Freitag, 9. Juli 2021

Spendengüte

 

Es gab einmal eine Zeit, o hilfsbereite Lesehäschen, da waren mund- und fußgemalte Grußkarten im Spendengeschäft häufig anzutreffen. Besonders die fußgemalten Kunstwerke machten Eindruck, zumal Daniel Day-Lewis Ende der 1980er sich als Fußmalerdarsteller einen Oscar abholen durfte. Warum die Fußmalerei solchen Eindruck machte, ist klar: Weil wir Grobmotoriker das nicht einmal mit den Händen zusammenbrächten.

Es wäre jedoch höchst unangebracht, Handlosen vorschreiben zu wollen, dass sie sich gerade auf die Malerei zu werfen haben. Vielleicht findet einer sein Heil eher in der Schriftstellerei, beim Drechseln, in der Buchhaltung oder in der Konditorbackstube. Wer läse nicht gern ein mundgeschriebenes Buch, säße an einem Tisch mit mundgedrechselten Beinen oder genösse die Ordnung einer mundgeführten Buchhaltung! Besonders, wenn der Wein dazu aus dem mundgeblasenen Glas hervorragend – na? – mundet.

Wie es aber vorstellbar ist, dass ein Mensch ohne den Gebrauch seiner Hände sich zur Zuckerbäckerei hingezogen fühlt, so ist es auch vorstellbar, dass ein Mensch lieber Backwerk genießt, das mit Händen als mit Füßen gefertigt wurde. Aber darf man das? Ist es menschlich zu rechtfertigen, dass man lieber Hand- als Fußpetitfours verzehrt? Was sagt das Marktamt dazu? Ist irgendwo geregelt, mit welchen Gliedmaßen ein Konditor zu Werke zu gehen hat? Nur daraus, dass die Zuckerbäckerei in der Gewerbeordnung als Handwerk definiert ist, lässt sich wohl kaum eine Diskriminierung der Handlosen rechtfertigen.

Völlig klar ist hingegen, dass Plasmaspenden super ist. Die ethischen Schwierigkeiten, die sich aus der Nutzung von Tieren ergeben, hat Douglas Adams ja einst zumindest theoretisch aus der Welt geschafft, indem er eine Kuh postulierte, die nicht nur gegessen werden will, sondern auch in der Lage ist, das deutlich zu artikulieren. Dass das funktioniert, beweist die Plasmaspende: Der Mensch begibt sich ins Plasmazentrum, um sich dort gegen Bezahlung Körperflüssigkeit abzapfen zu lassen, und niemand findet etwas daran auszusetzen. Ganz im Gegenteil: Man tut Gutes und bekommt auch noch Geld dafür, während man beim Roten Kreuz fürs Vollblut mit einem Paar Würstel – na? – abgespeist wird. Jetzt müssen wir es nur irgendwie hinkriegen, dass das Vieh freiwillig zur Melkstation kommt, um dort die Milch gegen – naja, also gegen irgendwas zu tauschen, womit Kühe sich einen netten Abend machen können.

Trotzdem bleibt natürlich ein eigenartiger Nachgeschmack. Teile seines Körpers zu verkaufen, auch wenn es flüssige Teile sind, ist doch etwas anderes, als sich eine Leistung abgelten zu lassen. Im immer wieder faszinierenden Bereich der Fäkaltransplantation entfalten Menschen ein segensreiches Wirken, deren Körperabfall in Sachen Mikrobesiedlung besonders glücklich bestückt ist. Ob sie dafür entlohnt und damit also tatsächlich zu Geldscheißern werden, ist eurem Ergebenen nicht bekannt, jegliche Bezahlung verblasste aber ohnehin zur Bedeutungslosigkeit neben dem Ehrentitel, den diese Premiumausscheider führen dürfen: Es sind die sogenannten Super Pooper. Schönes Wochenende!

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