Dialekt in der Werbung ist
wie Whisky statt Frühstück: Entweder es ist super, oder du speibst ohne Ansage.
Woran liegt das bloß?
Als Werber nehmen wir Werbung
intensiver wahr als die Zielgruppe. Das ist einfach so, da können wir nicht
aus, das kommt mit dem Beruf: Mikrobiologen haben die saubersten Klos, der
Friseur macht sich zuerst selber die Haare schön, und Werber schauen Werbung.
Texter lesen sogar die Copy, wodurch wir angeblich einer höchst exklusiven
Runde angehören. Manchmal reicht es aber schon, die Headline zu lesen, und oft
gibt es auch nichts anderes, z.B. am Plakat. Plakate haben ja nur in Fällen
extremer Ahnungslosigkeit oder Verzweiflung eine Copy. Eine Copy zu haben ist
der größte Fehler, den eine seit längerem affichierte Charity-Kampagne NICHT
macht. Äußerst fragwürdig, also auf gut Deutsch: vollkommen daneben, finde ich
die Art, wie Dialekt und Standardsprache hier im Headline-Dialog eingesetzt
werden, nach dem Muster:
"I sog afoch, wos i ma
deng." - "Der Gebildete erkennt hier einen Deutungskomplex aus
autochthoner Sprechweise und Wahrheitsanspruch."
(Hier geht es zu den Originalbeispielen)
Nämlich:
Liegt es an mir, oder ist es
tatsächlich so, dass wir dazu neigen, Dialektsprechern einen niedrigeren
Status, eine geringe Bildung zuzuschreiben?
Liegt es an mir, oder ist es
tatsächlich so, dass der Dialektsatz dem Klienten in den Mund gelegt ist, die
standardsprachliche Erläuterung dagegen von der werbenden Organisation kommt?
Wenn es nicht an mir liegt,
kann ich nur sagen: Konzept, Text und Beratung haben dem Kunden hier je 1
Bärendienst erwiesen. Weil für Bosnigl wie mich sofort klar ist, wie die
Ressourcen an Macht und Bildung im Verhältnis von Organisation und Klienten
verteilt sind. Nicht umsonst rät Nestroy: "Sprich, wie dir der Schnabel
wuchs!"
Recht ordentlich finde ich
übrigens die Fotos, aber davon verstehe ich ja nichts.
Das soll natürlich nicht
heißen, dass Dialekt in der Werbung immer schlecht ist. Freudig erinnern wir
uns an das Ottakringer 16er Blech. Schön sprechen!
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