Freitag, 10. Juni 2022

Ordnung

 

Es ist, meine teuren, aber nicht sonderlich leistungswilligen Lesehäschen, erst Anfang Juni! Niemand, tatsächlich niemand hat auf die Frage nach der korrekten Bezeichnung für, nunja, Ausübende des Zimmereiberufs, denen man mit Zimmermann oder Zimmerfrau auf den Schlips oder ein genderneutrales Accessoire stiege, auch nur eine depperte Antwort geliefert.

Notenkonferenz ist bitte erst übernächste Woche, Herrschaften, bis dahin erwarte ich mir gefälligst Mitarbeit! Die richtige Antwort lautet natürlich Zimmerperson, was den Vorteil hat, dass sich damit nicht nur die herkömmlichen Zimmerleute gemeint zu fühlen haben, die etwa mit einem Latthammer oder einem Kronenbohrer etwas anzufangen wissen, sondern, nehmt alles nur in allem, auch jene Zimmermädchen, -buben und sonstigen Zimmermenschen, deren Wirkungsgebiet nicht die Errichtung, sondern die Erhaltung einer ordentlichen Räumlichkeit ist. Wenn das keine Effizienzsteigerung ist, dann weiß ich auch nicht.

Ganz anders sieht es leider im Bereich der Musik-Apps aus. Angenommen, du hast einen guten Freund, der dir einst, als wir noch auf Dinosauriern zum Konsum geritten sind, nicht etwa eine Mix-CD gebrannt hat, sondern eine Serie von fünf Stück mit ungefähr 90 Nummern drauf. Er hat viel Zeit und Liebe darauf verwendet, und du willst das wertvolle Kompilat nicht mit den Selbstgebrannten untergehen lassen. Also rippst du die Dinger, man hat ja als alter Sack ein CD-Laufwerk parat.

Jetzt kommt der wichtige Teil: das Zeug so aufzubereiten, dass eine handelsübliche Musik-App die Stücke in der richtigen Reihenfolge abspielt, denn Shuffle wäre hier so wie Ketchup zum Schnitzel oder in Montana Steaksauce zum Steak (in Montana ist das anscheinend voll das No-Go). Man denkt sich zunächst, die App könnte die Reihenfolge des Rippens einhalten, irgendwie geht das aber nicht. Das Internet rät dir daher, am Anfang jedes Dateinamens eine hinreichend vielstellige Nummer einzufügen und die Stücke nach Namen zu ordnen.

Gesagt, getan. Natürlich dauert das, aber es hat ja auch gedauert , die CDs zu rippen sowie Interpret und Titel jeder Nummer zu ergänzen, da kommt es darauf auch nicht mehr an.

Nun hast du die Playlist auf dem Handy, ordnest sie nach Namen und drückst Play. Es ertönt als erstes Abgesang von Gustav, was nett ist, aber erst ungefähr an 70. Stelle kommen sollte. Nach einigem Herumprobieren stellst du fest, dass die App nicht imstande ist, die Lieder nach den Dateinamen zu ordnen. Wenn sie auch behauptet, das zu tun, so ordnet sie stattdessen doch trotzdem hartnäckig nach Titeln. Da war der Tipp aus dem Internet vielleicht doch nicht so gut. Es könnte natürlich auch an der doofen vorinstallierten App liegen. Schließlich gibt es noch ungefähr 5.000 andere Musik-Apps.

Machen wir es kurz: Anscheinend gibt es keine einzige App, die sich dazu bewegen lässt, die tatsächlichen Dateinamen als Ordnungsprinzip zu nutzen. Auch bei 90 Stücken auf der Playlist muss man sie manuell in die gewünschte Reihenfolge bringen.

Irgendwie musste euer Ergebener bei dieser Entdeckung an ein kürzlich erfolgtes Feedback denken: Zu abstrakt abgeholt!

Da kann man nur auf ein schönes Wochenende hoffen.

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