Wie
jeder Beruf, so erzeugt auch der unsere seine Fachtermini. Manche haben wir von
anderen Branchen erbeutet, ein paar gehören nur uns. Dabei ist, wie immer,
Klarheit wichtiger als Political Correctness. Das Hurenkind z.B. haben zwar die
Drucker hervorgebracht, doch heißt es immer noch Hurenkind, weil "Spross
einer Dame von verhandelbarer Zuneigung" einfach nicht dasselbe ist (Dank
an Terry Pratchett).
Wir
selbst kennen die harmlos benamste "Text-Bild-Schere": die auf den
Begriff gebrachte Gratwanderung, die funktionierende Werbung ausmacht. Die
Divergenz von Text und Bild darf nicht so groß sein, dass der Betrachter
heillos verwirrt ist. Ist sie aber zu gering, dann fragt er sich, wozu er seine
Zeit damit verschwendet hat, den Text zu lesen (was, wir wissen es, selten
genug geschieht). Es liegt in der Natur der Sache, dass die Schere sich von
ganz wenig bis unendlich weit öffnen kann. Letzteres liegt z.B. gelegentlich in
den Sujets des CS Hospiz Rennweg vor, zumindest, soweit es mich betrifft.
Wie
gesagt: Die Text-Bild-Schere kennen wir alle. Wie aber nennt man den
Spezialfall, dass sie völlig geschlossen ist? Viele unserer jüngeren Kolleginnen
und Kollegen wissen das nicht mehr, wie ich feststellen musste, deshalb hier
die Auflösung, garantiert frei von Political Correctness: Eine völlige
langweilige Übereinstimmung von Bild und Text nennen wir "Neger vor
Hütte".
"Warum
so ein schiacher Ausdruck!?" höre ich es entsetzt aus den hinteren Reihen
quieken. Gemach, gemach: Es ist nicht so schlimm, wie es sich anhört. Die
Wendung geht zurück auf ein bestimmtes Genre von ethnologischer Schreibe, die
bis in die 1950er Jahre gängig war. In einschlägigen Büchern war es ganz
normal, das Bild eines Afrikaners vor seiner Hütte zu sehen, mit der
treuherzigen Bildunterschrift "Neger vor Hütte". Autoren dieses
Schlages vermuteten wohl, ihre Leserschaft habe schon genug zu kiefeln an der
Tatsache, dass es Neger gibt und dass manche in Hütten wohnen, und wollten sie
nicht mit tiefergehenden Informationen überfordern.
Geringgeschätzt
wird dabei nicht der abgebildete Schwarze, sondern der Autor, dem nichts
Besseres eingefallen ist.
Dürfen
wir den Ausdruck also weiterhin verwenden? Wenn ihr mich fragt: aber ja! Es sei
denn, einer von euch hat einen besseren Vorschlag. Das war's für heute, bis zum
nächsten Mal.
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