Ihr seid ja jetzt schon große
Lesehäschen, deshalb setzt euch zu mir, ich will euch etwas erzählen. Wisst
ihr, wo die kleinen Substantive
herkommen? Vielleicht habt ihr im
Internet schon einmal etwas gesehen, das euch verwirrt hat, und nun seid ihr
unsicher und wisst nicht, was mit eurer Zunge geschieht. Nur ruhig, euer
Kolumnator ist auch ganz vorsichtig!
Also: Die Substantive entstehen
auf unterschiedliche Arten, wir wollen jetzt nicht alles aufzählen, das macht
auch mehr Spaß, wenn ihr es selber ausprobiert. Kurz: Oft geschieht es, dass
sich ein Adjektiv und ein Suffix ganz fest liebhaben.
Und dann kann es sein, dass am Ende ein neues Substantiv entsteht. Mit –heit
zum Beispiel können das schon Anfänger. So entsteht aus weise die Weisheit, aus dumm die Dummheit oder aus dunkel
die Dunkelheit. Aber Vorsicht: Wie
bei den Leuten darf sich nicht jedes Adjektiv einfach auf das kleine –heit stürzen und mit ihm ein neues Substantiv
machen, sonst geschehen hässliche Dinge wie etwa Großheit, Hellheit oder Geschicklichheit.
Die zwei müssen sich erst einmal kennenlernen, und dann merkt man schon, ob sie
zusammenpassen. Wichtig ist: Suffixe sind nützlich, um Adjektive in Substantive
zu verwandeln. -heit, -keit und der
Underdog -e sind da wahre
Tausendsassas. –e? höre ich euch
fragen? Ja eh –e: Weite, Kürze und so
weiter vermissten wir ohne -e
schmerzlich, woran man sieht, dass es auf dieses noch mehr ankommt als auf die
Größ-e oder Läng-e.
Warum ich euch das alles erzähle,
wo euch doch eh fad genug ist? Aufgemerkt: Mindestens ein Substantiv sieht aus,
als stammte es von einem Adjektiv. Doch das zugehörige Adjektiv existiert gar
nicht. Nämlich die allseits beliebte Süßigkeit. Dass es süß gibt, weiß ich. Doch das Substantiv zu süß ist
nicht Süßigkeit, sondern Süße. Warum also gibt es zu süß und Süße auch noch die Süßigkeit,
während wir ohne Langigkeit oder Großigkeit auskommen müssen?
Ja klar: Weil die Süßigkeit eben
nicht nur die Eigenschaft von Süßem ist, sondern der Genuss daran. Damit sind
wir endlich beim großen Thema unserer kleinen Sendung, nämlich den Koalitionsverhandlungen. Werden sie
kurz abgemacht, und werden wir bald erfahren, was die Kurzigkeit für Österreich bedeutet?
Apropos: Der Wahlkampf
ist ja gottlob vorbei, und Herr Sobotka ist bei seinem Dienstwagenunfall
unverletzt geblieben. Die Sprache ist aber aus der Kollision mit Peter Pilz
nicht ohne Blessuren hervorgegangen: „Da
gibt es einfach ein fehlendes Bewusstsein darüber, was gehört der Partei und
was gehört der Republik.“ kommentierte der Exgrüne (sind wir das jetzt
nicht alle?) Sobotkas Ausrutscher. Abgesehen
von der interessanten Konstruktion von Bewusstsein
mit darüber bleibt leider unklar, ob
das Bewusstsein nun existiert, aber woanders (weshalb es hier fehlt), oder ob
es nicht existiert, aber trotzdem da ist. Sobotka wollte nicht zurückstehen und
tat das Seine zur Verwahrlosung des
Ausdrucks: „Ich weiß, dass Herr Pilz Aufmerksamkeit braucht, weil er zu
wenig davon hat. Das auf dem Rücken Schwerverletzter zu tun, ist traurig.“ Hier bleibt er zwar schuldig,
was Pilz denn tut, (außer etwas zu
brauchen), belohnt uns aber mit einem Sprachbild, das die Schwerverletzten
nicht etwa in stabile Seitenlage bringt, sondern sie gleich umstandslos auf den
Bauch wälzt, damit Pilz auf ihren Rücken etwas „brauchen“ kann. Wenn ich ein
grüner Abgeordneter wäre, würde ich schauen, dass ich ihm in nächster Zeit nicht
über den Weg laufe. Schönes Wochenende!
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