Freitag, 1. März 2024

Fremd

 

Die gute Nachricht, o positiv gestimmte Lesehäschen, ist: Der Winter ist doch nicht komplett an eurem Ergebenen vorbeigerauscht. Das letzte Wochenende bot zwei einwandfreie, ja sogar glorreiche Pistentage, einzig gewürzt mit dem Wermutstropfen, dass ich zu feig war, das gute Brett auszupacken. 

Äußerst fragwürdig ist hingegen dieser Satz aus einem Interview im jüngsten Falter

„Auch ich bin es leid, wenn mich ein Typ sitzen lässt oder ghosted.“ Abgesehen von der Frage, ob man das wirklich „leid ist“ anstatt dass es einem auf die Nerven geht, einen verletzt oder beleidigt, weil man ja schließlich (hoffentlich) nur einmal sitzengelassen wird (ja, das kann man ruhig zusammenschreiben), während man Ärgernisse erst nach wiederholtem Vorkommen leid zu werden pflegt, müssen wir anscheinen klären, wie man Fremdwörter konjugiert.

Antwort:

Man konjugiert sie so, wie es im Deutschen vorgesehen ist. Sonst wären es ja keine Fremdwörter, man könnte stattdessen gleich ausländisch sprechen. Wenn dich also die Polizei im Visier hat, weil du ein verdächtiger Schlingel bist, dann observiert dich der aktuell zuständige Beamte. Er „observat“ dich nicht, auch wenn das im Lateinischen so heißt. Wenn du dich für etwas einsetzt, dann engagierst du dich, obgleich du dich im Französischen „engages“ (oder meinetwegen „investis“) würdest. 

Und wenn dein Ex so tut, als gäbe es dich nicht, dann „ghosted“ er dich nicht, er ghostet dich selbstverständlich. Selbst in Ostösterreich wollen wir diesen kleinen, feinen Unterschied zwischen harten und weichen Plosiven nicht sterben lassen, denn wenn wir ihn vergessen, ist auch der klassische Witz dahin, ob man eh wisse, was beim Glauben am höchsten sei. Und das wäre ja sehr schade.

Freilich liegt der Fall noch ein Alzerl komplizierter, weil die Gute ja eigentlich sagen hätte müssen „wenn mich ein Typ sitzen lässt oder ghosts“, da „ghosted“ weder auf Deutsch noch auf Englisch hinpasst.

Abschließend eine Information im öffentlichen Interesse: Sogenannte „Puppy Pads“ sind ein Blödsinn. Für Uneingeweihte: Ein Puppy Pad ist eine Pinkelmatte für Welpen, deren Haltern es nicht zuzumuten ist, dass sie mit dem Kleinen ständig rausgehen, auf dass er stubenrein werde. Stattdessen bringt man ihnen bei, auf die Matte zu urinieren, die man dann irgendwann hinauslegt, wonach der Hund ohne Schwierigkeiten lernt, dass er sich nun draußen zu entleeren habe.

Wenn man hingegen Glück hat, lernt der Hund stattdessen, sich auf weichen Unterlagen zu entleeren. Er ist dann auf Parkett und Fliesen stubenrein. Im Bedarfsfall hüpft er aber aufs Bett, und was dann kommt, kann man sich ausmalen. Dies allerdings tatsächlich ohne Schwierigkeiten.

Schönes, trockenes Wochenende!

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