Soll man, o bisweilen schon fast unheimlich ordnungsliebende Lesehäschen, überhaupt aufräumen?
Die Meinungen gehen dazu bekanntlich auseinander, wobei die San-Andreas-Verwerfung ebenso bekanntlich zwischen eher Teenagern und eher alten Säcken verläuft. Die einen sind der Ansicht, dass Aufräumen vergebene Liebesmüh’ sei, weil man die Sachen ja sowieso irgendwann wieder braucht. Deshalb kann man sich die Arbeit sparen, sie in Schränke und Laden zu schlichten. Stattdessen lässt man sie einfach griffbereit fürs nächste Mal liegen und hat zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.
Diesem Argument kann man sich schwer verschließen, vorausgesetzt, es sind ausreichend Quadratmeter vorhanden, um alles auszustreuen. Wenn die Hügelbildung einsetzt, zieht das Griffbereitschaftsargument natürlich nicht mehr.
Doch vorausgesetzt, dass jedes Glumpert seine horizontale Fläche findet und dazwischen noch Pfade freibleiben, die einen auch zu seltener benützten Besitztümern führen (Nudelmaschine, Frackweste, Osterlammbackform – diese Sachen), zahlt sich das Aufräumen aus?
Natürlich nicht. Man tut es nur für die Nachwelt, also die undankbare Brut, die zu faul ist, um auch nur das geringste bisschen Ordnung zu halten, doch eines Tages wird das alles dir gehören. Man tut es, um vor den Erben damit anzugeben, dass man nicht nur so viel Glumpert angehäuft hat, sondern auch noch die nötige Muße besaß, es zu kategorisieren.
Wer also vor der Entscheidung für oder gegen das Aufräumen steht, der muss nur die eingangs gestellte Frage beantworten, ob es genügend Fläche hat, um alles nebeneinander auszubreiten. Die Steinzeitmenschen haben nie aufgeräumt, weil für ein paar Faustkeile überall Platz ist und weil neben Jagen, Sammeln und ein bisschen Höhlenmalerei nach Feierabend auch gar keine Zeit mehr dafür blieb. Vielleicht sollten wir das Genießerprinzip der Aufräumguruette Marie Kondo („macht es mich glücklich?“) überwinden und, so wie in der Ernährung schon längst, den Paleo-Zugang neu zu entdecken: „Ist dafür Platz?“ Denn es gibt entweder zu viel Glumpert oder eine zu kleine Höhle, niemals aber die Notwendigkeit, aufzuräumen.
Und was ist mit dem Feedback der Woche? Na klar gibt es eines: Euer Ergebener verbrach ungefähr die Worte: Die Gebissbox hilft Ihnen, Fleisch- und Gemüseprothesen getrennt zu halten. Abholbereit sind Ihre Gebisse rund um die Uhr. So bleiben Sie jederzeit flexibel.
Man sieht sogleich, wo es hier hakt: Der Leser muss drei Sätze hintereinander aufnehmen, kauen, schlucken und verdauen. Außerdem brauchen wir mehr Ballaststoffe in Gestalt von Substantiven. Die Lösung kann nur lauten:
Die Gebissbox hilft Ihnen, Fleisch- und Gemüseprothesen getrennt zu halten und ermöglich Ihnen eine flexible, diskrete Abholung Ihrer Gebisse rund um die Uhr.
Man sieht also: Auch beim Texten kann man sich viel Arbeit sparen, wenn man einfach alles auf den Boden kippt. Wer etwas braucht, wird es schon aufklauben. Schönes Wochenende!
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