Deutsch, o grammatikfeste Lesehäschen, ist schwierig. Klar gibt es schwierigere Sprachen. Eine einstige Kollegin eures Ergebenen lachte nur abfällig, wenn jemand mit „deutsche Sprache, schwere Sprache“ daherkam, denn sie war mit dem Polnischen vertraut. Auch vom Arabischen hört man, dass es nicht ohne sein soll.
Das tut der Tatsache aber keinen Abbruch, dass auch das Deutsche den einen oder anderen Fallstrick zu bieten hat. Zum Beispiel ist es mit der Pluralbildung nicht so easy-cheesy-lemon-squeezy wie zum Beispiel im Englischen, wo man ein s dranhängt und der Käse ist gegessen beziehungsweise, wie man auf Schwäbisch sagt, der Kittel geflickt, wobei im Schwäbischen jegliches äußere Oberbekleidungsstück ein Kittel sein kann, auch dein Armanisakko.
Im Deutschen ist es mal so, mal so. Der Plural von Streik zum Beispiel ist Streiks, was eventuell damit zu tun haben könnte, dass es aus dem Englischen stammt. Der Plural von Streit ist aber, und hier sehe ich die ZEIT scharf an, deshalb nicht einfach analog Streits, weil Streit eben nichts Englisches hat, sondern Streite. Ist aber eh wurscht, weil man Streite so oft braucht wie Milche (heißt wirklich so). Man behilft sich stattdessen mit Streitigkeiten, Streitereien, Meinungsverschiedenheiten oder eventuell sogar Prügeleien.
Leider ist zumindest Duden mit sich uneins, wie der Plural fremder oder zumindest fremdartiger Wörter zu handhaben sei. Über den Streik, der sein englisches -s behalten darf, haben wir bereits gesprochen. Seltsamerweise besteht Duden aber darauf, dass der Plural von Motto nicht etwa Motti laute, obgleich das Motto eins-a italienisch ist, sondern Mottos. Beim Cappuccino und Espresso lässt Duden beides zu, ebenso wie beim Salto. Wenn du allerdings „zwei Espressos“ bestellst, bekommst du hoffentlich, was du verdienst, nämlich zwei Starbucks-Spezialitäten zu je 4,79. Da soll sich noch einer auskennen. Und warum haben wir zwei Computer, die Engländer aber two computers?
Über die Stiefel und Brezeln müssen wir uns hoffentlich nicht auslassen, das ist ja der Deppenapostroph des gewieften Pluralbildners. Im Zuge der Recherche für diese Kolumne hat euer Ergebener übrigens eine Runde gegooglet – für euch ist mir kein Aufwand zu hoch! – und dabei eine Seite gefunden, die Aufschluss über „komplizierte Plurale“ verhieß. Misstrauen weckte der Satzanfang „Hinzukommen Nomen, die …“, und die folgende Tabelle enttäuschte denn auch nicht: Die Mehrzahl von Bonus und Globus, so die Seite, laute jeweils (ohne Alternativen) Bonusse und Globusse, jene von Lexikon allen Ernstes Lexiken. Angesichts dessen würde ich mir von „leemeta-übersetzungen.de“ eher nichts über Sprachen weismachen lassen, die ich nicht selber beherrsche. Denn ehrlich: Klar stehen diese Formen im Duden. Mit ihrer Verwendung ist es allerdings so wie mit weißen Socken in Trekkingsandalen. Es gibt kein Gesetz dagegen, aber es sieht halt schon richtig kacke aus. Schöne Wochenenden!