Heute, o sonst so friedfertige Lesehäschen, geht es zur Sache. Jetzt gibt es eine Abreibung, was aufs Maul, hinter die Löffel, auf die Glocke und wo sonst noch Platz ist beziehungsweise ein Hieb hinpasst wie Arsch auf Eimer, nämlich wie die Faust aufs Auge, also ganz hervorragend. Freilich nur in Notwehr, wir wollen ja niemanden angreifen. Allein zur Verteidigung erheben wir die Hand! Denn diese ist eine reine Defensivwaffe. Oder? Ehrlich gesagt: So genau vermag euer Ergebener das nicht zu sagen. Ob man jetzt eine Watschen kassiert, weil man zuvor aus heiterem Himmel jemandem die Unterhose zu den Schulterblättern gehievt hat, oder ob man einen Schwinger kassiert, weil man jemandem aus heiterem Himmel eine Watschen überreicht hat – eine Watschen ist eine Watschen, da beißt die Maus keinen Faden ab.
Anscheinend ist euer Zweckdichter diesbezüglich etwas unterbelichtet. Denn allerlei Auskenner äußern einschlägige Sorgen. Zuletzt übernahm Isolde Charim im Falter die habermassche Anschauung, dass die Lieferungen des Westens an die Ukraine „von defensiven zu offensiven Waffentypen“ anwüchsen. Ich muss gestehen, dass ich da auf der Leitung stehe. Wie hält man die beiden Sorten auseinander? Ja klar, ein Raketenabwehrsystem ist defensiv. Deshalb heißt es ja auch „Abwehr“. Genauso wie ein Stecken ein Hiebabwehrsystem ist, weil ich mit ihm (entsprechendes Training vorausgesetzt) gegen mich geführte Hiebe parieren kann. Die Sache ist halt: Diese zu parierenden Hiebe führt mein Angreifer ebenfalls mit einem Stecken. Der dann wohl eine Offensivwaffe ist. Wenn ich nun irgendwo einmarschiere und die Angegriffenen Raketen auf mich abschießen, verteidige ich mich dann mit meinem Raketenabwehrsystem, oder ist es Teil meines Angriffsarsenals? Und wenn umgekehrt wer bei mir mit Panzern einmarschiert und ich meinerseits Panzer auffahren lasse, was sind das dann für welche?
Mir ist die Unterscheidung, von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, so klar wie jene zwischen Blumen und Unkraut. Unkraut ist, was dir nicht taugt. Vielleicht finden es aber die Raupen extrem köstlich, ziehen sich dann eine Runde zurück, und hastdunichtgesehn, schon erfreut dich ein Schmetterling. Des einen Unkraut ist des andern Feldfrucht.
Es gibt freilich einen einfachen Ausweg, um ein für allemal zu klären, welche Waffen der Verteidigung dienen und welche nicht. Die mittelalterlichen Mönche halfen sich über die zahlreichen Fasttage hinweg, indem sie zum Beispiel den Biber ob seines schuppigen Schwanzes zum Fisch erklärten, sodass ein bisschen Abwechslung in den Speiseplan kam. Nichts liegt näher, als ein schlichtes Unterscheidungskriterium einzuführen: Wenn der Westen es der Ukraine liefert, ist es defensiv. Und schon können alle wieder ruhig schlafen, die Waffenlieferungen als „Kriegstreiberei“ sehen, wobei es in deren Reihen von Kulturschaffenden nur so wimmelt, während Leute, die aus einschlägiger Expertise ihren Lebensunterhalt ziehen, als zum Beispiel Militärs oder Konfliktforscher, hier konsequent mit Abwesenheit glänzen. Schönes Wochenende!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen