Lesehäsinnen und –häseriche, früher war alles besser. Sogar das Schlechte kann mit der Zeit
schlechter werden, oder zumindest mieser. Worum es geht? Ich habe eine neue und
zutiefst enttäuschende Spielart der Gaunerei entdeckt. Wir alle kennen und
lieben ja den klassischen Trickbetrug,
unsterblich geworden durch jenen Film mit Paul Newman und Robert Redford. Sein
Fundament ist die verbrecherische Energie des Opfers: Ihm wird vorgegaukelt, er
(meist waren es Männer) könne auf unlautere Weise viel Geld verdienen. Danach
erleichtert man ihn um das seine. Mit dem Internet kam, weniger glamourös, aber
auf denselben Grundlagen des Ewigmenschlich-Kriminellen ruhend, der
Nigeria-Scam, auf den ab und zu sogar jemand reingefallen ist.
Diese Zeiten sind offenbar vorbei. Soeben ist ein Mail durch
den Spamfilter gerutscht, in dem ein Herr Reed, Parker Reed, mir einen Aktientipp zuflüstert. Ich solle
Anteile von Quest Science Management Gate
erwerben, so viele ich nur kriegen kann, denn übermorgen wird die Firma von
einem Pharmariesen geschluckt, und zwar für mehr als das 20-Fache ihres
aktuellen Kurswertes.
Hier könnten die Alarmglocken schrillen, denn laut Herrn
Reed steht die Aktie bei 80 Cent, der Übernahmepreis liege bei 23 Dollar. Das
wäre beinahe das 30-Fache, und warum
sollte sich Herr Reed die Gelegenheit entgehen lassen, die Qualität seines
Tipps in noch lichtere Höhen zu schrauben?
Die Alarmglocken schrillen aber nicht, die sind noch müde
vom Anfang. Da haben sie sich echt was weggebimmelt, dass mir die Ohren
klingen. Herr Reed eröffnet nämlich mit der Versicherung, er habe über die
Jahre viel für mich geleistet, und ich hätte dadurch irre viel Kohle
gescheffelt (made an insane amount of
profits listening to me). Der Kenner bemerkt, wie ich im zweiten Teil des
vorigen Satzes den Konjunktiv II statt I gesetzt habe, weil der Einser dem
Indikativ geglichen hätte. Aber ich schweife ab. Wie armselig ist das bitte als erster Akt eines schlingelhaften
Unterfangens? Du hast mir zu großen Profiten verholfen? Ehrlich, Parker, alte
Socke, wenn ich blödsinnig viel Geld mit Aktienspekulationen verdient hätte,
könnte ich mich zumindest vage daran erinnern. Offenbar haben wir es mit einem
Betrüger zu tun, in dessen Beuteschema man nur mit einem totalen
Gedächtnisverlust Eingang findet.
Und was ist das Ziel der Veranstaltung? I expect a big thank you and and an invite for steak this weekend. Der
arme Parker versucht eine Spam-Schiene aufzuziehen, deren prospektive Opfer
nicht nur extrem leichtgläubig, sondern auch extrem vergesslich sind, und
alles, was dabei für ihn herausschauen soll, ist eine warme Mahlzeit?
Vielleicht sollten wir alle zusammenlegen, damit er uns
nicht vom Fleisch fällt.
(Ja, ihr Topcheckerhäschen, ich weiß schon: Es geht
natürlich nicht um das Steak. The beef
ist eben nicht dasselbe, sondern das sind die Aktien, die ich kaufen soll. Aber
ich soll sie auf den Rat eines Menschen hin kaufen, der behauptet, er habe mich
mit seinen Börsentipps reich gemacht. Was, da verrate ich jetzt kein Geheimnis,
nicht der Fall ist. Genauso gut könnte der gute Parker auf der Straße
wildfremden Leuten um den Hals fallen und behaupten, er sei ihr verschollener
Bruder. Bitte, Parker, ich lasse mich ja betrügen. Aber tu wenigstens so, als
ob du dir Mühe gäbest.)
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