Es kommt, o teure Lesehäschen, immer darauf an, mit wem man sich einlässt. So lange ist es gar nicht her, da hattest du – wer erinnert sich noch? – plötzlich einen „Babyelefanten“ vor dir stehen, wenn du auf Sebastian gehört hast. Was natürlich die Frage aufwirft, ob Konstantin ein Babymensch, ein Menschenbaby oder noch etwas anderes ist. So ähnlich ist es, was keinen überraschen wird, bei den Wörtern. Auch für sie macht es einen Unterschied, ob sie brav Abstand halten oder ob Kampfkuscheln angesagt ist. Bei der Groß- und Kleinschreibung weiß man ja, wie wichtig die ist, wobei wir uns mit Schwachheiten wie „der gefangene floh“ nicht aufhalten müssen, denn wenn man anfängt, sich einen Kontext auszumalen, in dem das nicht eh klar ist, wird man nicht fertig damit. Schlagendere Beispiele hat sogar das Englische zu bieten, das ja bekanntlich mit Großbuchstaben nicht so freigebig ist. Wenn dir aber deine Freundin schreibt i helped my uncle jack off a horse, dann wirst du wahrscheinlich inständig hoffen, dass hier außer dem i noch ein Wort fälschlich kleingeschrieben wurde.
Auch bei der Getrennt- und Zusammenschreibung sollte man wissen, was man anstellt. Dies zeigt das Feedback der Woche. Denn euer Ergebener hatte geschrieben: Wer weiter reicht, erreicht mehr. Zurück kam die Frage: Was reichen wir weiter? Deshalb hier wieder einmal eine serviceorientierte Mitteilung, damit in Zukunft alles paletti läuft.
Also: Verben sind promiskuöse kleine Viecher, die sich bald einmal mit etwas paaren, das ihnen über den Weg läuft. So mit Substantiven (bergsteigen), mit Partikeln (aufgeben, zwischenlagern), mit Adverbien (zusammenschreiben) und so weiter. Da nehmen es die Verben nicht so genau. Manchmal bleibt die Geschichte aber platonisch. Das merkt man daran, dass dabei kein neues Wörtchen entsteht. Denn wenn wir etwas zusammen schreiben, dann sind wir nachher entweder beide stolz auf unser Werk, oder, was wahrscheinlicher ist, nur einer von uns hat etwas geschrieben, aber die Einser fürs gelungene Bioreferat holen wir uns beide ab. Wichtig ist aber: Wir waren zusammen, und wir haben geschrieben. Dabei ist kein „zusammenschreiben“ in die Welt gekommen.
Wenn wir hingegen etwas zusammenschreiben, dann deshalb, weil die neue Verbindung mehr ist als die Summe ihrer Teile. Man kann etwas klein schneiden oder kleinschneiden, am Schluss kommen jedenfalls Zwiebelwürfelchen heraus. Wenn man hingegen etwas großschreibt, dann bringt man wahrscheinlich genau so viele Buchstaben auf einer Seite unter, sie sehen aber anders aus. Deshalb wird hier zusammenschreiben jedenfalls zusammengeschrieben – was es bedeutet, erschließt sich nicht unmittelbar aus der Bedeutung seiner Einzelteile.
Im Feedback der Woche ist es natürlich noch ein bisschen komplizierter zugegangen, indem das Adverb weiter mit der Steigerung des Adjektivs weit verwechselt wurde. Wenn du weiter reichst, hast du längere Arme. Etwas weiterreichen kannst du sogar, wenn du ein längst ausgestorbener Tyrannosaurus rex bist. Ein frisch geschlüpfter T-Rex war übrigens noch ein ganzes Eckhaus kleiner als ein frisch geworfener Elefant, weshalb er in der Pandemie keinen Auftrag hatte. Schönes Wochenende!
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