehen. Schon die RAF hat sich ja von palästinensischen Terroristen erklären lassen, wie man Leute in die Luft sprengt. Angesichts der Hamas haben nun auch Denkerinnen auf Wettkampfniveau wie Judith Butler gemerkt, dass sie sich in den letzten Jahren irgendwie blöd in die Ecke geschrieben haben. Einerseits ist offensichtlich, dass die Hamas eine Terrororganisation ist, für die die ärgsten Greuel eine Riesengaudi sind. Andererseits will man anscheinend nicht zugeben, dass man ideologisch aufs falsche Pferd gesetzt hat. Nun wissen die klügsten Köpfe nicht mehr, was sie eigentlich sagen sollen. Von der ZEIT nach ihrer Bewertung des Terrorangriffs der Hamas und der israelischen Reaktion darauf befragt, behauptet Butler wortreich, gefragt worden zu sein, wer die Schuld trage, und weist „bei allem Respekt“ darauf hin, dass man „alle Schäden und alle Akteure benennen“ müsse. Anscheinend hat Butler ein Rhetorikseminar bei Herbert Kickl gemacht, um endlich zu lernen, wie man nicht auf die Frage antwortet, vielleicht ergänzt durch ein Sparring mit Arming Wolf.

Und weil wir schon bei „allen Schäden und allen Akteuren sind“ und weil euer Ergebener eben kein Politiker ist, deshalb einfach mal hingerotzt: Wenn Ägypten, Jordanien und Syrien Israel nicht angegriffen hätten, dann hätte Israel den Gazastreifen im Sechstagekrieg nicht besetzt. Falls jemand unter all jenen, die den Hamas-Terror „im Kontext“ betrachtet wissen wollen und für die dieser Kontext typischerweise immer erst nach der Shoah anfängt, hier mitliest, kann er mir vielleicht erklären, warum gerade dieser Kontext nicht erheblich ist.

Aber das nur nebenbei.

Mir scheint, wenn die internationale Top-Philosophie auf dem Interviewniveau der österreichischen Innenpolitik angelangt ist, ist es Zeit für eine kleine Erholungsphase. Selbst dann, wenn sich dabei nur der Eindruck weiter verfestigt, die größte Stärke von Judith Butler sei es, den Schmäh am Dekonstruktivismus nicht verstanden zu haben.

Angesichts solcher Fehltritte darf man sich nicht wundern, wenn auch Greta Thunberg einen Schmarrn daherredet (die Witzchen über Schulstreik und so darf bitte jeder selber ergänzen). Traurig ist es aber schon, dass Murphys Gesetz selbst hier so hart reinhaut. Es gäbe so harmlose Berührungspunkte zwischen Greta und Elon Musk – die alternativen Energien, die Überzeugung, etwas bewegen zu können und zu müssen, und so weiter und so fort. Aber wo sind sie sich einig? Beim Antisemitismus. Na bravo.

Ich wünsche euch ein den Umständen entsprechendes Wochenende.

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