Verschiedentlich haben in den letzten Wochen wertvolle
Menschen ein schätzbares Ansinnen an mich herangetragen. Ich möge, so jene, die
immer noch an das Gute glauben, jemanden, die Hofer zu wählen plane, dazu bewegen, davon abzustehen.
Nämlich wie? Nämlich mit der Kraft der Argumentation.
Dies nehme ich als gegebenen Anlass für eine bedauerliche,
aber unvermeidliche Verlautbarung:
Das
geht leider nicht.
Soweit ich die Lage überblicke, sind Argumente ebenso
geeignet zur Überzeugung von Hofer-Wählern wie ein Gabelschlüsselsatz für einen
Gottesbeweis. Ich habe nach Kräften
nachgedacht und bin zu dem Schluss gelangt, dass Hofer-Wähler in der Regel
anderweitig zu dem ihren gefunden haben. Denn wer Hofer wählt, beweist damit
nicht automatisch, dass er kein Verständnis für rationale Argumentation hat,
sondern nur, dass die nicht immer den Ausschlag geben muss. Wir aufgeweckten
Zeitungskonsumentinnen und Social-Media-Userinnen
wissen ja, dass Hofer Wasser predigt und Wein trinkt, dass er sich erfundener
Argumente bedient, dass er Versprechungen macht, die er niemals einlösen wird,
und so weiter und noch mehr. Von der Frage, wie rechts oder rechtsextrem Hofer
ist oder nicht ist, schweigen wir getrost, weil die Antwort für die Einstellung
seiner Wählerschaft entweder unerheblich ist oder genau zum Gegenteil dessen
führt, was jene sich erhoffen, die immer wieder nachweisen wollen, dass Hofer
aber schon bei den Neonazis oder Identitären oder weißichwem anstreift. Geschenkt! Denn Hofers Klientel wird
ihn nicht wählen, weil er mehr oder weniger weit rechts steht. Genauso wenig
wie mein alter Kumpel Herb den einen Song lieber hört, weil er ihn mit 33
abspielt und den anderen aber mit 45.
Wer Hofer wählt, so glaube ich, will sich keinen Vertreter wählen, sucht gar nicht einen Präsidenten, der möglichst
für seine (des Wählers) Ansichten steht, hat gar kein Bild von einem Österreich, das anders aussieht als das
jetzige und in das uns Hofer führen soll.
Hofer-Wähler sind auf etwas anderes und Tieferes aus: Sie
wählen keinen Politiker. Sie wählen das Gefühl, zu etwas zu gehören, das größer ist als sie selbst. Hofer bringt
in ihr Leben etwas, das mit der lebenslangen Anstellung, dem stetigen
Besserwerden und dem überschaubaren Grad der Beschleunigung des Lebens
verlorengegangen ist. Das Kreuz bei Nobsi stiftet für die Betreffenden Sinn,
der über das zu besetzende Amt und auch die politische Sphäre weit
hinausreicht. Es hätte tatsächlich keinen, ihnen das wegargumentieren zu
wollen. Wenn Harry Potter auf seinem
Besen dem kleinen goldenen Ball nachhetzt, wer stellt sich ihm in den Weg, um
ihm zu erklären, dass er in Wahrheit gar nicht fliegen kann? Dabei kann nichts
herauskommen als ein schmerzhafter Absturz und die Gewissheit, wer daran schuld
ist.
Was also tun?
Ich sehe nur eine Möglichkeit: Wir gehen alle NICHT wählen
und fechten die Wahl dann an, weil weniger als die Hälfte der Wahlberechtigten
teilgenommen haben. Ist zwar in der Verfassung nicht vorgesehen. Das war die
kommende Wahlwiederholung aber auch nicht. Bei der nunmehr bekannten Lese- und Rechenschwäche der
Verfassungsrichter gebe ich der Sache gute Chancen.