Wir müssen, o reisefreudige Lesehäschen, über die ÖBB reden. Das ist immer noch besser als über die Deutsche Bahn zu reden, die kürzlich dafür gesorgt hat, dass die bessere Zweckdichterhälfte zuerst auf dem Weg nach Augsburg in Salzburg hängen blieb, weil die DB pünktlich war, und dann auf dem von Augsburg in Salzburg hängen blieb, weil die DB Verspätung hatte.
Nein, heute geht es um die Durchsagen. Wir hatten gerade erst die Seltsamkeit, dass ein Typ „dich ghosted“ (jetzt oder früher?). Die ÖBB ghostet einen auch manchmal, und zwar in den letzten Monaten mit beunruhigender Häufigkeit schon am Startbahnhof oder kurz danach. Wie man hört, liegt das daran, dass die ÖBB ihrerseits von Siemens oder irgendwem geghostet wird, wenn die ÖBB anklopfen und sagen, dass sie dann gern mal das bestellte Wagenmaterial hätten. Wie auch immer: Ums Ghosten geht es heute nicht, sondern ums Ankommen, wenn es denn endlich der Fall ist. Darüber wird man auf Englisch informiert: „We will shortly arrive Wels“ (zum Beispiel).
Und ich frage: Warum zum Geier? Man arrivet vielleicht home. Aber man arrivet IN Wels. Oder von mir aus auch AT Wels. Aber man arrivet nicht einfach Wels. Man wohnt ja schließlich auch home, aber man wohnt nicht Wien, sondern in Wien. Sollte echt nicht so schwer sein.
Wenn die ÖBB das hinkriegen, muss nur noch das mit dem WLAN ein bisschen besser funktionieren, und es ist alles gucci. Man darf die Hoffnung nicht aufgeben, das sieht man an Jasper Fforde, der nach zwölf Jahren nun doch noch die Fortsetzung des sehr lustigen Shades of Grey (nein, das andere) geliefert hat.
Möglicherweise ist es aber von langer Hand geplant, dass wir „Wels arriven“ und nicht in Wels, weil ja alle jünger werden müssen. Also nicht die Leute (wie sollte das auch gehen), sondern die Unternehmen, wobei „jünger werden“ nur bedeutet, dass man jüngere Kunden gewinnen will, weil die länger solche bleiben, ehe sie das Zeitliche segnen und damit aus dem Kundenkreis, nun ja, hinauswachsen.
Vielleicht arriven wir also deshalb Wels, weil „die Jugend“ ja auch „Billa geht“ und nicht „zum Billa“.
Wahrscheinlich ist aber die Wahrheit, wie so oft, deutlich langweiliger, und es hat sich nur irgendwer akustisch aufs Glatteis führen lassen. Auf Deutsch kommen nämlich Züge der ÖBB nirgends an. Sie „erreichen“ Wels, was zugegebenermaßen vage an „arriven“ erinnert. Damit haben wir endlich den Salat und auch den Beweis, dass Stermann und Grissemann mit ihrer Behauptung, Englisch sei Deutsch, vollrohr richtig lagen. Schönes Wochenende!
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