Am Freitag schreibe
ich, was ich will. Und heute ist, wie der deutsche Bruder sagt, Rosinenkackertag. Macht euch also
darauf gefasst, dass gleich nichts folgt, was euch weiterbringt. Außer
natürlich die raren Vögel, die gelegentlich was zu schreiben haben und mir
dabei eine Freude machen wollen.
Es geht nämlich, und jetzt geniere ich mich ein kleinwenig, um die Frage, ob man offensichtliche Adverbien adjektivisch (genauer: attributiv, aber dazu gleich) verwenden darf bzw. soll. Da war schon ein ganz typisches: das bzw.
Aber beginnen wir am Anfang. Jeder kennt Adjektive, zumindest vom Hallosagen. Grün, schnell, mühsam oder schoaf – alles ganz klar Adjektive. Nun sind Adjektive vielseitige kleine Kerlchen, die unterschiedliche Planstellen im Satz besetzen können.
"Der frühe Vogel fängt den Wurm" zeigt uns "frühe" in attributiver Verwendung, zu erfragen mit "wie?", nämlich "wie ist der Vogel?".
"Das Schmusi ist blau" – hier ist "blau" Teil des Prädikats, welches aus "ist" und "blau" besteht ("ist", die sog. Kopula, gilt i.d.R. nicht als vollständiges Prädikat, außer im existenziellen Sinn, weshalb Heidegger das Verb "wesen" erfand).
"Der Kunde redet schnell" – die adverbielle Verwendung. Die ist leicht zu erkennen, weil "schnell" das Verb näher bestimmt, uns also etwas über das Reden mitteilt und nicht über den Kunden (jedenfalls nicht in erster Linie).
So weit, so gut: Es gibt Adjektive, und die können unterschiedlich verwendet werden, auch adverbiell.
Es gibt aber auch die Wortart Adverb. Adverbien werden – eh klar – in der Regel adverbiell verwendet. D.h. sie berichten uns keine Einzelheiten über Substantive, sondern über Verben oder ganze Sätze – darüber, wo, warum oder wann etwas geschieht (hier, dort, oben, trotzdem, deshalb, damals, später, vorgestern ...). In den meisten Fällen gibt es dazu auch nichts Erhebliches zu melden.
Interessant wird es bei den Modaladverbien, die etwas über die Art und Weise verraten, auf die etwas geschieht, sowie bei den sogenannten sprecherbezogenen Adverbien: Diese bringen eine Stellungnahme des Sprechers zum Satz, wie etwa "glücklicherweise", "leider", "vermutlich".
Mit dem Suffix "-weise" lassen sich solche Adverbien erzeugen wie Kinderlächeln mit Hilfe kleiner Schweinchen: "leihweise", "teilweise", "tageweise", "ansatzweise", "dummerweise" und so fort.
Jetzt kommt der schwierige Teil: Manche sind der Ansicht, es sei vollrohr o.k., wenn man solche geborenen Adverbien auch als Adjektive, nämlich attributiv, verwendet.
Es geht nämlich, und jetzt geniere ich mich ein kleinwenig, um die Frage, ob man offensichtliche Adverbien adjektivisch (genauer: attributiv, aber dazu gleich) verwenden darf bzw. soll. Da war schon ein ganz typisches: das bzw.
Aber beginnen wir am Anfang. Jeder kennt Adjektive, zumindest vom Hallosagen. Grün, schnell, mühsam oder schoaf – alles ganz klar Adjektive. Nun sind Adjektive vielseitige kleine Kerlchen, die unterschiedliche Planstellen im Satz besetzen können.
"Der frühe Vogel fängt den Wurm" zeigt uns "frühe" in attributiver Verwendung, zu erfragen mit "wie?", nämlich "wie ist der Vogel?".
"Das Schmusi ist blau" – hier ist "blau" Teil des Prädikats, welches aus "ist" und "blau" besteht ("ist", die sog. Kopula, gilt i.d.R. nicht als vollständiges Prädikat, außer im existenziellen Sinn, weshalb Heidegger das Verb "wesen" erfand).
"Der Kunde redet schnell" – die adverbielle Verwendung. Die ist leicht zu erkennen, weil "schnell" das Verb näher bestimmt, uns also etwas über das Reden mitteilt und nicht über den Kunden (jedenfalls nicht in erster Linie).
So weit, so gut: Es gibt Adjektive, und die können unterschiedlich verwendet werden, auch adverbiell.
Es gibt aber auch die Wortart Adverb. Adverbien werden – eh klar – in der Regel adverbiell verwendet. D.h. sie berichten uns keine Einzelheiten über Substantive, sondern über Verben oder ganze Sätze – darüber, wo, warum oder wann etwas geschieht (hier, dort, oben, trotzdem, deshalb, damals, später, vorgestern ...). In den meisten Fällen gibt es dazu auch nichts Erhebliches zu melden.
Interessant wird es bei den Modaladverbien, die etwas über die Art und Weise verraten, auf die etwas geschieht, sowie bei den sogenannten sprecherbezogenen Adverbien: Diese bringen eine Stellungnahme des Sprechers zum Satz, wie etwa "glücklicherweise", "leider", "vermutlich".
Mit dem Suffix "-weise" lassen sich solche Adverbien erzeugen wie Kinderlächeln mit Hilfe kleiner Schweinchen: "leihweise", "teilweise", "tageweise", "ansatzweise", "dummerweise" und so fort.
Jetzt kommt der schwierige Teil: Manche sind der Ansicht, es sei vollrohr o.k., wenn man solche geborenen Adverbien auch als Adjektive, nämlich attributiv, verwendet.
Es sei also nicht nur
korrekt, wenn man schreibt: "Die
Seele des Kreativen wird dem Kunden tageweise überlassen."
Sondern auch: "Die tageweise Überlassung der Kreativseele wird gesondert
verrechnet."
(Manche trauen sich
das sogar mit "schließlich":
das schließliche Ende, in Analogie zum "endlichen
Schluss", was aber nicht Stich hält, weil es nicht nur das Adverb
"endlich" gibt, sondern
auch ein Adjektiv, das genauso aussieht. Dasselbe gilt übrigens z.B. für "vermutlich".)
Wikipedia merkt dazu an, dass die Verwendung von Adverbien auf –weise als Attribut schon aus dem 19. Jahrhundert belegt ist. Da haben wir jetzt mein Dilemma vor uns:
Wikipedia merkt dazu an, dass die Verwendung von Adverbien auf –weise als Attribut schon aus dem 19. Jahrhundert belegt ist. Da haben wir jetzt mein Dilemma vor uns:
Einerseits schlage ich mich ungern auf die Seite der präskriptiven Grammatiker,
die den Status quo festschreiben, und basta.
Andererseits finde ich, dass ein Satz mit "einer
ansatzweisen Einigung" einfach kacke aussieht. Wenn das einstige
Adverb gebeugt wird (d.h. dass "ansatzweise"
zu "ansatzweisen" mutiert),
geht es noch halbwegs. Denn Adverbien werden nicht gebeugt, also gewinnt man hier den Eindruck eines Adjektivs,
das vage an ein bekanntes Adverb erinnert.
Aber in der Urform "eine
stufenweise Änderung" finde ich mich einfach nie zurecht: In meinem
Kopf schnalzt das gemeinte Adjektiv immer zurück ins vertraute Adverb, so
ähnlich wie bei den Umspringbildern, wo man den Psychiater sieht und dann
plötzlich doch wieder die nackte Frau. Deshalb, sprachlicher Fortschritt hin
oder her, kann ich mit solcher Verwendung einfach nichts anfangen.
Und was ist mit den
Belegen aus dem 19. Jahrhundert? Die beweisen nur eines: Dass es damals auch
schon Leute gegeben hat, die schlecht geschrieben. Wunderbar, die Frage ist
beantwortet.
Friede, Freude, Komasaufen!