Als das Wünschen noch geholfen hat, o erinnerungsstarke Lesehäschen, war im Kino regelmäßig ein Spot zu sehen, der die Vorzüge dieses Mediums gegenüber dem Fernsehen hervorzuheben hatte. Man sah zuerst ein Fernsehbild in Originalgröße und dann im Vergleich dazu das Kinobild. Gleich wusste man Bescheid und investierte umso lieber wieder 50 Schilling in eine Kinokarte (im Admiralkino, die großen waren auch damals schon teurer), anstatt auf einen Fernseher zu sparen.
Heute ist das leider etwas schwieriger, wenn man eine Beamerleinwand daheim hat und hinreichend skrupellos ist, sich vom betrüblichen Angebot legaler Streaminganbieter der Piraterie in die Arme treiben zu lassen. Warum sollte man da nochmal gleich ins Kino gehen?
Antwort: Weil es halt doch nicht dasselbe ist. Man muss nicht so weit gehen, sich Eraserhead reinzupfeifen, über den im Falter einst ungefähr zu lesen war, es werde einem entrisch, wenn man sich klarmache, dass man mit lauter Wildfremden in einem dunklen Raum sitze, die alle Geld dafür bezahlt hätten, diesen Film zu sehen.
Dazu ist anmerken, dass Eraserhead großartig ist. Wer danach mehr Jack Nance sehen will, für den gibt es Twin Peaks, das natürlich ebenfalls großartig und viel, viel lustiger ist, als man es in Erinnerung hatte, besonders die erste Staffel.
Aber wir waren ja beim Kino. Selbst das bestausgestattete Heimkino ersetzt nicht das Lichtspielhaus, weil es einen Unterschied macht, ob man extra Schuhe angezogen und das Haus verlassen oder sich nur auf die Couch geworfen und die Fernbedienung gesucht hat. Deshalb, meine Teuren, gehet ins Kino! Selbst wenn der Film doof ist (das Zweckdichterbalg wurde durch Eternals so schnell dem MCU entwöhnt, da ist Pflasterabreißen eine chinesische Wasserfolter dagegen), hat man immerhin was erlebt.
Ob man hingegen allein oder in Gesellschaft ins Kino geht, ist ziemlich wurscht. Es ist ja eh dunkel, und mit munterem Geplauder macht man sich keine neuen Freunde.
Noch ein Vorteil des Kinos: Selbst wenn du dir im Multiplex voll gönnst, ist es immer noch ein billiges Vergnügen im Vergleich zum Auswärtsessen. Wenn man zu zweit drei Speisen und zwei Getränke verzwickt, wie kommt dann eine Zeche von 50 Euro zustande? Ganz einfach: Das große Soda Zitron kostet 4,80. Ja, echt. Vier Euro, achtzig Cent. Für Wasser mit Zitronensaft. Wenn wir annehmen, dass das Wasser zehn Cent kostet (was hoch gegriffen ist) und eine Biozitrone einen Euro, und wenn wir noch 80 Cent Steuer weglassen, dann bleiben knapp drei Euro fürs Pressen, Servieren, Reibach machen. Daraus lernen wir dreierlei:
Erstens ist die Regel, dass man nicht mehr in Schilling umrechnen soll, eine sehr gute Regel, weil man sonst womöglich draufkäme, dass man für diesen Beitrag einst ein Mittagsmenü UND ein Bier bekommen hat, und so hat die Inflation in den letzten dreißig Jahren echt nicht reingehauen.
Zweitens lernen wir, dass Kochbücher eine hervorragende Investition sind, weil man das Buch praktisch nach dem ersten Abendessen schon herinnen hat.
Drittens lernen wir, dass schlimmer immer geht. Ich kenne ein Lokal, dort kostet nicht nur das Glas Leitungswasser einen Euro (selbst dann, wenn du noch andere Getränke konsumierst). Dort kostet auch der Extrateller einen Euro, wenn du dir mit deiner Begleitung etwas teilen willst.
Wie gesagt: Kauft Kochbücher und geht vom Ersparten ins Kino. Schönes Wochenende!
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